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Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810.

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eben. Aber lieber Himmel, wie sehn Sie aus! Er blieb eine Weile schweigend vor ihr stehen. Ich möchte mir eine Kugel durch den Kopf jagen, fuhr er fort, wenn ich denke, daß ich an allem dem Schuld bin! Und doch ist's so; mein verfluchter Streit mit dem Werner hat Sie erst recht in's Elend gestürzt. Und dazu verließen wir Sie wie feige Buben. Sie hatten nun die Qual im Herzen und Angst und Gefahr von allen Seiten, da mußten Sie sich wohl an den Gott sei bei uns selber wenden. Denn daß Sie unschuldig sind, darauf verwette ich meine Seligkeit! Lieber Carl, sagte Luise sehr erschüttert, lassen Sie das Vergangene ruhen. Es läßt mich aber nicht ruhen, fiel er heftig ein. Ich kann an nichts anders denken, und Sie, wenn Sie aufrichtig sein wollen, haben zuverlässig auch keinen andren Gedanken. Zu was sollen wir einander hintergehn und hin und her sprechen, während uns ganz andre Dinge im Sinne liegen. Ich kann mir wohl vorstellen, wie Sie sich innerlich abquälen und doch gegen alle, die um Sie sind, nichts äußern dürfen. Gewiß, Ihre Lage ist recht trostlos!

Der Doktor näherte sich jetzt, nachdem er draußen überall weitläuftige Erkundigungen eingezogen hatte. Nun es geht ja gut, sagte er, Luisens Hand ergreifend. Sein Blick ruhete dabei

eben. Aber lieber Himmel, wie sehn Sie aus! Er blieb eine Weile schweigend vor ihr stehen. Ich möchte mir eine Kugel durch den Kopf jagen, fuhr er fort, wenn ich denke, daß ich an allem dem Schuld bin! Und doch ist’s so; mein verfluchter Streit mit dem Werner hat Sie erst recht in’s Elend gestürzt. Und dazu verließen wir Sie wie feige Buben. Sie hatten nun die Qual im Herzen und Angst und Gefahr von allen Seiten, da mußten Sie sich wohl an den Gott sei bei uns selber wenden. Denn daß Sie unschuldig sind, darauf verwette ich meine Seligkeit! Lieber Carl, sagte Luise sehr erschüttert, lassen Sie das Vergangene ruhen. Es läßt mich aber nicht ruhen, fiel er heftig ein. Ich kann an nichts anders denken, und Sie, wenn Sie aufrichtig sein wollen, haben zuverlässig auch keinen andren Gedanken. Zu was sollen wir einander hintergehn und hin und her sprechen, während uns ganz andre Dinge im Sinne liegen. Ich kann mir wohl vorstellen, wie Sie sich innerlich abquälen und doch gegen alle, die um Sie sind, nichts äußern dürfen. Gewiß, Ihre Lage ist recht trostlos!

Der Doktor näherte sich jetzt, nachdem er draußen überall weitläuftige Erkundigungen eingezogen hatte. Nun es geht ja gut, sagte er, Luisens Hand ergreifend. Sein Blick ruhete dabei

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[15/0017] eben. Aber lieber Himmel, wie sehn Sie aus! Er blieb eine Weile schweigend vor ihr stehen. Ich möchte mir eine Kugel durch den Kopf jagen, fuhr er fort, wenn ich denke, daß ich an allem dem Schuld bin! Und doch ist’s so; mein verfluchter Streit mit dem Werner hat Sie erst recht in’s Elend gestürzt. Und dazu verließen wir Sie wie feige Buben. Sie hatten nun die Qual im Herzen und Angst und Gefahr von allen Seiten, da mußten Sie sich wohl an den Gott sei bei uns selber wenden. Denn daß Sie unschuldig sind, darauf verwette ich meine Seligkeit! Lieber Carl, sagte Luise sehr erschüttert, lassen Sie das Vergangene ruhen. Es läßt mich aber nicht ruhen, fiel er heftig ein. Ich kann an nichts anders denken, und Sie, wenn Sie aufrichtig sein wollen, haben zuverlässig auch keinen andren Gedanken. Zu was sollen wir einander hintergehn und hin und her sprechen, während uns ganz andre Dinge im Sinne liegen. Ich kann mir wohl vorstellen, wie Sie sich innerlich abquälen und doch gegen alle, die um Sie sind, nichts äußern dürfen. Gewiß, Ihre Lage ist recht trostlos! Der Doktor näherte sich jetzt, nachdem er draußen überall weitläuftige Erkundigungen eingezogen hatte. Nun es geht ja gut, sagte er, Luisens Hand ergreifend. Sein Blick ruhete dabei

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Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins02_1810/17>, abgerufen am 19.04.2024.