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Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810.

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nur noch fester. Ohne sich grade ängstlich zu drängen und zu treiben, sah sie ruhig alles kommen, wie es nun kommen mußte.

Ein Billet der Baronin war das Erste, was sie an die tausendfältigen Verwirrungen der Welt erinnerte. Diese schrieb ihr:

"Ich könnte besorgt wegen Emilien sein, wenn ich nicht voraussetzte, daß sie meiner ruhigen Vernunft traute, und allenfalls darauf hin eine Unbesonnenheit wagen zu dürfen glaubt. Sie ist noch nicht zu mir zurückgekehrt. Wahrscheinlich ist sie bei Ihnen und Augusten. Ich bitte Sie, mir darüber Auskunft zu geben, so wie über die Veranlassung ihres Wegbleibens. Auf jeden Fall soll sie meine Mißbilligung fühlen. Sagen Sie ihr das, ich ersuche Sie darum."

Luise erinnerte sich jetzt erst an Augustens letzte Worte, und wie sie gesonnen gewesen sei, zu der Baronin zu fahren, wo sich die ganze Verwicklung auflösen sollte. Sie begriff nicht, was sie daran verhindert und zugleich bewogen habe, Emilien bei sich zu behalten. Sie wollte zu ihr gehn, um sie deshalb zu befragen, als ihr Mariane sagte, daß die Leute im Hause ihre Herrschaft vergeblich bis jetzt erwarteten, und Niemand wisse, was er er davon denken solle. In großer Besorgniß schrieb daher Luise der Baronin, was sie selbst durch Augusten

nur noch fester. Ohne sich grade ängstlich zu drängen und zu treiben, sah sie ruhig alles kommen, wie es nun kommen mußte.

Ein Billet der Baronin war das Erste, was sie an die tausendfältigen Verwirrungen der Welt erinnerte. Diese schrieb ihr:

»Ich könnte besorgt wegen Emilien sein, wenn ich nicht voraussetzte, daß sie meiner ruhigen Vernunft traute, und allenfalls darauf hin eine Unbesonnenheit wagen zu dürfen glaubt. Sie ist noch nicht zu mir zurückgekehrt. Wahrscheinlich ist sie bei Ihnen und Augusten. Ich bitte Sie, mir darüber Auskunft zu geben, so wie über die Veranlassung ihres Wegbleibens. Auf jeden Fall soll sie meine Mißbilligung fühlen. Sagen Sie ihr das, ich ersuche Sie darum.«

Luise erinnerte sich jetzt erst an Augustens letzte Worte, und wie sie gesonnen gewesen sei, zu der Baronin zu fahren, wo sich die ganze Verwicklung auflösen sollte. Sie begriff nicht, was sie daran verhindert und zugleich bewogen habe, Emilien bei sich zu behalten. Sie wollte zu ihr gehn, um sie deshalb zu befragen, als ihr Mariane sagte, daß die Leute im Hause ihre Herrschaft vergeblich bis jetzt erwarteten, und Niemand wisse, was er er davon denken solle. In großer Besorgniß schrieb daher Luise der Baronin, was sie selbst durch Augusten

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[150/0152] nur noch fester. Ohne sich grade ängstlich zu drängen und zu treiben, sah sie ruhig alles kommen, wie es nun kommen mußte. Ein Billet der Baronin war das Erste, was sie an die tausendfältigen Verwirrungen der Welt erinnerte. Diese schrieb ihr: »Ich könnte besorgt wegen Emilien sein, wenn ich nicht voraussetzte, daß sie meiner ruhigen Vernunft traute, und allenfalls darauf hin eine Unbesonnenheit wagen zu dürfen glaubt. Sie ist noch nicht zu mir zurückgekehrt. Wahrscheinlich ist sie bei Ihnen und Augusten. Ich bitte Sie, mir darüber Auskunft zu geben, so wie über die Veranlassung ihres Wegbleibens. Auf jeden Fall soll sie meine Mißbilligung fühlen. Sagen Sie ihr das, ich ersuche Sie darum.« Luise erinnerte sich jetzt erst an Augustens letzte Worte, und wie sie gesonnen gewesen sei, zu der Baronin zu fahren, wo sich die ganze Verwicklung auflösen sollte. Sie begriff nicht, was sie daran verhindert und zugleich bewogen habe, Emilien bei sich zu behalten. Sie wollte zu ihr gehn, um sie deshalb zu befragen, als ihr Mariane sagte, daß die Leute im Hause ihre Herrschaft vergeblich bis jetzt erwarteten, und Niemand wisse, was er er davon denken solle. In großer Besorgniß schrieb daher Luise der Baronin, was sie selbst durch Augusten

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Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins02_1810/152>, abgerufen am 02.05.2024.