Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810.Horst schwankte indeß mit unsichren, schleichenden Schritten zu der Dame, welche Luisens Aufmerksamkeit früher erregte. So in Gedanken, Frau von Seckingen? fragte er lächelnd, was beschäftigt Sie so ausschließend? Der Wechsel der Dinge, entgegnete sie, nicht ohne Heftigkeit. Unbesonnene, flüsterte er, und wandte sich unwillig ab. Eine kleine Bewegung in der Gesellschaft ließ hier auf die Ankunft eines neuen Mitgliedes derselben schließen. Luisens Herz klopfte unwillkührlich; sie dachte dunkel an den Unbekannten, an Fernando, als Frau von Seckingen ausrief: ach, mein Bruder! und die Baronin in dem Augenblick, von dem russischen Obristen begleitet, vor Luise trat, erfreut, ihr einen alten Bekannten zuzuführen. Ohne irgend eine schmerzliche Erinnrung zu berühren, begnügte sich der gewandte Mann, den gegenwärtigen Augenblick allein herauszuheben und eine Reihe froher Bilder einer glücklichen Zukunft daran anzuschließen, welche ihm Luisens Anwesenheit in der Residenz versprach; dann das Gespräch immer leichter und freier verschlingend, zog er bald die anmuthige Schwester mit hinein, deren Herz sich willig so freundlicher Berührung öffnete, seit sie nichts mehr unmittelbar störte, da Horst gleich nach des Obristen Ankunft verschwand. Luise fühlte sich in der kunstlosen, wie von selbst fortlaufenden, Unterhaltung Horst schwankte indeß mit unsichren, schleichenden Schritten zu der Dame, welche Luisens Aufmerksamkeit früher erregte. So in Gedanken, Frau von Seckingen? fragte er lächelnd, was beschäftigt Sie so ausschließend? Der Wechsel der Dinge, entgegnete sie, nicht ohne Heftigkeit. Unbesonnene, flüsterte er, und wandte sich unwillig ab. Eine kleine Bewegung in der Gesellschaft ließ hier auf die Ankunft eines neuen Mitgliedes derselben schließen. Luisens Herz klopfte unwillkührlich; sie dachte dunkel an den Unbekannten, an Fernando, als Frau von Seckingen ausrief: ach, mein Bruder! und die Baronin in dem Augenblick, von dem russischen Obristen begleitet, vor Luise trat, erfreut, ihr einen alten Bekannten zuzuführen. Ohne irgend eine schmerzliche Erinnrung zu berühren, begnügte sich der gewandte Mann, den gegenwärtigen Augenblick allein herauszuheben und eine Reihe froher Bilder einer glücklichen Zukunft daran anzuschließen, welche ihm Luisens Anwesenheit in der Residenz versprach; dann das Gespräch immer leichter und freier verschlingend, zog er bald die anmuthige Schwester mit hinein, deren Herz sich willig so freundlicher Berührung öffnete, seit sie nichts mehr unmittelbar störte, da Horst gleich nach des Obristen Ankunft verschwand. Luise fühlte sich in der kunstlosen, wie von selbst fortlaufenden, Unterhaltung <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0099" n="97"/> Horst schwankte indeß mit unsichren, schleichenden Schritten zu der Dame, welche Luisens Aufmerksamkeit früher erregte. So in Gedanken, Frau von Seckingen? fragte er lächelnd, was beschäftigt Sie so ausschließend? Der Wechsel der Dinge, entgegnete sie, nicht ohne Heftigkeit. Unbesonnene, flüsterte er, und wandte sich unwillig ab.</p> <p>Eine kleine Bewegung in der Gesellschaft ließ hier auf die Ankunft eines neuen Mitgliedes derselben schließen. Luisens Herz klopfte unwillkührlich; sie dachte dunkel <choice><sic>an dem</sic><corr>an den</corr></choice> Unbekannten, an Fernando, als Frau von Seckingen ausrief: ach, mein Bruder! und die Baronin in dem Augenblick, von dem russischen Obristen begleitet, vor Luise trat, erfreut, ihr einen alten Bekannten zuzuführen. Ohne irgend eine schmerzliche Erinnrung zu berühren, begnügte sich der gewandte Mann, den gegenwärtigen Augenblick allein herauszuheben und eine Reihe froher Bilder einer glücklichen Zukunft daran anzuschließen, welche ihm Luisens Anwesenheit in der Residenz versprach; dann das Gespräch immer leichter und freier verschlingend, zog er bald die anmuthige Schwester mit hinein, deren Herz sich willig so freundlicher Berührung öffnete, seit sie nichts mehr unmittelbar störte, da Horst gleich nach des Obristen Ankunft verschwand. Luise fühlte sich in der kunstlosen, wie von selbst fortlaufenden, Unterhaltung </p> </div> </body> </text> </TEI> [97/0099]
Horst schwankte indeß mit unsichren, schleichenden Schritten zu der Dame, welche Luisens Aufmerksamkeit früher erregte. So in Gedanken, Frau von Seckingen? fragte er lächelnd, was beschäftigt Sie so ausschließend? Der Wechsel der Dinge, entgegnete sie, nicht ohne Heftigkeit. Unbesonnene, flüsterte er, und wandte sich unwillig ab.
Eine kleine Bewegung in der Gesellschaft ließ hier auf die Ankunft eines neuen Mitgliedes derselben schließen. Luisens Herz klopfte unwillkührlich; sie dachte dunkel an den Unbekannten, an Fernando, als Frau von Seckingen ausrief: ach, mein Bruder! und die Baronin in dem Augenblick, von dem russischen Obristen begleitet, vor Luise trat, erfreut, ihr einen alten Bekannten zuzuführen. Ohne irgend eine schmerzliche Erinnrung zu berühren, begnügte sich der gewandte Mann, den gegenwärtigen Augenblick allein herauszuheben und eine Reihe froher Bilder einer glücklichen Zukunft daran anzuschließen, welche ihm Luisens Anwesenheit in der Residenz versprach; dann das Gespräch immer leichter und freier verschlingend, zog er bald die anmuthige Schwester mit hinein, deren Herz sich willig so freundlicher Berührung öffnete, seit sie nichts mehr unmittelbar störte, da Horst gleich nach des Obristen Ankunft verschwand. Luise fühlte sich in der kunstlosen, wie von selbst fortlaufenden, Unterhaltung
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