borgen, da Sympathie entstehen läßt, wo man auf ganz entgegengesetzten Eindruck schließen mußte.
Wenn auf solche Weise ein magisches Band höherere Kraft beurkundet, so darf die Ehe an und für sich einer geheimnißvol- len Weihe gewiß sein, die es unergründet und unbegriffen läßt, welche Anforderungen vorausgehen müssen?
Es liegt die dunkle, tief verhüllte Jdee von etwas so Großem, unaussprechlich Er- habenen einer alles umfassenden Liebe in je- der Brust. Das Unermeßliche der Ahndung allein ist so fortreißend, läßt die Erde, mit ihrer kleinen Gegenwart so tief unter sich, daß der Maasstab von einem Zustande der Seele, der so an das Ueberschwengliche streift niemals an Empfindungen anzulegen ist, die sich in die Realität hin einbilden, und durch sie bestimmt werden müssen. Man soll ihn auch nicht anlegen. Die Erde verliert nichts dabei, wenn man den Him- mel sein Recht läßt. Dieser spiegelt sich freundlich in ihr zurück, wird er nicht Ge-
borgen, da Sympathie entſtehen laͤßt, wo man auf ganz entgegengeſetzten Eindruck ſchließen mußte.
Wenn auf ſolche Weiſe ein magiſches Band hoͤherere Kraft beurkundet, ſo darf die Ehe an und fuͤr ſich einer geheimnißvol- len Weihe gewiß ſein, die es unergruͤndet und unbegriffen laͤßt, welche Anforderungen vorausgehen muͤſſen?
Es liegt die dunkle, tief verhuͤllte Jdee von etwas ſo Großem, unausſprechlich Er- habenen einer alles umfaſſenden Liebe in je- der Bruſt. Das Unermeßliche der Ahndung allein iſt ſo fortreißend, laͤßt die Erde, mit ihrer kleinen Gegenwart ſo tief unter ſich, daß der Maasſtab von einem Zuſtande der Seele, der ſo an das Ueberſchwengliche ſtreift niemals an Empfindungen anzulegen iſt, die ſich in die Realitaͤt hin einbilden, und durch ſie beſtimmt werden muͤſſen. Man ſoll ihn auch nicht anlegen. Die Erde verliert nichts dabei, wenn man den Him- mel ſein Recht laͤßt. Dieſer ſpiegelt ſich freundlich in ihr zuruͤck, wird er nicht Ge-
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borgen, da Sympathie entſtehen laͤßt, wo
man auf ganz entgegengeſetzten Eindruck
ſchließen mußte.
Wenn auf ſolche Weiſe ein magiſches
Band hoͤherere Kraft beurkundet, ſo darf
die Ehe an und fuͤr ſich einer geheimnißvol-
len Weihe gewiß ſein, die es unergruͤndet
und unbegriffen laͤßt, welche Anforderungen
vorausgehen muͤſſen?
Es liegt die dunkle, tief verhuͤllte Jdee
von etwas ſo Großem, unausſprechlich Er-
habenen einer alles umfaſſenden Liebe in je-
der Bruſt. Das Unermeßliche der Ahndung
allein iſt ſo fortreißend, laͤßt die Erde, mit
ihrer kleinen Gegenwart ſo tief unter ſich,
daß der Maasſtab von einem Zuſtande der
Seele, der ſo an das Ueberſchwengliche ſtreift
niemals an Empfindungen anzulegen iſt,
die ſich in die Realitaͤt hin einbilden, und
durch ſie beſtimmt werden muͤſſen. Man
ſoll ihn auch nicht anlegen. Die Erde
verliert nichts dabei, wenn man den Him-
mel ſein Recht laͤßt. Dieſer ſpiegelt ſich
freundlich in ihr zuruͤck, wird er nicht Ge-
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Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/228>, abgerufen am 16.07.2024.
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