schub, was, unbekämpft, das Gehaltlose und Nüchterne unabwendbar zu Tage fördert.
Von den trivialen Erörterungen der täglichen Misere, den Domesticalien, und was hier Störendes oder Unvermeidliches in die vertraute Gewohnheit eingreift, erhebt sich das Gespräch häufig nur zu Gesellschafts- Anekdoten, und solchen Mittheilungen, wie sie die natürliche Verwandtschaft des Men- schen mit dem Augenblick, und dem, was er die Muße Füllendes bietet, mit sich bringt. Das Gespräch geht dann so glatt weg auf der Fläche hin, ohne Unterbrechung des Em- pfindens und Denkens, daß selbst die humo- ristische Jronie, als zu fremd und unbequem, der gewöhnlichen Comerage das Feld räu- men muß.
Wie in ein weiches, anschmiegendes Netz, spinnen die Frauen Bekannte, Freun- de, Ehemänner, in diese Gattung der Con- versation hinein, und halten jedes Aufschwin- gen der Gedanken in der Region der Wohn- stube herunter.
Es ist da so zwanglos vertrauet, man
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ſchub, was, unbekaͤmpft, das Gehaltloſe und Nuͤchterne unabwendbar zu Tage foͤrdert.
Von den trivialen Eroͤrterungen der taͤglichen Miſere, den Domeſticalien, und was hier Stoͤrendes oder Unvermeidliches in die vertraute Gewohnheit eingreift, erhebt ſich das Geſpraͤch haͤufig nur zu Geſellſchafts- Anekdoten, und ſolchen Mittheilungen, wie ſie die natuͤrliche Verwandtſchaft des Men- ſchen mit dem Augenblick, und dem, was er die Muße Fuͤllendes bietet, mit ſich bringt. Das Geſpraͤch geht dann ſo glatt weg auf der Flaͤche hin, ohne Unterbrechung des Em- pfindens und Denkens, daß ſelbſt die humo- riſtiſche Jronie, als zu fremd und unbequem, der gewoͤhnlichen Comerage das Feld raͤu- men muß.
Wie in ein weiches, anſchmiegendes Netz, ſpinnen die Frauen Bekannte, Freun- de, Ehemaͤnner, in dieſe Gattung der Con- verſation hinein, und halten jedes Aufſchwin- gen der Gedanken in der Region der Wohn- ſtube herunter.
Es iſt da ſo zwanglos vertrauet, man
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ſchub, was, unbekaͤmpft, das Gehaltloſe und
Nuͤchterne unabwendbar zu Tage foͤrdert.
Von den trivialen Eroͤrterungen der
taͤglichen Miſere, den Domeſticalien, und was
hier Stoͤrendes oder Unvermeidliches in die
vertraute Gewohnheit eingreift, erhebt ſich
das Geſpraͤch haͤufig nur zu Geſellſchafts-
Anekdoten, und ſolchen Mittheilungen, wie
ſie die natuͤrliche Verwandtſchaft des Men-
ſchen mit dem Augenblick, und dem, was er
die Muße Fuͤllendes bietet, mit ſich bringt.
Das Geſpraͤch geht dann ſo glatt weg auf
der Flaͤche hin, ohne Unterbrechung des Em-
pfindens und Denkens, daß ſelbſt die humo-
riſtiſche Jronie, als zu fremd und unbequem,
der gewoͤhnlichen Comerage das Feld raͤu-
men muß.
Wie in ein weiches, anſchmiegendes
Netz, ſpinnen die Frauen Bekannte, Freun-
de, Ehemaͤnner, in dieſe Gattung der Con-
verſation hinein, und halten jedes Aufſchwin-
gen der Gedanken in der Region der Wohn-
ſtube herunter.
Es iſt da ſo zwanglos vertrauet, man
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Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/181>, abgerufen am 16.02.2025.
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