Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810.in den innren Tiefen des Gemüths verschüttet wird. Daher blieb ich in dem künstlichen Netze gefangen, und schwieg, wie es mir nachher oft geschah, ohne gleichwohl eine innre Unbehaglichkeit los werden zu können. Mit unwiderstehlicher Anmuth schmiegte sie sich darauf an meine Brust, und bat mich, sie nicht auf dem einsamen Wege zu verlassen, den ihr jetzt des Grafen kaltes Herz vorzeichne. Ich habe niemals dem Zauber ihrer Worte und Mienen widerstehen können, und wie bei ihr bestechende Erinnrungen die Ungleichheit unsrer Gemüther ausglichen, so hielt mich der glänzendste Farbenschmuck einer glühend weiblichen Natur an sie gefesselt. Ich sicherte ihr eine Freundschaft zu, die durch lange Jahre unerschüttert blieb. Als wir bald nachher zu den Herren zurückkehrten, fanden wir sie im Gespräch vertieft über italienische Weine, und die Möglichkeit, ähnliche Sorten auf unsern kalten Boden fortzupflanzen. Ich mußte aufs neue über die gemeßne Haltung des Grafen staunen, die Violas Leichtigkeit, in jeden Gegenstand der Unterhaltung einzugehn, nichts nachgab. Ich gerieth in Verlegenheit, die ganze Begebenheit für einen Traum zu halten, da auch die leiseste Erinnrung daran verwischt schien, und wirklich ist nie wieder öffentlich die Rede davon gewesen, ob wir gleich von da an fast unzertrennlich verbunden in den innren Tiefen des Gemüths verschüttet wird. Daher blieb ich in dem künstlichen Netze gefangen, und schwieg, wie es mir nachher oft geschah, ohne gleichwohl eine innre Unbehaglichkeit los werden zu können. Mit unwiderstehlicher Anmuth schmiegte sie sich darauf an meine Brust, und bat mich, sie nicht auf dem einsamen Wege zu verlassen, den ihr jetzt des Grafen kaltes Herz vorzeichne. Ich habe niemals dem Zauber ihrer Worte und Mienen widerstehen können, und wie bei ihr bestechende Erinnrungen die Ungleichheit unsrer Gemüther ausglichen, so hielt mich der glänzendste Farbenschmuck einer glühend weiblichen Natur an sie gefesselt. Ich sicherte ihr eine Freundschaft zu, die durch lange Jahre unerschüttert blieb. Als wir bald nachher zu den Herren zurückkehrten, fanden wir sie im Gespräch vertieft über italienische Weine, und die Möglichkeit, ähnliche Sorten auf unsern kalten Boden fortzupflanzen. Ich mußte aufs neue über die gemeßne Haltung des Grafen staunen, die Violas Leichtigkeit, in jeden Gegenstand der Unterhaltung einzugehn, nichts nachgab. Ich gerieth in Verlegenheit, die ganze Begebenheit für einen Traum zu halten, da auch die leiseste Erinnrung daran verwischt schien, und wirklich ist nie wieder öffentlich die Rede davon gewesen, ob wir gleich von da an fast unzertrennlich verbunden <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0025" n="17"/> in den innren Tiefen des Gemüths verschüttet wird. Daher blieb ich in dem künstlichen Netze gefangen, und schwieg, wie es mir nachher oft geschah, ohne gleichwohl eine innre Unbehaglichkeit los werden zu können. Mit unwiderstehlicher Anmuth schmiegte sie sich darauf an meine Brust, und bat mich, sie nicht auf dem einsamen Wege zu verlassen, den ihr jetzt des Grafen kaltes Herz vorzeichne. Ich habe niemals dem Zauber ihrer Worte und Mienen widerstehen können, und wie bei ihr bestechende Erinnrungen die Ungleichheit unsrer Gemüther ausglichen, so hielt mich der glänzendste Farbenschmuck einer glühend weiblichen Natur an sie gefesselt. Ich sicherte ihr eine Freundschaft zu, die durch lange Jahre unerschüttert blieb. Als wir bald nachher zu den Herren zurückkehrten, fanden wir sie im Gespräch vertieft über italienische Weine, und die Möglichkeit, ähnliche Sorten auf unsern kalten Boden fortzupflanzen. Ich mußte aufs neue über die gemeßne Haltung des Grafen staunen, die Violas Leichtigkeit, in jeden Gegenstand der Unterhaltung einzugehn, nichts nachgab. Ich gerieth in Verlegenheit, die ganze Begebenheit für einen Traum zu halten, da auch die leiseste Erinnrung daran verwischt schien, und wirklich ist nie wieder öffentlich die Rede davon gewesen, ob wir gleich von da an fast unzertrennlich verbunden </p> </div> </body> </text> </TEI> [17/0025]
in den innren Tiefen des Gemüths verschüttet wird. Daher blieb ich in dem künstlichen Netze gefangen, und schwieg, wie es mir nachher oft geschah, ohne gleichwohl eine innre Unbehaglichkeit los werden zu können. Mit unwiderstehlicher Anmuth schmiegte sie sich darauf an meine Brust, und bat mich, sie nicht auf dem einsamen Wege zu verlassen, den ihr jetzt des Grafen kaltes Herz vorzeichne. Ich habe niemals dem Zauber ihrer Worte und Mienen widerstehen können, und wie bei ihr bestechende Erinnrungen die Ungleichheit unsrer Gemüther ausglichen, so hielt mich der glänzendste Farbenschmuck einer glühend weiblichen Natur an sie gefesselt. Ich sicherte ihr eine Freundschaft zu, die durch lange Jahre unerschüttert blieb. Als wir bald nachher zu den Herren zurückkehrten, fanden wir sie im Gespräch vertieft über italienische Weine, und die Möglichkeit, ähnliche Sorten auf unsern kalten Boden fortzupflanzen. Ich mußte aufs neue über die gemeßne Haltung des Grafen staunen, die Violas Leichtigkeit, in jeden Gegenstand der Unterhaltung einzugehn, nichts nachgab. Ich gerieth in Verlegenheit, die ganze Begebenheit für einen Traum zu halten, da auch die leiseste Erinnrung daran verwischt schien, und wirklich ist nie wieder öffentlich die Rede davon gewesen, ob wir gleich von da an fast unzertrennlich verbunden
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Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810/25>, abgerufen am 16.02.2025. |