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Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826.

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lich ist, findet sich leicht vor. Die Phantasie
hat dabei nicht viel zu thun, und die Hoch-
zeit meist nur einen kleinen Umweg zu ma-
chen, das leichtgezähmte Geschick kommt ihr
willig auf halbem Wege entgegen. Jst es
damit Ernst, so hat der Traum ein Ende.
Alles findet seinen Platz und sieht sich wohl
begründet. War es nicht so gemeint? auch
gut! Ein freiwilliges Opfer schließt den
Roman anders. Nichts destoweniger kommt
ein jeder eben so wohl damit zurecht. --

Das würde nun weiter nicht sonderlich
viel schaden, wäre in dem ganzen Vorgange
Natur und Wahrheit. Allein mit Nieman-
dem spielt es sich leichter Komödie, als mit
sich selbst, und da die Rolle, welche nicht
über die nächste Aufgabe hinausgeht, leicht
erlernt ist, mit dem Kostüm und den sceni-
schen Anordnungen eben keine Aenderungen
vorgenommen werden dürfen: so schlüpft
man leicht aus sich hinaus in den ersten be-
sten fremden Charakter hinein, der immer
interessanter als der eig'ne erscheint.

Ob hierbei die Wahrhaftigkeit des Ge-

lich iſt, findet ſich leicht vor. Die Phantaſie
hat dabei nicht viel zu thun, und die Hoch-
zeit meiſt nur einen kleinen Umweg zu ma-
chen, das leichtgezaͤhmte Geſchick kommt ihr
willig auf halbem Wege entgegen. Jſt es
damit Ernſt, ſo hat der Traum ein Ende.
Alles findet ſeinen Platz und ſieht ſich wohl
begruͤndet. War es nicht ſo gemeint? auch
gut! Ein freiwilliges Opfer ſchließt den
Roman anders. Nichts deſtoweniger kommt
ein jeder eben ſo wohl damit zurecht. —

Das wuͤrde nun weiter nicht ſonderlich
viel ſchaden, waͤre in dem ganzen Vorgange
Natur und Wahrheit. Allein mit Nieman-
dem ſpielt es ſich leichter Komoͤdie, als mit
ſich ſelbſt, und da die Rolle, welche nicht
uͤber die naͤchſte Aufgabe hinausgeht, leicht
erlernt iſt, mit dem Koſtuͤm und den ſceni-
ſchen Anordnungen eben keine Aenderungen
vorgenommen werden duͤrfen: ſo ſchluͤpft
man leicht aus ſich hinaus in den erſten be-
ſten fremden Charakter hinein, der immer
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Ob hierbei die Wahrhaftigkeit des Ge-

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[75/0079] lich iſt, findet ſich leicht vor. Die Phantaſie hat dabei nicht viel zu thun, und die Hoch- zeit meiſt nur einen kleinen Umweg zu ma- chen, das leichtgezaͤhmte Geſchick kommt ihr willig auf halbem Wege entgegen. Jſt es damit Ernſt, ſo hat der Traum ein Ende. Alles findet ſeinen Platz und ſieht ſich wohl begruͤndet. War es nicht ſo gemeint? auch gut! Ein freiwilliges Opfer ſchließt den Roman anders. Nichts deſtoweniger kommt ein jeder eben ſo wohl damit zurecht. — Das wuͤrde nun weiter nicht ſonderlich viel ſchaden, waͤre in dem ganzen Vorgange Natur und Wahrheit. Allein mit Nieman- dem ſpielt es ſich leichter Komoͤdie, als mit ſich ſelbſt, und da die Rolle, welche nicht uͤber die naͤchſte Aufgabe hinausgeht, leicht erlernt iſt, mit dem Koſtuͤm und den ſceni- ſchen Anordnungen eben keine Aenderungen vorgenommen werden duͤrfen: ſo ſchluͤpft man leicht aus ſich hinaus in den erſten be- ſten fremden Charakter hinein, der immer intereſſanter als der eig’ne erſcheint. Ob hierbei die Wahrhaftigkeit des Ge-

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Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/79>, abgerufen am 07.05.2024.