Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite

überall selbst verlieren könnte. Aber das drückendste im Leben ist, sich zu kleinen Zwecken in fremder Willkühr gehalten zu sehn.

Sie kennen meine schuldlose Spielerei an jenem Abend. Wem das Böse fremd ist, der ahndet es auch da nicht, wo es ihm ganz nahe tritt. Ich begegnete Ihnen, in der Absicht, mit Werner zur Baronin zu fahren. Die Nacht war dunkel, keine Laternen brannten mehr in den Straßen, mein Begleiter unterhielt mich mit großer Lebhaftigkeit, und verwickelte sich immer mehr durch neue Entdeckungen, an denen ich mich dergestalt ergötzte, daß es mir entging, als wir aus dem Thore auf abgelegenem Wege fuhren. Endlich hielt der Wagen. Ich sah der Entdeckung mit großer Lust entgegen, als der Maler an den Schlag trat, und ungeduldig rief: schnell Werner, wir haben keine Zeit zu verlieren. Dieser bot mir den Arm, und ohnerachtet mich jene Worte befremdeten, so stieg ich dennoch in der Erwartung aus, die Sache nun beendigt zu sehn. Es war so dunkel, daß man keine Hand vor Augen sahe. Geschwind, geschwind, rief der Maler auf's neue. Nun, erwiederte Werner, mich zu ihm führend, mäßigen Sie Ihre Ungeduld, da ist sie. Was zum Teufel, schrie jener, noch Eine! Noch Eine -? fragte Werner bestürzt. Nun ja, sagte

überall selbst verlieren könnte. Aber das drückendste im Leben ist, sich zu kleinen Zwecken in fremder Willkühr gehalten zu sehn.

Sie kennen meine schuldlose Spielerei an jenem Abend. Wem das Böse fremd ist, der ahndet es auch da nicht, wo es ihm ganz nahe tritt. Ich begegnete Ihnen, in der Absicht, mit Werner zur Baronin zu fahren. Die Nacht war dunkel, keine Laternen brannten mehr in den Straßen, mein Begleiter unterhielt mich mit großer Lebhaftigkeit, und verwickelte sich immer mehr durch neue Entdeckungen, an denen ich mich dergestalt ergötzte, daß es mir entging, als wir aus dem Thore auf abgelegenem Wege fuhren. Endlich hielt der Wagen. Ich sah der Entdeckung mit großer Lust entgegen, als der Maler an den Schlag trat, und ungeduldig rief: schnell Werner, wir haben keine Zeit zu verlieren. Dieser bot mir den Arm, und ohnerachtet mich jene Worte befremdeten, so stieg ich dennoch in der Erwartung aus, die Sache nun beendigt zu sehn. Es war so dunkel, daß man keine Hand vor Augen sahe. Geschwind, geschwind, rief der Maler auf’s neue. Nun, erwiederte Werner, mich zu ihm führend, mäßigen Sie Ihre Ungeduld, da ist sie. Was zum Teufel, schrie jener, noch Eine! Noch Eine –? fragte Werner bestürzt. Nun ja, sagte

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0164" n="162"/>
überall selbst verlieren könnte. Aber das drückendste im Leben ist, sich zu kleinen Zwecken in fremder Willkühr gehalten zu sehn.</p>
        <p>Sie kennen meine schuldlose Spielerei an jenem Abend. Wem das Böse fremd ist, der ahndet es auch da nicht, wo es ihm ganz nahe tritt. Ich begegnete Ihnen, in der Absicht, mit Werner zur Baronin zu fahren. Die Nacht war dunkel, keine Laternen brannten mehr in den Straßen, mein Begleiter unterhielt mich mit großer Lebhaftigkeit, und verwickelte sich immer mehr durch neue Entdeckungen, an denen ich mich dergestalt ergötzte, daß es mir entging, als wir aus dem Thore auf abgelegenem Wege fuhren. Endlich hielt der Wagen. Ich sah der Entdeckung mit großer Lust entgegen, als der Maler an den Schlag trat, und ungeduldig rief: schnell Werner, wir haben keine Zeit zu verlieren. Dieser bot mir den Arm, und ohnerachtet mich jene Worte befremdeten, so stieg ich dennoch in der Erwartung aus, die Sache nun beendigt zu sehn. Es war so dunkel, daß man keine Hand vor Augen sahe. Geschwind, geschwind, rief der Maler auf&#x2019;s neue. Nun, erwiederte Werner, mich zu ihm führend, mäßigen Sie Ihre Ungeduld, da ist sie. Was zum Teufel, schrie jener, noch Eine! Noch Eine &#x2013;? fragte Werner bestürzt. Nun ja, sagte
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[162/0164] überall selbst verlieren könnte. Aber das drückendste im Leben ist, sich zu kleinen Zwecken in fremder Willkühr gehalten zu sehn. Sie kennen meine schuldlose Spielerei an jenem Abend. Wem das Böse fremd ist, der ahndet es auch da nicht, wo es ihm ganz nahe tritt. Ich begegnete Ihnen, in der Absicht, mit Werner zur Baronin zu fahren. Die Nacht war dunkel, keine Laternen brannten mehr in den Straßen, mein Begleiter unterhielt mich mit großer Lebhaftigkeit, und verwickelte sich immer mehr durch neue Entdeckungen, an denen ich mich dergestalt ergötzte, daß es mir entging, als wir aus dem Thore auf abgelegenem Wege fuhren. Endlich hielt der Wagen. Ich sah der Entdeckung mit großer Lust entgegen, als der Maler an den Schlag trat, und ungeduldig rief: schnell Werner, wir haben keine Zeit zu verlieren. Dieser bot mir den Arm, und ohnerachtet mich jene Worte befremdeten, so stieg ich dennoch in der Erwartung aus, die Sache nun beendigt zu sehn. Es war so dunkel, daß man keine Hand vor Augen sahe. Geschwind, geschwind, rief der Maler auf’s neue. Nun, erwiederte Werner, mich zu ihm führend, mäßigen Sie Ihre Ungeduld, da ist sie. Was zum Teufel, schrie jener, noch Eine! Noch Eine –? fragte Werner bestürzt. Nun ja, sagte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

TextGrid: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI von TextGrid (2013-03-15T15:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus TextGrid entsprechen muss.
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-03-15T15:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-03-15T15:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Wird ein Wort durch einen Seitenumbruch getrennt, so wird es vollständig auf der vorhergehenden Seite übernommen.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Der Zeilenfall wurde aufgehoben, die Absätze beibehalten.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins02_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins02_1810/164
Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins02_1810/164>, abgerufen am 09.11.2024.