Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite

und jagte das Gewölk über einzelne hervorblickende Sterne, so daß es oft ganz dunkel um sie her ward und die zagende Mariane nichts als den Schleier ihrer Gebieterin sah, der, vom Winde gehoben, Luisens Gestalt umspielend, wie eine weiße Wolke vor ihr hin zog.

Als sie in den Schloßhof traten, leuchteten ihnen einzelne Lichte matt aus dem obern Stockwerk entgegen. Das weite Portal stand offen, die Thorflügel schlugen knarrend im Winde hin und her, kein lebendiges Wesen begegnete ihnen. Einen Augenblick blieb Luise am Eingang stehen, dann aber eilte sie durch die langen Gänge hin in eine Gallerie zunächst an Julius Zimmer, welches, den innern Raum eines der Schloßthürme einnehmend, so weit von Außen hervorsprang, daß man von der Gallerie zu den Fen stern hinein in das Innre desselben sehen konnte. Luisens erster Blick traf den bleichen Julius, zusammengesunken, in einem Armsessel sitzend, den Kopf in die Hand gestützt, während die andre matt zu dem kleinen Hunde hinabhing, der neben ihm auf einem niedren Tabouret lag, und von Zeit zu Zeit liebkosend an ihm aufblickte. Nach einer Weile fuhr Julius wie aus einem Traume auf. Er stand auf, schwankte zum Clavier, auf welchem er einzelne tiefe Akkorde anschlug, deren bebende Töne Luisen zu rufen schienen.

und jagte das Gewölk über einzelne hervorblickende Sterne, so daß es oft ganz dunkel um sie her ward und die zagende Mariane nichts als den Schleier ihrer Gebieterin sah, der, vom Winde gehoben, Luisens Gestalt umspielend, wie eine weiße Wolke vor ihr hin zog.

Als sie in den Schloßhof traten, leuchteten ihnen einzelne Lichte matt aus dem obern Stockwerk entgegen. Das weite Portal stand offen, die Thorflügel schlugen knarrend im Winde hin und her, kein lebendiges Wesen begegnete ihnen. Einen Augenblick blieb Luise am Eingang stehen, dann aber eilte sie durch die langen Gänge hin in eine Gallerie zunächst an Julius Zimmer, welches, den innern Raum eines der Schloßthürme einnehmend, so weit von Außen hervorsprang, daß man von der Gallerie zu den Fen stern hinein in das Innre desselben sehen konnte. Luisens erster Blick traf den bleichen Julius, zusammengesunken, in einem Armsessel sitzend, den Kopf in die Hand gestützt, während die andre matt zu dem kleinen Hunde hinabhing, der neben ihm auf einem niedren Tabouret lag, und von Zeit zu Zeit liebkosend an ihm aufblickte. Nach einer Weile fuhr Julius wie aus einem Traume auf. Er stand auf, schwankte zum Clavier, auf welchem er einzelne tiefe Akkorde anschlug, deren bebende Töne Luisen zu rufen schienen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0039" n="37"/>
und jagte das Gewölk über einzelne hervorblickende Sterne, so daß es oft ganz dunkel um sie her ward und die zagende Mariane nichts als den Schleier ihrer Gebieterin sah, der, vom Winde gehoben, Luisens Gestalt umspielend, wie eine weiße Wolke vor ihr hin zog.</p>
        <p>Als sie in den Schloßhof traten, leuchteten ihnen einzelne Lichte matt aus dem obern Stockwerk entgegen. Das weite Portal stand offen, die Thorflügel schlugen knarrend im Winde hin und her, kein lebendiges Wesen begegnete ihnen. Einen Augenblick blieb Luise am Eingang stehen, dann aber eilte sie durch die langen Gänge hin in eine Gallerie zunächst an Julius Zimmer, welches, den innern Raum eines der Schloßthürme einnehmend, so weit von Außen hervorsprang, daß man von der Gallerie zu den Fen stern hinein in das Innre desselben sehen konnte. Luisens erster Blick traf den bleichen Julius, zusammengesunken, in einem Armsessel sitzend, den Kopf in die Hand gestützt, während die andre matt zu dem kleinen Hunde hinabhing, der neben ihm auf einem niedren Tabouret lag, und von Zeit zu Zeit liebkosend an ihm aufblickte. Nach einer Weile fuhr Julius wie aus einem Traume auf. Er stand auf, schwankte zum Clavier, auf welchem er einzelne tiefe Akkorde anschlug, deren bebende Töne Luisen zu rufen schienen.
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[37/0039] und jagte das Gewölk über einzelne hervorblickende Sterne, so daß es oft ganz dunkel um sie her ward und die zagende Mariane nichts als den Schleier ihrer Gebieterin sah, der, vom Winde gehoben, Luisens Gestalt umspielend, wie eine weiße Wolke vor ihr hin zog. Als sie in den Schloßhof traten, leuchteten ihnen einzelne Lichte matt aus dem obern Stockwerk entgegen. Das weite Portal stand offen, die Thorflügel schlugen knarrend im Winde hin und her, kein lebendiges Wesen begegnete ihnen. Einen Augenblick blieb Luise am Eingang stehen, dann aber eilte sie durch die langen Gänge hin in eine Gallerie zunächst an Julius Zimmer, welches, den innern Raum eines der Schloßthürme einnehmend, so weit von Außen hervorsprang, daß man von der Gallerie zu den Fen stern hinein in das Innre desselben sehen konnte. Luisens erster Blick traf den bleichen Julius, zusammengesunken, in einem Armsessel sitzend, den Kopf in die Hand gestützt, während die andre matt zu dem kleinen Hunde hinabhing, der neben ihm auf einem niedren Tabouret lag, und von Zeit zu Zeit liebkosend an ihm aufblickte. Nach einer Weile fuhr Julius wie aus einem Traume auf. Er stand auf, schwankte zum Clavier, auf welchem er einzelne tiefe Akkorde anschlug, deren bebende Töne Luisen zu rufen schienen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

TextGrid: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI von TextGrid (2013-03-15T15:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus TextGrid entsprechen muss.
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-03-15T15:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-03-15T15:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Wird ein Wort durch einen Seitenumbruch getrennt, so wird es vollständig auf der vorhergehenden Seite übernommen.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Der Zeilenfall wurde aufgehoben, die Absätze beibehalten.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins02_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins02_1810/39
Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins02_1810/39>, abgerufen am 26.04.2024.