Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite

sich mit der Welt und ihren verbündeten Geistern und beschloß keinen Fuß aus ihrer Burg zu setzen, weshalb auch nach und nach Sand und Steine die Zugänge bedeckten. Da trat einst ein Bettler in ihren Hof, und bat sie dringend um die Erlaubniß, den Schutt von ihrer Schwelle wegräumen zu dürfen. Sie gestattete das, ohne sich um die Ursach einer so seltsamen Bitte zu bekümmern. Nicht lange darauf kam der Bettler voller Freuden zu ihr hin, zeigte ein breites, schönes Schwerdt, das er unter dem Schutte gefunden hatte und welches er für das seine erklärte, wobei er eilend hinzusetzte, daß er, in der Wildniß aufgewachsen, endlich in eine Schmiede gerathen sei und dies Gewerbe mit Lust gelernt und getrieben habe. Nun sei vor kurzem ein kleiner, grauer Mann auf einem weißlichen Pferde gekommen, welches er habe beschlagen lassen. Während der Arbeit habe er ihm einen goldnen Siegelring gegeben und gesagt: er solle das dazu gehörige Schwerdt, welches am Knopf ein ähnliches Zeichen führe, sorgfältig unter Trümmern und Steinen alter Vesten suchen, und müsse er auch Jahrelang als Bettler umherwandern; beides gehöre seinem Vater, und werde ihm zu hohen Ehren bringen. Die beglückte Mutter erkannte sogleich die Waffen ihres Gemahls, und den Bettler für den einst freventlich geopferten

sich mit der Welt und ihren verbündeten Geistern und beschloß keinen Fuß aus ihrer Burg zu setzen, weshalb auch nach und nach Sand und Steine die Zugänge bedeckten. Da trat einst ein Bettler in ihren Hof, und bat sie dringend um die Erlaubniß, den Schutt von ihrer Schwelle wegräumen zu dürfen. Sie gestattete das, ohne sich um die Ursach einer so seltsamen Bitte zu bekümmern. Nicht lange darauf kam der Bettler voller Freuden zu ihr hin, zeigte ein breites, schönes Schwerdt, das er unter dem Schutte gefunden hatte und welches er für das seine erklärte, wobei er eilend hinzusetzte, daß er, in der Wildniß aufgewachsen, endlich in eine Schmiede gerathen sei und dies Gewerbe mit Lust gelernt und getrieben habe. Nun sei vor kurzem ein kleiner, grauer Mann auf einem weißlichen Pferde gekommen, welches er habe beschlagen lassen. Während der Arbeit habe er ihm einen goldnen Siegelring gegeben und gesagt: er solle das dazu gehörige Schwerdt, welches am Knopf ein ähnliches Zeichen führe, sorgfältig unter Trümmern und Steinen alter Vesten suchen, und müsse er auch Jahrelang als Bettler umherwandern; beides gehöre seinem Vater, und werde ihm zu hohen Ehren bringen. Die beglückte Mutter erkannte sogleich die Waffen ihres Gemahls, und den Bettler für den einst freventlich geopferten

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0029" n="21"/>
sich mit der Welt und ihren verbündeten Geistern und beschloß keinen Fuß aus ihrer Burg zu setzen, weshalb auch nach und nach Sand und Steine die Zugänge bedeckten. Da trat einst ein Bettler in ihren Hof, und bat sie dringend um die Erlaubniß, den Schutt von ihrer Schwelle wegräumen zu dürfen. Sie gestattete das, ohne sich um die Ursach einer so seltsamen Bitte zu bekümmern. Nicht lange darauf kam der Bettler voller Freuden zu ihr hin, zeigte ein breites, schönes Schwerdt, das er unter dem Schutte gefunden hatte und welches er für das seine erklärte, wobei er eilend hinzusetzte, daß er, in der Wildniß aufgewachsen, endlich in eine Schmiede gerathen sei und dies Gewerbe mit Lust gelernt und getrieben habe. Nun sei vor kurzem ein kleiner, grauer Mann auf einem weißlichen Pferde gekommen, welches er habe beschlagen lassen. Während der Arbeit habe er ihm einen goldnen Siegelring gegeben und gesagt: er solle das dazu gehörige Schwerdt, welches am Knopf ein ähnliches Zeichen führe, sorgfältig unter Trümmern und Steinen alter Vesten suchen, und müsse er auch Jahrelang als Bettler umherwandern; beides gehöre seinem Vater, und werde ihm zu hohen Ehren bringen. Die beglückte Mutter erkannte sogleich die Waffen ihres Gemahls, und den Bettler für den einst freventlich geopferten
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[21/0029] sich mit der Welt und ihren verbündeten Geistern und beschloß keinen Fuß aus ihrer Burg zu setzen, weshalb auch nach und nach Sand und Steine die Zugänge bedeckten. Da trat einst ein Bettler in ihren Hof, und bat sie dringend um die Erlaubniß, den Schutt von ihrer Schwelle wegräumen zu dürfen. Sie gestattete das, ohne sich um die Ursach einer so seltsamen Bitte zu bekümmern. Nicht lange darauf kam der Bettler voller Freuden zu ihr hin, zeigte ein breites, schönes Schwerdt, das er unter dem Schutte gefunden hatte und welches er für das seine erklärte, wobei er eilend hinzusetzte, daß er, in der Wildniß aufgewachsen, endlich in eine Schmiede gerathen sei und dies Gewerbe mit Lust gelernt und getrieben habe. Nun sei vor kurzem ein kleiner, grauer Mann auf einem weißlichen Pferde gekommen, welches er habe beschlagen lassen. Während der Arbeit habe er ihm einen goldnen Siegelring gegeben und gesagt: er solle das dazu gehörige Schwerdt, welches am Knopf ein ähnliches Zeichen führe, sorgfältig unter Trümmern und Steinen alter Vesten suchen, und müsse er auch Jahrelang als Bettler umherwandern; beides gehöre seinem Vater, und werde ihm zu hohen Ehren bringen. Die beglückte Mutter erkannte sogleich die Waffen ihres Gemahls, und den Bettler für den einst freventlich geopferten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

TextGrid: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI von TextGrid (2013-03-15T15:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus TextGrid entsprechen muss.
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-03-15T15:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-03-15T15:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Wird ein Wort durch einen Seitenumbruch getrennt, so wird es vollständig auf der vorhergehenden Seite übernommen.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Der Zeilenfall wurde aufgehoben, die Absätze beibehalten.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810/29
Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810/29>, abgerufen am 18.04.2024.