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Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810.

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eintauschten, für nichts? Auf Ehre, ich gebe ihn um meinen ganzen Credit nicht weg, der denn doch der eigentliche Point unsrer Existenz ist. Und, Luisen fixirend, ohne sich ihr gleichwohl vorstellen zu lassen, fuhr er, wie unter bekannter Voraussetzung fort: Sie, Frau Gräfin, werden mir gewiß in Kurzem Recht geben, wenn Sie unsre Welt mehr kennen lernen. Sie waren noch nicht im hiesigen Theater? - Sie sahen noch nicht Richter und die schöne Antonie spielen? Luise hatte kaum Zeit es zu verneinen, als er, sich zu Stein wendend, aufs neue anhub: A propos, man will uns ja den Shakespear nun auch goutiren lehren; ich denke man spricht von einer Vorstellung Heinrich des Vierten. Da werden wir Offiziere nur gleich Urlaub nehmen müssen, um den Schluß zu hören, denn solch Stück spielt seine 24 Stunden in einer Angst weg. Er lachte laut über den glücklichen Einfall, der den Andern schon bekannt war, und als vielfach bewundert, das Patent des Witzes erhalten hatte. Ich glaube selbst, entgegnete Stein, daß sich der Shakespear weder für unsre Bühne, noch unser Publikum paßt. Des Komischen wegen? fiel Auguste ein. Sein Sie versichert, wir verstehn die privilegirten wie die anderweitigen Spaßmacher zu würdigen. Roll verschmerzte den Stich, und wandte sich ausschließend an Luise, die er mit einem Heer unbedeutender Fragen bestürmte.

eintauschten, für nichts? Auf Ehre, ich gebe ihn um meinen ganzen Credit nicht weg, der denn doch der eigentliche Point unsrer Existenz ist. Und, Luisen fixirend, ohne sich ihr gleichwohl vorstellen zu lassen, fuhr er, wie unter bekannter Voraussetzung fort: Sie, Frau Gräfin, werden mir gewiß in Kurzem Recht geben, wenn Sie unsre Welt mehr kennen lernen. Sie waren noch nicht im hiesigen Theater? – Sie sahen noch nicht Richter und die schöne Antonie spielen? Luise hatte kaum Zeit es zu verneinen, als er, sich zu Stein wendend, aufs neue anhub: A propos, man will uns ja den Shakespear nun auch goutiren lehren; ich denke man spricht von einer Vorstellung Heinrich des Vierten. Da werden wir Offiziere nur gleich Urlaub nehmen müssen, um den Schluß zu hören, denn solch Stück spielt seine 24 Stunden in einer Angst weg. Er lachte laut über den glücklichen Einfall, der den Andern schon bekannt war, und als vielfach bewundert, das Patent des Witzes erhalten hatte. Ich glaube selbst, entgegnete Stein, daß sich der Shakespear weder für unsre Bühne, noch unser Publikum paßt. Des Komischen wegen? fiel Auguste ein. Sein Sie versichert, wir verstehn die privilegirten wie die anderweitigen Spaßmacher zu würdigen. Roll verschmerzte den Stich, und wandte sich ausschließend an Luise, die er mit einem Heer unbedeutender Fragen bestürmte.

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[96/0098] eintauschten, für nichts? Auf Ehre, ich gebe ihn um meinen ganzen Credit nicht weg, der denn doch der eigentliche Point unsrer Existenz ist. Und, Luisen fixirend, ohne sich ihr gleichwohl vorstellen zu lassen, fuhr er, wie unter bekannter Voraussetzung fort: Sie, Frau Gräfin, werden mir gewiß in Kurzem Recht geben, wenn Sie unsre Welt mehr kennen lernen. Sie waren noch nicht im hiesigen Theater? – Sie sahen noch nicht Richter und die schöne Antonie spielen? Luise hatte kaum Zeit es zu verneinen, als er, sich zu Stein wendend, aufs neue anhub: A propos, man will uns ja den Shakespear nun auch goutiren lehren; ich denke man spricht von einer Vorstellung Heinrich des Vierten. Da werden wir Offiziere nur gleich Urlaub nehmen müssen, um den Schluß zu hören, denn solch Stück spielt seine 24 Stunden in einer Angst weg. Er lachte laut über den glücklichen Einfall, der den Andern schon bekannt war, und als vielfach bewundert, das Patent des Witzes erhalten hatte. Ich glaube selbst, entgegnete Stein, daß sich der Shakespear weder für unsre Bühne, noch unser Publikum paßt. Des Komischen wegen? fiel Auguste ein. Sein Sie versichert, wir verstehn die privilegirten wie die anderweitigen Spaßmacher zu würdigen. Roll verschmerzte den Stich, und wandte sich ausschließend an Luise, die er mit einem Heer unbedeutender Fragen bestürmte.

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Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins02_1810/98>, abgerufen am 02.05.2024.