Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810.wo wir den Tag versammelt waren, als die Bergleute kamen, es war mir gar zu wehmüthig, an die kurze Freude zu denken; aber wo ich ging und stand ward mir zu Muthe, als käme ich Nachts an einen Kirchhof. Ihre Blumentöpfe lagen meist vom Winde umgeworfen. Von dem einen Myrtenbaume hing die abgebrochne Krone am Bande, womit er angebunden war, und schlenkerte in der nassen Luft hin und her. Ich mochte nicht zu Ihren Fenstern aufsehn, und machte daß ich wieder in das Schloß zurückkam. Auf der Treppe begegnete ich dem Doktor. Ich befragte ihn über Julius. Er meinte, es sei in dem Augenblick vielleicht weniger Gefahr als man denke; allein es arbeite so vieles in seinem Innren, was über den Ausgang nicht entscheiden lasse. Als ich am Abend mit Julius allein war, redete er sehr viel, und so schnell und heftig, wie ich es nie von ihm gehört hatte. Aber immer kam er auf den Vorgang im Walde zurück, und konnte sich nicht von den Erinnrungen losmachen, die ihn sichtlich ängsteten. Mir selbst ward ein paarmal ganz wunderlich, wenn er mich mit beiden Händen faßte und ausrief: Carl, denke Dir's doch, denke Dir's, es war ja mein Bruder, auf den ich zielte; Herr Jesus, wenn ich ihn getroffen hätte! Ich fragte ihn darauf, wie ihm das Pistol auch sogleich wo wir den Tag versammelt waren, als die Bergleute kamen, es war mir gar zu wehmüthig, an die kurze Freude zu denken; aber wo ich ging und stand ward mir zu Muthe, als käme ich Nachts an einen Kirchhof. Ihre Blumentöpfe lagen meist vom Winde umgeworfen. Von dem einen Myrtenbaume hing die abgebrochne Krone am Bande, womit er angebunden war, und schlenkerte in der nassen Luft hin und her. Ich mochte nicht zu Ihren Fenstern aufsehn, und machte daß ich wieder in das Schloß zurückkam. Auf der Treppe begegnete ich dem Doktor. Ich befragte ihn über Julius. Er meinte, es sei in dem Augenblick vielleicht weniger Gefahr als man denke; allein es arbeite so vieles in seinem Innren, was über den Ausgang nicht entscheiden lasse. Als ich am Abend mit Julius allein war, redete er sehr viel, und so schnell und heftig, wie ich es nie von ihm gehört hatte. Aber immer kam er auf den Vorgang im Walde zurück, und konnte sich nicht von den Erinnrungen losmachen, die ihn sichtlich ängsteten. Mir selbst ward ein paarmal ganz wunderlich, wenn er mich mit beiden Händen faßte und ausrief: Carl, denke Dir’s doch, denke Dir’s, es war ja mein Bruder, auf den ich zielte; Herr Jesus, wenn ich ihn getroffen hätte! Ich fragte ihn darauf, wie ihm das Pistol auch sogleich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0021" n="19"/> wo wir den Tag versammelt waren, als die Bergleute kamen, es war mir gar zu wehmüthig, an die kurze Freude zu denken; aber wo ich ging und stand ward mir zu Muthe, als käme ich Nachts an einen Kirchhof. Ihre Blumentöpfe lagen meist vom Winde umgeworfen. Von dem einen Myrtenbaume hing die abgebrochne Krone am Bande, womit er angebunden war, und schlenkerte in der nassen Luft hin und her. Ich mochte nicht zu Ihren Fenstern aufsehn, und machte daß ich wieder in das Schloß zurückkam. Auf der Treppe begegnete ich dem Doktor. Ich befragte ihn über Julius. Er meinte, es sei in dem Augenblick vielleicht weniger Gefahr als man denke; allein es arbeite so vieles in seinem Innren, was über den Ausgang nicht entscheiden lasse.</p> <p>Als ich am Abend mit Julius allein war, redete er sehr viel, und so schnell und heftig, wie ich es nie von ihm gehört hatte. Aber immer kam er auf den Vorgang im Walde zurück, und konnte sich nicht von den Erinnrungen losmachen, die ihn sichtlich ängsteten. Mir selbst ward ein paarmal ganz wunderlich, wenn er mich mit beiden Händen faßte und ausrief: Carl, denke Dir’s doch, denke Dir’s, es war ja mein Bruder, auf den ich zielte; Herr Jesus, wenn ich ihn getroffen hätte! Ich fragte ihn darauf, wie ihm das Pistol auch sogleich </p> </div> </body> </text> </TEI> [19/0021]
wo wir den Tag versammelt waren, als die Bergleute kamen, es war mir gar zu wehmüthig, an die kurze Freude zu denken; aber wo ich ging und stand ward mir zu Muthe, als käme ich Nachts an einen Kirchhof. Ihre Blumentöpfe lagen meist vom Winde umgeworfen. Von dem einen Myrtenbaume hing die abgebrochne Krone am Bande, womit er angebunden war, und schlenkerte in der nassen Luft hin und her. Ich mochte nicht zu Ihren Fenstern aufsehn, und machte daß ich wieder in das Schloß zurückkam. Auf der Treppe begegnete ich dem Doktor. Ich befragte ihn über Julius. Er meinte, es sei in dem Augenblick vielleicht weniger Gefahr als man denke; allein es arbeite so vieles in seinem Innren, was über den Ausgang nicht entscheiden lasse.
Als ich am Abend mit Julius allein war, redete er sehr viel, und so schnell und heftig, wie ich es nie von ihm gehört hatte. Aber immer kam er auf den Vorgang im Walde zurück, und konnte sich nicht von den Erinnrungen losmachen, die ihn sichtlich ängsteten. Mir selbst ward ein paarmal ganz wunderlich, wenn er mich mit beiden Händen faßte und ausrief: Carl, denke Dir’s doch, denke Dir’s, es war ja mein Bruder, auf den ich zielte; Herr Jesus, wenn ich ihn getroffen hätte! Ich fragte ihn darauf, wie ihm das Pistol auch sogleich
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Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins02_1810/21>, abgerufen am 16.07.2024. |