Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810.Ohne weiteres Besinnen öffnete sie in dem Augenblick die Thür und sank sprachlos vor Julius nieder. Ach Luise, meine Luise! rief dieser in der heftigsten Erschüttrung. O Gott im Himmel, so sehe ich Dich wieder! Steh' auf, Du armes, liebes Kind! steh' auf, meine Luise! Er faßte sie in seine Arme, er kniete neben ihr. Die Stirn an seine Brust gelehnt, vergoß sie stille, selige Thränen. Weine nicht, weine nicht, bat er sie dringend; Du weißst ja, das brach mir von je das Herz; ach es ist noch darin wie ehemals! Ehemals! wiederholte Luise schluchzend. Julius sah sie fremd an - ja freilich, sagte er, langsam aufstehend, es ist anders wie ehemals! weit, weit anders! Er reichte ihr die Hand und führte sie zum nächsten Stuhl. Beide saßen eine Weile schweigend neben einander. Es ist doch schön von Dir, hub er endlich an, daß Du gekommen bist. Er stockte auf's neue. Plötzlich ließ er ihre Hand fahren, barg das Gesicht in sein Taschentuch und rief wiederholt: nein, nein, es ist nicht gut, daß Du gekommen bist! ach nein, es war so besser! Jede freundliche Täuschung flieht vor Deinem Anblick. Ich will auch gleich wieder fort, lieber Julius, sagte Luise; ich bin nur gekommen, Dich noch einmal zu sehn, meine Angst war so groß, ich konnte nicht mehr leben, bis Du wieder zu mir gesprochen hattest; Ohne weiteres Besinnen öffnete sie in dem Augenblick die Thür und sank sprachlos vor Julius nieder. Ach Luise, meine Luise! rief dieser in der heftigsten Erschüttrung. O Gott im Himmel, so sehe ich Dich wieder! Steh’ auf, Du armes, liebes Kind! steh’ auf, meine Luise! Er faßte sie in seine Arme, er kniete neben ihr. Die Stirn an seine Brust gelehnt, vergoß sie stille, selige Thränen. Weine nicht, weine nicht, bat er sie dringend; Du weißst ja, das brach mir von je das Herz; ach es ist noch darin wie ehemals! Ehemals! wiederholte Luise schluchzend. Julius sah sie fremd an – ja freilich, sagte er, langsam aufstehend, es ist anders wie ehemals! weit, weit anders! Er reichte ihr die Hand und führte sie zum nächsten Stuhl. Beide saßen eine Weile schweigend neben einander. Es ist doch schön von Dir, hub er endlich an, daß Du gekommen bist. Er stockte auf’s neue. Plötzlich ließ er ihre Hand fahren, barg das Gesicht in sein Taschentuch und rief wiederholt: nein, nein, es ist nicht gut, daß Du gekommen bist! ach nein, es war so besser! Jede freundliche Täuschung flieht vor Deinem Anblick. Ich will auch gleich wieder fort, lieber Julius, sagte Luise; ich bin nur gekommen, Dich noch einmal zu sehn, meine Angst war so groß, ich konnte nicht mehr leben, bis Du wieder zu mir gesprochen hattest; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0040" n="38"/> Ohne weiteres Besinnen öffnete sie in dem Augenblick die Thür und sank sprachlos vor Julius nieder. Ach Luise, meine Luise! rief dieser in der heftigsten Erschüttrung. O Gott im Himmel, so sehe ich Dich wieder! Steh’ auf, Du armes, liebes Kind! steh’ auf, meine Luise! Er faßte sie in seine Arme, er kniete neben ihr. Die Stirn an seine Brust gelehnt, vergoß sie stille, selige Thränen. Weine nicht, weine nicht, bat er sie dringend; Du weißst ja, das brach mir von je das Herz; ach es ist noch darin wie ehemals! Ehemals! wiederholte Luise schluchzend. Julius sah sie fremd an – ja freilich, sagte er, langsam aufstehend, es ist anders wie ehemals! weit, weit anders! Er reichte ihr die Hand und führte sie zum nächsten Stuhl. Beide saßen eine Weile schweigend neben einander. Es ist doch schön von Dir, hub er endlich an, daß Du gekommen bist. Er stockte auf’s neue. Plötzlich ließ er ihre Hand fahren, barg das Gesicht in sein Taschentuch und rief wiederholt: nein, nein, es ist nicht gut, daß Du gekommen bist! ach nein, es war so besser! Jede freundliche Täuschung flieht vor Deinem Anblick. Ich will auch gleich wieder fort, lieber Julius, sagte Luise; ich bin nur gekommen, Dich noch einmal zu sehn, meine Angst war so groß, ich konnte nicht mehr leben, bis Du wieder zu mir gesprochen hattest; </p> </div> </body> </text> </TEI> [38/0040]
Ohne weiteres Besinnen öffnete sie in dem Augenblick die Thür und sank sprachlos vor Julius nieder. Ach Luise, meine Luise! rief dieser in der heftigsten Erschüttrung. O Gott im Himmel, so sehe ich Dich wieder! Steh’ auf, Du armes, liebes Kind! steh’ auf, meine Luise! Er faßte sie in seine Arme, er kniete neben ihr. Die Stirn an seine Brust gelehnt, vergoß sie stille, selige Thränen. Weine nicht, weine nicht, bat er sie dringend; Du weißst ja, das brach mir von je das Herz; ach es ist noch darin wie ehemals! Ehemals! wiederholte Luise schluchzend. Julius sah sie fremd an – ja freilich, sagte er, langsam aufstehend, es ist anders wie ehemals! weit, weit anders! Er reichte ihr die Hand und führte sie zum nächsten Stuhl. Beide saßen eine Weile schweigend neben einander. Es ist doch schön von Dir, hub er endlich an, daß Du gekommen bist. Er stockte auf’s neue. Plötzlich ließ er ihre Hand fahren, barg das Gesicht in sein Taschentuch und rief wiederholt: nein, nein, es ist nicht gut, daß Du gekommen bist! ach nein, es war so besser! Jede freundliche Täuschung flieht vor Deinem Anblick. Ich will auch gleich wieder fort, lieber Julius, sagte Luise; ich bin nur gekommen, Dich noch einmal zu sehn, meine Angst war so groß, ich konnte nicht mehr leben, bis Du wieder zu mir gesprochen hattest;
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Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins02_1810/40>, abgerufen am 16.07.2024. |