lose puppenhaft und lächerlich. Es steht der Kritik als willkommne Zielscheibe blosgestellt. Keine Hand ist so ungeschickt, die nicht, in der Hoffnung des Gelingens, ihren plumpen Pfeil darauf abdrückte. Daher die zahllos wohlfeilen Späße über Gebräuche und Förm- lichkeiten alles dessen, was nur unter be- stimmten Bedingungen in's Leben treten kann, und namentlich über das Herkömm- liche im Wechselvereine der Gesell- schaft.
Dem würde man entgehen, wenn man nicht die Schale vom Kerne löste, und hohle Nüsse zum Spielwerk der Thoren auswürfe, statt die volle Frucht als gesunde Nahrung darzubieten.
Jn den guten alten Tagen, wo Zwang und Selbstverleugnung noch keine unerträg- liche Lasten waren, unterwarf man sich über- kommenen Gesetzen, ohne weiter viel dabei zu denken als: "es ist so!" Das Leben verlor nichts dabei an Frische, die That nichts an Energie. Der Mensch blieb bei- sammen, die Speculation hatte noch nicht
loſe puppenhaft und laͤcherlich. Es ſteht der Kritik als willkommne Zielſcheibe blosgeſtellt. Keine Hand iſt ſo ungeſchickt, die nicht, in der Hoffnung des Gelingens, ihren plumpen Pfeil darauf abdruͤckte. Daher die zahllos wohlfeilen Spaͤße uͤber Gebraͤuche und Foͤrm- lichkeiten alles deſſen, was nur unter be- ſtimmten Bedingungen in’s Leben treten kann, und namentlich uͤber das Herkoͤmm- liche im Wechſelvereine der Geſell- ſchaft.
Dem wuͤrde man entgehen, wenn man nicht die Schale vom Kerne loͤſte, und hohle Nuͤſſe zum Spielwerk der Thoren auswuͤrfe, ſtatt die volle Frucht als geſunde Nahrung darzubieten.
Jn den guten alten Tagen, wo Zwang und Selbſtverleugnung noch keine unertraͤg- liche Laſten waren, unterwarf man ſich uͤber- kommenen Geſetzen, ohne weiter viel dabei zu denken als: „es iſt ſo!‟ Das Leben verlor nichts dabei an Friſche, die That nichts an Energie. Der Menſch blieb bei- ſammen, die Speculation hatte noch nicht
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loſe puppenhaft und laͤcherlich. Es ſteht der
Kritik als willkommne Zielſcheibe blosgeſtellt.
Keine Hand iſt ſo ungeſchickt, die nicht, in
der Hoffnung des Gelingens, ihren plumpen
Pfeil darauf abdruͤckte. Daher die zahllos
wohlfeilen Spaͤße uͤber Gebraͤuche und Foͤrm-
lichkeiten alles deſſen, was nur unter be-
ſtimmten Bedingungen in’s Leben treten
kann, und namentlich uͤber das Herkoͤmm-
liche im Wechſelvereine der Geſell-
ſchaft.
Dem wuͤrde man entgehen, wenn man
nicht die Schale vom Kerne loͤſte, und hohle
Nuͤſſe zum Spielwerk der Thoren auswuͤrfe,
ſtatt die volle Frucht als geſunde Nahrung
darzubieten.
Jn den guten alten Tagen, wo Zwang
und Selbſtverleugnung noch keine unertraͤg-
liche Laſten waren, unterwarf man ſich uͤber-
kommenen Geſetzen, ohne weiter viel dabei
zu denken als: „es iſt ſo!‟ Das Leben
verlor nichts dabei an Friſche, die That
nichts an Energie. Der Menſch blieb bei-
ſammen, die Speculation hatte noch nicht
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Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/25>, abgerufen am 16.07.2024.
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