hervorgeht, sollte man da nicht einmal ver- suchen, alle die einzelnen Fäden höher an- zuknüpfen? die unzulänglichen Bedeutungen in ein klares, genügendes Erkennen zusam- menzufassen? Mit einem Worte, sollte man nicht erröthen, auf halbem Wege stehen ge- blieben zu sein, da Alles um uns her Auf- forderung wird, die gestörte Uebereinstim- mung zwischen Gebot und Willen wieder herzustellen?
Wir haben die Zügel auf den Hals ge- nommen und sind querfeldein gerannt. Von einer Richtung ist nicht mehr die Rede. Es gilt nur frei zu sein. Während dem greift aber von allen Seiten diese und jene Hand nach dem Lenkseile. Wir werden hin und her gezerrt, und sind wahrhaftig übel daran, da wir nicht einmal wissen, wer Herr mit uns spielt.
Es sind zumeist Rücksichten auf Schick- lichkeit und deren conventionelle Formen, welche Widerspruch erfahren. Und doch beruhen die Grundsätze aller geselligen Bildung gerade hierauf. Gewiß, es ertrüge es Niemand, in
hervorgeht, ſollte man da nicht einmal ver- ſuchen, alle die einzelnen Faͤden hoͤher an- zuknuͤpfen? die unzulaͤnglichen Bedeutungen in ein klares, genuͤgendes Erkennen zuſam- menzufaſſen? Mit einem Worte, ſollte man nicht erroͤthen, auf halbem Wege ſtehen ge- blieben zu ſein, da Alles um uns her Auf- forderung wird, die geſtoͤrte Uebereinſtim- mung zwiſchen Gebot und Willen wieder herzuſtellen?
Wir haben die Zuͤgel auf den Hals ge- nommen und ſind querfeldein gerannt. Von einer Richtung iſt nicht mehr die Rede. Es gilt nur frei zu ſein. Waͤhrend dem greift aber von allen Seiten dieſe und jene Hand nach dem Lenkſeile. Wir werden hin und her gezerrt, und ſind wahrhaftig uͤbel daran, da wir nicht einmal wiſſen, wer Herr mit uns ſpielt.
Es ſind zumeiſt Ruͤckſichten auf Schick- lichkeit und deren conventionelle Formen, welche Widerſpruch erfahren. Und doch beruhen die Grundſaͤtze aller geſelligen Bildung gerade hierauf. Gewiß, es ertruͤge es Niemand, in
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0027"n="23"/>
hervorgeht, ſollte man da nicht einmal ver-<lb/>ſuchen, alle die einzelnen Faͤden <hirendition="#g">hoͤher</hi> an-<lb/>
zuknuͤpfen? die unzulaͤnglichen Bedeutungen<lb/>
in ein klares, genuͤgendes Erkennen zuſam-<lb/>
menzufaſſen? Mit einem Worte, ſollte man<lb/>
nicht erroͤthen, auf halbem Wege ſtehen ge-<lb/>
blieben zu ſein, da Alles um uns her Auf-<lb/>
forderung wird, die geſtoͤrte Uebereinſtim-<lb/>
mung zwiſchen Gebot und Willen wieder<lb/>
herzuſtellen?</p><lb/><p>Wir haben die Zuͤgel auf den Hals ge-<lb/>
nommen und ſind querfeldein gerannt. Von<lb/>
einer Richtung iſt nicht mehr die Rede. Es<lb/>
gilt nur frei zu ſein. Waͤhrend dem greift<lb/>
aber von allen Seiten dieſe und jene Hand<lb/>
nach dem Lenkſeile. Wir werden hin und<lb/>
her gezerrt, und ſind wahrhaftig uͤbel daran,<lb/>
da wir nicht einmal wiſſen, wer Herr mit<lb/>
uns ſpielt.</p><lb/><p>Es ſind zumeiſt Ruͤckſichten auf Schick-<lb/>
lichkeit und deren conventionelle Formen, welche<lb/>
Widerſpruch erfahren. Und doch beruhen<lb/>
die Grundſaͤtze aller geſelligen Bildung gerade<lb/>
hierauf. Gewiß, es ertruͤge es Niemand, in<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[23/0027]
hervorgeht, ſollte man da nicht einmal ver-
ſuchen, alle die einzelnen Faͤden hoͤher an-
zuknuͤpfen? die unzulaͤnglichen Bedeutungen
in ein klares, genuͤgendes Erkennen zuſam-
menzufaſſen? Mit einem Worte, ſollte man
nicht erroͤthen, auf halbem Wege ſtehen ge-
blieben zu ſein, da Alles um uns her Auf-
forderung wird, die geſtoͤrte Uebereinſtim-
mung zwiſchen Gebot und Willen wieder
herzuſtellen?
Wir haben die Zuͤgel auf den Hals ge-
nommen und ſind querfeldein gerannt. Von
einer Richtung iſt nicht mehr die Rede. Es
gilt nur frei zu ſein. Waͤhrend dem greift
aber von allen Seiten dieſe und jene Hand
nach dem Lenkſeile. Wir werden hin und
her gezerrt, und ſind wahrhaftig uͤbel daran,
da wir nicht einmal wiſſen, wer Herr mit
uns ſpielt.
Es ſind zumeiſt Ruͤckſichten auf Schick-
lichkeit und deren conventionelle Formen, welche
Widerſpruch erfahren. Und doch beruhen
die Grundſaͤtze aller geſelligen Bildung gerade
hierauf. Gewiß, es ertruͤge es Niemand, in
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/27>, abgerufen am 27.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.