Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826.Phantasie, wie ihren Gefühlen kein enges Es ist mir in den meisten Fällen immer Phantaſie, wie ihren Gefuͤhlen kein enges Es iſt mir in den meiſten Faͤllen immer <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0077" n="73"/> Phantaſie, wie ihren Gefuͤhlen kein enges<lb/> Ziel geſteckt haben.</p><lb/> <p>Es iſt mir in den meiſten Faͤllen immer<lb/> ſehr ſonderbar vorgekommen, welche Scheu<lb/> aͤltere Frauen vor Jdealen hegen, und wes-<lb/> halb ſie die Jugend um den Vorzug brin-<lb/> gen wollen, ſolche zu <hi rendition="#g">traͤumen,</hi> wenn ſie<lb/> deſſen faͤhig iſt. Romane leſen wird aus<lb/> obigem Grunde in der guten Erziehung ver-<lb/> boten, und es iſt einer der Artikel, auf<lb/> welche Gouvernanten bei Antritt ihrer Funk-<lb/> tionen ſchwoͤren muͤſſen, keine der gefaͤhrli-<lb/> chen Schriften ihren Zoͤglingen in die Hand<lb/> zu geben. Nichts deſtoweniger nimmt Nie-<lb/> mand Anſtand, die empfaͤnglichen Gemuͤther<lb/> oft ſehr unromantiſche Liebesgeſchichten der<lb/> naͤchſten Umgebung hoͤren, ja ſehen zu laſ-<lb/> ſen, und mehrfach erlebte ich, daß die be-<lb/> ſonnenen Waͤchterinnen mit unſaͤglichem Kitzel<lb/> und prahlhafter Uebertreibung die Succeſſe<lb/> einer eben aufgetretenen Tochter in ihrer Ge-<lb/> genwart ruͤhmten, die Leidenſchaften an den<lb/> Fingern aufzaͤhlten, welche das leichtglaͤu-<lb/> bige und zugleich unglaͤubige Kind, denn<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [73/0077]
Phantaſie, wie ihren Gefuͤhlen kein enges
Ziel geſteckt haben.
Es iſt mir in den meiſten Faͤllen immer
ſehr ſonderbar vorgekommen, welche Scheu
aͤltere Frauen vor Jdealen hegen, und wes-
halb ſie die Jugend um den Vorzug brin-
gen wollen, ſolche zu traͤumen, wenn ſie
deſſen faͤhig iſt. Romane leſen wird aus
obigem Grunde in der guten Erziehung ver-
boten, und es iſt einer der Artikel, auf
welche Gouvernanten bei Antritt ihrer Funk-
tionen ſchwoͤren muͤſſen, keine der gefaͤhrli-
chen Schriften ihren Zoͤglingen in die Hand
zu geben. Nichts deſtoweniger nimmt Nie-
mand Anſtand, die empfaͤnglichen Gemuͤther
oft ſehr unromantiſche Liebesgeſchichten der
naͤchſten Umgebung hoͤren, ja ſehen zu laſ-
ſen, und mehrfach erlebte ich, daß die be-
ſonnenen Waͤchterinnen mit unſaͤglichem Kitzel
und prahlhafter Uebertreibung die Succeſſe
einer eben aufgetretenen Tochter in ihrer Ge-
genwart ruͤhmten, die Leidenſchaften an den
Fingern aufzaͤhlten, welche das leichtglaͤu-
bige und zugleich unglaͤubige Kind, denn
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |