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Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810.

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Nach langem Todesschlaf blickte Luise zuerst, wie durch einen Zauberspiegel, in die Umgebungen ihrer Kinderwelt. Hell, wie der Morgen des Lebens, stralten ihr die blaßrothen Wände ihres kleinen Zimmers in der mütterlichen Wohnung entgegen. Alles stand und lag hier wie ehemals. Die reiche Sammlung bunter Schmetterlinge, die Julius mit unsäglicher Liebe in der Schweiz und Italien für sie sammelte und in Rahmen von seltnen Holzarten einfassen ließ, hing wie sonst an den Pfeilern umher. Vom Kamin glänzten noch all die bunten Steinchen, Kristallspitzen und die tausend Spielereien, die er ihr ebenfalls von den Alpen und seinen andren Reisen mitbrachte. Ach! und die vielen Schildereien, unter denen sein Bild und das ihre so still aus jenen Tagen herübersahen, daß Luise unbewußt lächelte und durch die schneeweißen Gardinen des jungfräulichen Bettes wie in leichten, wogenden Morgenduft hineinsah.

Nach langem Todesschlaf blickte Luise zuerst, wie durch einen Zauberspiegel, in die Umgebungen ihrer Kinderwelt. Hell, wie der Morgen des Lebens, stralten ihr die blaßrothen Wände ihres kleinen Zimmers in der mütterlichen Wohnung entgegen. Alles stand und lag hier wie ehemals. Die reiche Sammlung bunter Schmetterlinge, die Julius mit unsäglicher Liebe in der Schweiz und Italien für sie sammelte und in Rahmen von seltnen Holzarten einfassen ließ, hing wie sonst an den Pfeilern umher. Vom Kamin glänzten noch all die bunten Steinchen, Kristallspitzen und die tausend Spielereien, die er ihr ebenfalls von den Alpen und seinen andren Reisen mitbrachte. Ach! und die vielen Schildereien, unter denen sein Bild und das ihre so still aus jenen Tagen herübersahen, daß Luise unbewußt lächelte und durch die schneeweißen Gardinen des jungfräulichen Bettes wie in leichten, wogenden Morgenduft hineinsah.

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[0005] Nach langem Todesschlaf blickte Luise zuerst, wie durch einen Zauberspiegel, in die Umgebungen ihrer Kinderwelt. Hell, wie der Morgen des Lebens, stralten ihr die blaßrothen Wände ihres kleinen Zimmers in der mütterlichen Wohnung entgegen. Alles stand und lag hier wie ehemals. Die reiche Sammlung bunter Schmetterlinge, die Julius mit unsäglicher Liebe in der Schweiz und Italien für sie sammelte und in Rahmen von seltnen Holzarten einfassen ließ, hing wie sonst an den Pfeilern umher. Vom Kamin glänzten noch all die bunten Steinchen, Kristallspitzen und die tausend Spielereien, die er ihr ebenfalls von den Alpen und seinen andren Reisen mitbrachte. Ach! und die vielen Schildereien, unter denen sein Bild und das ihre so still aus jenen Tagen herübersahen, daß Luise unbewußt lächelte und durch die schneeweißen Gardinen des jungfräulichen Bettes wie in leichten, wogenden Morgenduft hineinsah.

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Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins02_1810/5>, abgerufen am 19.04.2024.