nach und nach den frischen jugendlichen Trieb des Herzens durch absichtliche Rich- tungen verkrüppeln, und schalen Selbstge- nuß an die Stelle froh getheilter Heiterkeit schieben.
Es hat wirklich das Ansehen, als könn- ten wir die Blüten, welche die Natur müt- terlich durch die Steppen des Lebens säete, nur gepreßt und getrocknet zu wissenschaftli- chem Gebrauche benutzen. Alles, auch das blühende Talent, gestaltet sich zu einem Ge- genstand der Kritik und anatomischer Zerle- gung. Absichtlich, bewußt und selb- stisch wird gegeben, was Andre mit kal- ter Spannung, befangen und kunst- richterlich aufnehmen.
Dürfen wir das bloße Zusammensein Gesellschaft nennen, wenn sich die Neigun- gen nicht gesellig einen? Aller Verkehr ein Richten und Gerichtetwerden ist? Die Hei- terkeit entflieht, und Langeweile und Kri- tik auf ihren verlassenen Sitzen Platz neh- men? --
Auf diese Weise gibt es keine andere
nach und nach den friſchen jugendlichen Trieb des Herzens durch abſichtliche Rich- tungen verkruͤppeln, und ſchalen Selbſtge- nuß an die Stelle froh getheilter Heiterkeit ſchieben.
Es hat wirklich das Anſehen, als koͤnn- ten wir die Bluͤten, welche die Natur muͤt- terlich durch die Steppen des Lebens ſaͤete, nur gepreßt und getrocknet zu wiſſenſchaftli- chem Gebrauche benutzen. Alles, auch das bluͤhende Talent, geſtaltet ſich zu einem Ge- genſtand der Kritik und anatomiſcher Zerle- gung. Abſichtlich, bewußt und ſelb- ſtiſch wird gegeben, was Andre mit kal- ter Spannung, befangen und kunſt- richterlich aufnehmen.
Duͤrfen wir das bloße Zuſammenſein Geſellſchaft nennen, wenn ſich die Neigun- gen nicht geſellig einen? Aller Verkehr ein Richten und Gerichtetwerden iſt? Die Hei- terkeit entflieht, und Langeweile und Kri- tik auf ihren verlaſſenen Sitzen Platz neh- men? —
Auf dieſe Weiſe gibt es keine andere
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[88/0092]
nach und nach den friſchen jugendlichen
Trieb des Herzens durch abſichtliche Rich-
tungen verkruͤppeln, und ſchalen Selbſtge-
nuß an die Stelle froh getheilter Heiterkeit
ſchieben.
Es hat wirklich das Anſehen, als koͤnn-
ten wir die Bluͤten, welche die Natur muͤt-
terlich durch die Steppen des Lebens ſaͤete,
nur gepreßt und getrocknet zu wiſſenſchaftli-
chem Gebrauche benutzen. Alles, auch das
bluͤhende Talent, geſtaltet ſich zu einem Ge-
genſtand der Kritik und anatomiſcher Zerle-
gung. Abſichtlich, bewußt und ſelb-
ſtiſch wird gegeben, was Andre mit kal-
ter Spannung, befangen und kunſt-
richterlich aufnehmen.
Duͤrfen wir das bloße Zuſammenſein
Geſellſchaft nennen, wenn ſich die Neigun-
gen nicht geſellig einen? Aller Verkehr ein
Richten und Gerichtetwerden iſt? Die Hei-
terkeit entflieht, und Langeweile und Kri-
tik auf ihren verlaſſenen Sitzen Platz neh-
men? —
Auf dieſe Weiſe gibt es keine andere
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Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/92>, abgerufen am 27.07.2024.
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