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Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810.

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Heute ist's nun schon dreimal um das Schloß geritten, und so oft ich hinaus sah, war nichts da. Gott bewahre uns! rief ich, was sind das für wunderliche Grillen! aber ich zitterte, wie ich das sagte, und konnte den alten Georg nicht ansehn, der mir in der Angst ganz fremd vorkam. Da rief er mit einemmale: Herr Jesus, was war das! Ich hatte nichts gehört und nichts gesehn; aber ich erschrak so, daß ich mir mit beiden Händen die Augen zuhielt und nicht eher wieder aufsah, als bis der Jäger fluchend hereintrat und den fremden Herrn verwünschte, der nichts als Teufeleien im Schlosse anfange, wodurch ehrliches Gesinde geschoren werde. Er solle, sagte er, noch spät in der Nacht mit einem Handpferde nach Harzgerode reiten und dort Order erwarten. Der Herr Graf sei auch noch ausgegangen, das alles gelte sicher so ein italienisches Stückchen, eine Streiferei im Gebürge, die der Fremde angezettelt habe. Georg saß während dem immer noch mit gefalteten Händen, sein kleines schwarzes Mützchen weit über die Augen gezogen, ohne ein Wort zu sagen. Ja, ja, der Fremde! rief er jetzt, schob sich die Mütze aus den Augen und wankte zur Thür. Der Jäger folgte ihm. Ich war nun ganz allein, und so angst und bange, daß ich mich aufs Bett warf und die Decke dicht über den Kopf zog. Zuletzt mochte ich wohl eingeschlafen

Heute ist’s nun schon dreimal um das Schloß geritten, und so oft ich hinaus sah, war nichts da. Gott bewahre uns! rief ich, was sind das für wunderliche Grillen! aber ich zitterte, wie ich das sagte, und konnte den alten Georg nicht ansehn, der mir in der Angst ganz fremd vorkam. Da rief er mit einemmale: Herr Jesus, was war das! Ich hatte nichts gehört und nichts gesehn; aber ich erschrak so, daß ich mir mit beiden Händen die Augen zuhielt und nicht eher wieder aufsah, als bis der Jäger fluchend hereintrat und den fremden Herrn verwünschte, der nichts als Teufeleien im Schlosse anfange, wodurch ehrliches Gesinde geschoren werde. Er solle, sagte er, noch spät in der Nacht mit einem Handpferde nach Harzgerode reiten und dort Order erwarten. Der Herr Graf sei auch noch ausgegangen, das alles gelte sicher so ein italienisches Stückchen, eine Streiferei im Gebürge, die der Fremde angezettelt habe. Georg saß während dem immer noch mit gefalteten Händen, sein kleines schwarzes Mützchen weit über die Augen gezogen, ohne ein Wort zu sagen. Ja, ja, der Fremde! rief er jetzt, schob sich die Mütze aus den Augen und wankte zur Thür. Der Jäger folgte ihm. Ich war nun ganz allein, und so angst und bange, daß ich mich aufs Bett warf und die Decke dicht über den Kopf zog. Zuletzt mochte ich wohl eingeschlafen

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[11/0013] Heute ist’s nun schon dreimal um das Schloß geritten, und so oft ich hinaus sah, war nichts da. Gott bewahre uns! rief ich, was sind das für wunderliche Grillen! aber ich zitterte, wie ich das sagte, und konnte den alten Georg nicht ansehn, der mir in der Angst ganz fremd vorkam. Da rief er mit einemmale: Herr Jesus, was war das! Ich hatte nichts gehört und nichts gesehn; aber ich erschrak so, daß ich mir mit beiden Händen die Augen zuhielt und nicht eher wieder aufsah, als bis der Jäger fluchend hereintrat und den fremden Herrn verwünschte, der nichts als Teufeleien im Schlosse anfange, wodurch ehrliches Gesinde geschoren werde. Er solle, sagte er, noch spät in der Nacht mit einem Handpferde nach Harzgerode reiten und dort Order erwarten. Der Herr Graf sei auch noch ausgegangen, das alles gelte sicher so ein italienisches Stückchen, eine Streiferei im Gebürge, die der Fremde angezettelt habe. Georg saß während dem immer noch mit gefalteten Händen, sein kleines schwarzes Mützchen weit über die Augen gezogen, ohne ein Wort zu sagen. Ja, ja, der Fremde! rief er jetzt, schob sich die Mütze aus den Augen und wankte zur Thür. Der Jäger folgte ihm. Ich war nun ganz allein, und so angst und bange, daß ich mich aufs Bett warf und die Decke dicht über den Kopf zog. Zuletzt mochte ich wohl eingeschlafen

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Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins02_1810/13>, abgerufen am 28.03.2024.