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Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810.

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Seit der Krieg ihr jedes Mittel, von den Obristen Nachricht zu erhalten, abschnitt, bekümmerte sie sich wenig mehr um Dinge, die außer ihrem Kreise lagen. Sie fragte nicht, und erfuhr daher auch selten, was Tausende unruhig beschäftigte.

Als sie eines Tages ihre Kranken besuchte, und einem schönen, eben genesenden, Knaben liebkosete, und ihm allerlei Spielwerk mitbrachte, bat sie dieser, mit ihm in Garten zu gehn, wo so viel schöne Blumen blüheten. Es war ein warmer Maitag, und sie mochte ihm wohl den Gefallen thun. Das Kind war aber noch matt, und konnte nicht weit gehn. Sie führte ihn also in eine Laube, und nachdem sie ihm hohe Wasserlilien und Kalmus gepflückt hatte, setzte sie sich zu ihm, lehrte ihn von den gespaltenen Stielen und langen Blättern schöne Ketten machen, und erzählte ihm da von dem Jesuskinde aus einem bekannten Volksbuche, wie es so gern mit andern Kindern gespielt, und dabei alles zum Besten gewandt und den Bekümmerten geholfen habe. Einst, sagte sie, war Jesus nah bei einem Brunnen und setzte sich auf einen Stein, da kam ein Kind mit einem Kruge, um Wasser zu schöpfen, aber es ließ den Krug fallen, und der Krug zerbrach in tausend Stücke. Als das Kind nun so sehr weinte, und sich vor seiner

Seit der Krieg ihr jedes Mittel, von den Obristen Nachricht zu erhalten, abschnitt, bekümmerte sie sich wenig mehr um Dinge, die außer ihrem Kreise lagen. Sie fragte nicht, und erfuhr daher auch selten, was Tausende unruhig beschäftigte.

Als sie eines Tages ihre Kranken besuchte, und einem schönen, eben genesenden, Knaben liebkosete, und ihm allerlei Spielwerk mitbrachte, bat sie dieser, mit ihm in Garten zu gehn, wo so viel schöne Blumen blüheten. Es war ein warmer Maitag, und sie mochte ihm wohl den Gefallen thun. Das Kind war aber noch matt, und konnte nicht weit gehn. Sie führte ihn also in eine Laube, und nachdem sie ihm hohe Wasserlilien und Kalmus gepflückt hatte, setzte sie sich zu ihm, lehrte ihn von den gespaltenen Stielen und langen Blättern schöne Ketten machen, und erzählte ihm da von dem Jesuskinde aus einem bekannten Volksbuche, wie es so gern mit andern Kindern gespielt, und dabei alles zum Besten gewandt und den Bekümmerten geholfen habe. Einst, sagte sie, war Jesus nah bei einem Brunnen und setzte sich auf einen Stein, da kam ein Kind mit einem Kruge, um Wasser zu schöpfen, aber es ließ den Krug fallen, und der Krug zerbrach in tausend Stücke. Als das Kind nun so sehr weinte, und sich vor seiner

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[178/0180] Seit der Krieg ihr jedes Mittel, von den Obristen Nachricht zu erhalten, abschnitt, bekümmerte sie sich wenig mehr um Dinge, die außer ihrem Kreise lagen. Sie fragte nicht, und erfuhr daher auch selten, was Tausende unruhig beschäftigte. Als sie eines Tages ihre Kranken besuchte, und einem schönen, eben genesenden, Knaben liebkosete, und ihm allerlei Spielwerk mitbrachte, bat sie dieser, mit ihm in Garten zu gehn, wo so viel schöne Blumen blüheten. Es war ein warmer Maitag, und sie mochte ihm wohl den Gefallen thun. Das Kind war aber noch matt, und konnte nicht weit gehn. Sie führte ihn also in eine Laube, und nachdem sie ihm hohe Wasserlilien und Kalmus gepflückt hatte, setzte sie sich zu ihm, lehrte ihn von den gespaltenen Stielen und langen Blättern schöne Ketten machen, und erzählte ihm da von dem Jesuskinde aus einem bekannten Volksbuche, wie es so gern mit andern Kindern gespielt, und dabei alles zum Besten gewandt und den Bekümmerten geholfen habe. Einst, sagte sie, war Jesus nah bei einem Brunnen und setzte sich auf einen Stein, da kam ein Kind mit einem Kruge, um Wasser zu schöpfen, aber es ließ den Krug fallen, und der Krug zerbrach in tausend Stücke. Als das Kind nun so sehr weinte, und sich vor seiner

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Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins02_1810/180>, abgerufen am 09.11.2024.