mäße Formen eignet sich daher eben so we- nig wahres sittliches Sein zu begründen, als die Frivolität der Mode uns dieses verges- sen lassen kann. Was wird aber die noth- wendige Durchdringung beider vermitteln?
Jm tiefsten Grunde der Seele, in höch- ster und wahrhaftester Beziehung gewiß nur die Religion, die in ihrer himmlischen Rein- heit eben so sehr das Unrecht scheuet, als sie die Tugend liebenswürdig macht; in Be- zug auf die mannigfachen äußern Zusam- menstellungen der Gesellschaft, aber kann nichts als der Einfluß der Frauen, die getrennte Gemeinschaft des Sittlichen und Schicklichen zu einer und derselben Bedeutung zurückführen.
Er giebt eine so unwiederstehliche Wei- se das Edle und Schöne von den Menschen zu fordern, die Unschuld ist an und für sich so reizend, der unumwölkte, ungefesselte Geist in seinen freien Schwingungen so all- seitig, so in die Seele dringend, daß durch eine eigne Anziehungskraft die anmuthige und gescheute Frau den ächten guten Ton,
maͤße Formen eignet ſich daher eben ſo we- nig wahres ſittliches Sein zu begruͤnden, als die Frivolitaͤt der Mode uns dieſes vergeſ- ſen laſſen kann. Was wird aber die noth- wendige Durchdringung beider vermitteln?
Jm tiefſten Grunde der Seele, in hoͤch- ſter und wahrhafteſter Beziehung gewiß nur die Religion, die in ihrer himmliſchen Rein- heit eben ſo ſehr das Unrecht ſcheuet, als ſie die Tugend liebenswuͤrdig macht; in Be- zug auf die mannigfachen aͤußern Zuſam- menſtellungen der Geſellſchaft, aber kann nichts als der Einfluß der Frauen, die getrennte Gemeinſchaft des Sittlichen und Schicklichen zu einer und derſelben Bedeutung zuruͤckfuͤhren.
Er giebt eine ſo unwiederſtehliche Wei- ſe das Edle und Schoͤne von den Menſchen zu fordern, die Unſchuld iſt an und fuͤr ſich ſo reizend, der unumwoͤlkte, ungefeſſelte Geiſt in ſeinen freien Schwingungen ſo all- ſeitig, ſo in die Seele dringend, daß durch eine eigne Anziehungskraft die anmuthige und geſcheute Frau den aͤchten guten Ton,
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maͤße Formen eignet ſich daher eben ſo we-
nig wahres ſittliches Sein zu begruͤnden, als
die Frivolitaͤt der Mode uns dieſes vergeſ-
ſen laſſen kann. Was wird aber die noth-
wendige Durchdringung beider vermitteln?
Jm tiefſten Grunde der Seele, in hoͤch-
ſter und wahrhafteſter Beziehung gewiß nur
die Religion, die in ihrer himmliſchen Rein-
heit eben ſo ſehr das Unrecht ſcheuet, als
ſie die Tugend liebenswuͤrdig macht; in Be-
zug auf die mannigfachen aͤußern Zuſam-
menſtellungen der Geſellſchaft, aber kann
nichts als der Einfluß der Frauen, die
getrennte Gemeinſchaft des Sittlichen und
Schicklichen zu einer und derſelben Bedeutung
zuruͤckfuͤhren.
Er giebt eine ſo unwiederſtehliche Wei-
ſe das Edle und Schoͤne von den Menſchen
zu fordern, die Unſchuld iſt an und fuͤr
ſich ſo reizend, der unumwoͤlkte, ungefeſſelte
Geiſt in ſeinen freien Schwingungen ſo all-
ſeitig, ſo in die Seele dringend, daß durch
eine eigne Anziehungskraft die anmuthige
und geſcheute Frau den aͤchten guten Ton,
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Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/203>, abgerufen am 16.07.2024.
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