haft zu leiten? Ob es überall möglich sey, ohne Vergleichungspunkt zu vergleichen, ohne Jdeal zu würdigen? und ob dieses so von selbst in der Dunkelheit eines unerforsch- tem Jnnern gefunden werde? Oder, ob das Urtheil, wie jedes freie, geistige Vermögen, im Menschen entwickelt, aufgezogen und ge- bildet werden müsse?
Wenn der Ausspruch: Es gefällt mir, oder es gefällt mir nicht, entscheidet, so giebt es keine Streitfrage mehr über gut und schlecht. Alles steht ohngefähr auf der- selben Stufe und nur ganz individuelle Be- ziehungen bestimmen, in wiefern ein Roman, ein Schauspiel, ein Gedicht sich meiner Art und Weise anpaßt oder nicht? Jn anderer, als in dieser Hinsicht hat es keinen Werth, ja, es ist nicht da.
Und bliebe es nur noch bei diesem höchst naivem Wohlgefallen oder Tadel, so ließe sich doch eine gewisse Wahrheit des Gefühls in dem Urtheile entdecken, allein, wir haben wohl weiter oben gesehen, welcher Herrsche- rin selbst die Gefühle unterthan sind. Die
haft zu leiten? Ob es uͤberall moͤglich ſey, ohne Vergleichungspunkt zu vergleichen, ohne Jdeal zu wuͤrdigen? und ob dieſes ſo von ſelbſt in der Dunkelheit eines unerforſch- tem Jnnern gefunden werde? Oder, ob das Urtheil, wie jedes freie, geiſtige Vermoͤgen, im Menſchen entwickelt, aufgezogen und ge- bildet werden muͤſſe?
Wenn der Ausſpruch: Es gefaͤllt mir, oder es gefaͤllt mir nicht, entſcheidet, ſo giebt es keine Streitfrage mehr uͤber gut und ſchlecht. Alles ſteht ohngefaͤhr auf der- ſelben Stufe und nur ganz individuelle Be- ziehungen beſtimmen, in wiefern ein Roman, ein Schauſpiel, ein Gedicht ſich meiner Art und Weiſe anpaßt oder nicht? Jn anderer, als in dieſer Hinſicht hat es keinen Werth, ja, es iſt nicht da.
Und bliebe es nur noch bei dieſem hoͤchſt naivem Wohlgefallen oder Tadel, ſo ließe ſich doch eine gewiſſe Wahrheit des Gefuͤhls in dem Urtheile entdecken, allein, wir haben wohl weiter oben geſehen, welcher Herrſche- rin ſelbſt die Gefuͤhle unterthan ſind. Die
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haft zu leiten? Ob es uͤberall moͤglich ſey,
ohne Vergleichungspunkt zu vergleichen, ohne
Jdeal zu wuͤrdigen? und ob dieſes ſo von
ſelbſt in der Dunkelheit eines unerforſch-
tem Jnnern gefunden werde? Oder, ob das
Urtheil, wie jedes freie, geiſtige Vermoͤgen,
im Menſchen entwickelt, aufgezogen und ge-
bildet werden muͤſſe?
Wenn der Ausſpruch: Es gefaͤllt mir,
oder es gefaͤllt mir nicht, entſcheidet, ſo
giebt es keine Streitfrage mehr uͤber gut
und ſchlecht. Alles ſteht ohngefaͤhr auf der-
ſelben Stufe und nur ganz individuelle Be-
ziehungen beſtimmen, in wiefern ein Roman,
ein Schauſpiel, ein Gedicht ſich meiner Art
und Weiſe anpaßt oder nicht? Jn anderer,
als in dieſer Hinſicht hat es keinen Werth,
ja, es iſt nicht da.
Und bliebe es nur noch bei dieſem hoͤchſt
naivem Wohlgefallen oder Tadel, ſo ließe
ſich doch eine gewiſſe Wahrheit des Gefuͤhls
in dem Urtheile entdecken, allein, wir haben
wohl weiter oben geſehen, welcher Herrſche-
rin ſelbſt die Gefuͤhle unterthan ſind. Die
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Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/64>, abgerufen am 27.07.2024.
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