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Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810.

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der Mönch herzu, er legte seine Hand segnend auf des Sohnes Stirn, und ließ ihn still an seiner Brust verscheiden.

Als er nun neben Julius begraben, und alles ruhiger und seliger in Luisen war, erfuhr sie durch Carl, wie eine unbedeutende Neckerei, beide bei zufälligem Zusammentreffen im nächsten Städtchen aneinander brachte, daß Fernando darauf nach dem Kloster geritten, Carl ihm aber in seinem Grimm gefolgt sei, und der hitzigste Wortwechsel zuletzt Blut gefordert habe. Fernando war an derselben Stelle gefallen, wo ihn Julius früher verwundet hatte. Gott hat es so gewollt, tröstete ihn Luise. Das war schon längst bestimmt, und Sie ein unschuldiges Werkzeug ewiger Vergeltung.

Sie lebte von da noch viele Jahre ein stilles, erbauliches Leben, durch nichts unterbrochen, weder in übergroßer Freude noch Schmerz. Der Obrist ward durch seinen Beruf und Familienverhältnisse gezwungen, von ihr entfernt, im Nördlichen Asien, den wichtigen Posten eines Gouverneurs dortiger Provinzen zu übernehmen. Er bewahrte immer eine treue Liebe für Luisen, und starb endlich unvermählt. Minchen blieb Luisens treue Gefährtin. Einst erschien dieser nach langer Zeit die Ahnfrau wieder im Traume, jugendlich und reich geschmückt,

der Mönch herzu, er legte seine Hand segnend auf des Sohnes Stirn, und ließ ihn still an seiner Brust verscheiden.

Als er nun neben Julius begraben, und alles ruhiger und seliger in Luisen war, erfuhr sie durch Carl, wie eine unbedeutende Neckerei, beide bei zufälligem Zusammentreffen im nächsten Städtchen aneinander brachte, daß Fernando darauf nach dem Kloster geritten, Carl ihm aber in seinem Grimm gefolgt sei, und der hitzigste Wortwechsel zuletzt Blut gefordert habe. Fernando war an derselben Stelle gefallen, wo ihn Julius früher verwundet hatte. Gott hat es so gewollt, tröstete ihn Luise. Das war schon längst bestimmt, und Sie ein unschuldiges Werkzeug ewiger Vergeltung.

Sie lebte von da noch viele Jahre ein stilles, erbauliches Leben, durch nichts unterbrochen, weder in übergroßer Freude noch Schmerz. Der Obrist ward durch seinen Beruf und Familienverhältnisse gezwungen, von ihr entfernt, im Nördlichen Asien, den wichtigen Posten eines Gouverneurs dortiger Provinzen zu übernehmen. Er bewahrte immer eine treue Liebe für Luisen, und starb endlich unvermählt. Minchen blieb Luisens treue Gefährtin. Einst erschien dieser nach langer Zeit die Ahnfrau wieder im Traume, jugendlich und reich geschmückt,

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[181/0183] der Mönch herzu, er legte seine Hand segnend auf des Sohnes Stirn, und ließ ihn still an seiner Brust verscheiden. Als er nun neben Julius begraben, und alles ruhiger und seliger in Luisen war, erfuhr sie durch Carl, wie eine unbedeutende Neckerei, beide bei zufälligem Zusammentreffen im nächsten Städtchen aneinander brachte, daß Fernando darauf nach dem Kloster geritten, Carl ihm aber in seinem Grimm gefolgt sei, und der hitzigste Wortwechsel zuletzt Blut gefordert habe. Fernando war an derselben Stelle gefallen, wo ihn Julius früher verwundet hatte. Gott hat es so gewollt, tröstete ihn Luise. Das war schon längst bestimmt, und Sie ein unschuldiges Werkzeug ewiger Vergeltung. Sie lebte von da noch viele Jahre ein stilles, erbauliches Leben, durch nichts unterbrochen, weder in übergroßer Freude noch Schmerz. Der Obrist ward durch seinen Beruf und Familienverhältnisse gezwungen, von ihr entfernt, im Nördlichen Asien, den wichtigen Posten eines Gouverneurs dortiger Provinzen zu übernehmen. Er bewahrte immer eine treue Liebe für Luisen, und starb endlich unvermählt. Minchen blieb Luisens treue Gefährtin. Einst erschien dieser nach langer Zeit die Ahnfrau wieder im Traume, jugendlich und reich geschmückt,

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Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins02_1810/183>, abgerufen am 02.05.2024.