schlaff herabsinken lassen, daß kein Herz in der matten Athmosphäre frei schlagen könnte. Das Fegefeuer der Langenweile müßte mit steigender Angst in den Himmel der Einsam- keit zurücktreiben, und selbst die junge Brust mit Ekel gegen solch nüchternes Umhertrei- ben erfüllen.
Soll sich aber der heitere Wunsch an den Augenblick knüpfen, und ein lebendiger Sinn Folge und Bedeutung hineinlegen, kurz in dem Lebendigen mitleben, so sprin- gen, wie durch unsichtbaren Druck, alle ge- heime Federn menschlicher Anforderungen mit Blitzesschnelle in die Höhe. -- Der Widerspruch zwischen unwillkührlichem Em- pfinden und bewußtem Denken ist geweckt, Herz und Gesinnung stehen einander rebel- lisch und zurückzügelnd entgegen, das Jnnere kann nicht unerschüttert bleiben. Was be- dingt nicht die Rothwendigkeit allein, dem Kreise, dem man sich anschließt, wohlgefällig erscheinen zu wollen? Soll dies Wohlgefal- len dem Ohngefähr überlassen, oder durch den möglichst glücklichen Eindruck der Er-
ſchlaff herabſinken laſſen, daß kein Herz in der matten Athmosphaͤre frei ſchlagen koͤnnte. Das Fegefeuer der Langenweile muͤßte mit ſteigender Angſt in den Himmel der Einſam- keit zuruͤcktreiben, und ſelbſt die junge Bruſt mit Ekel gegen ſolch nuͤchternes Umhertrei- ben erfuͤllen.
Soll ſich aber der heitere Wunſch an den Augenblick knuͤpfen, und ein lebendiger Sinn Folge und Bedeutung hineinlegen, kurz in dem Lebendigen mitleben, ſo ſprin- gen, wie durch unſichtbaren Druck, alle ge- heime Federn menſchlicher Anforderungen mit Blitzesſchnelle in die Hoͤhe. — Der Widerſpruch zwiſchen unwillkuͤhrlichem Em- pfinden und bewußtem Denken iſt geweckt, Herz und Geſinnung ſtehen einander rebel- liſch und zuruͤckzuͤgelnd entgegen, das Jnnere kann nicht unerſchuͤttert bleiben. Was be- dingt nicht die Rothwendigkeit allein, dem Kreiſe, dem man ſich anſchließt, wohlgefaͤllig erſcheinen zu wollen? Soll dies Wohlgefal- len dem Ohngefaͤhr uͤberlaſſen, oder durch den moͤglichſt gluͤcklichen Eindruck der Er-
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ſchlaff herabſinken laſſen, daß kein Herz in
der matten Athmosphaͤre frei ſchlagen koͤnnte.
Das Fegefeuer der Langenweile muͤßte mit
ſteigender Angſt in den Himmel der Einſam-
keit zuruͤcktreiben, und ſelbſt die junge Bruſt
mit Ekel gegen ſolch nuͤchternes Umhertrei-
ben erfuͤllen.
Soll ſich aber der heitere Wunſch an
den Augenblick knuͤpfen, und ein lebendiger
Sinn Folge und Bedeutung hineinlegen,
kurz in dem Lebendigen mitleben, ſo ſprin-
gen, wie durch unſichtbaren Druck, alle ge-
heime Federn menſchlicher Anforderungen
mit Blitzesſchnelle in die Hoͤhe. — Der
Widerſpruch zwiſchen unwillkuͤhrlichem Em-
pfinden und bewußtem Denken iſt geweckt,
Herz und Geſinnung ſtehen einander rebel-
liſch und zuruͤckzuͤgelnd entgegen, das Jnnere
kann nicht unerſchuͤttert bleiben. Was be-
dingt nicht die Rothwendigkeit allein, dem
Kreiſe, dem man ſich anſchließt, wohlgefaͤllig
erſcheinen zu wollen? Soll dies Wohlgefal-
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den moͤglichſt gluͤcklichen Eindruck der Er-
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Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/97>, abgerufen am 07.05.2024.
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