Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite

Gesprächen waren sie zu dem Schloß gekommen, wo der König eine große Freude über die Rettung seiner Prinzessin Tochter bezeugte, ohne nur im geringsten zu ahnen, was sie im Walde mit dem Ritter Adelhof könne verabredet haben.

Von diesem Tage an lebten die beiden jungen Leute in aller züchtigen Liebe und Ergötzlichkeit unterschiedliche Monden hintereinander sonder Störung fort. Wenn es auch bisweilen geschah, daß bei dem Ritter, wie es der Männer Art ist, ein ungeduldiges Feuer aufgehn wollte, so wußten doch alsbald die sittigfreundlichen Blicke der Jungfrau die ungestüme Lohe dergestalt zu bezähmen, daß nur ein stiller, labender Schein daraus übrig blieb, dessen niemand als sie selbst wahrnehmen mochte. Der Ritter ward mit jedem Tage frömmer und linder gegen Menschen sowohl als jede andre Creaturen, und wenn er einen deutsamen Gruß von seiner Herzliebsten gewonnen hatte, schien es gar, als lächle der Himmel selbst aus allen Zügen seines Antlitzes.

Ein so recht paradiesisches Erquicken jedoch kann auf unsrer Erde nicht von langem Bestand sein. Es verbreitete sich nach kurzer Zeit das Gerücht, als habe der König seine Tochter an einen benachbarten Prinzen verlobt, welcher auch gleich darauf selbst an den Hof kam, öffentlich in den

Gesprächen waren sie zu dem Schloß gekommen, wo der König eine große Freude über die Rettung seiner Prinzessin Tochter bezeugte, ohne nur im geringsten zu ahnen, was sie im Walde mit dem Ritter Adelhof könne verabredet haben.

Von diesem Tage an lebten die beiden jungen Leute in aller züchtigen Liebe und Ergötzlichkeit unterschiedliche Monden hintereinander sonder Störung fort. Wenn es auch bisweilen geschah, daß bei dem Ritter, wie es der Männer Art ist, ein ungeduldiges Feuer aufgehn wollte, so wußten doch alsbald die sittigfreundlichen Blicke der Jungfrau die ungestüme Lohe dergestalt zu bezähmen, daß nur ein stiller, labender Schein daraus übrig blieb, dessen niemand als sie selbst wahrnehmen mochte. Der Ritter ward mit jedem Tage frömmer und linder gegen Menschen sowohl als jede andre Creaturen, und wenn er einen deutsamen Gruß von seiner Herzliebsten gewonnen hatte, schien es gar, als lächle der Himmel selbst aus allen Zügen seines Antlitzes.

Ein so recht paradiesisches Erquicken jedoch kann auf unsrer Erde nicht von langem Bestand sein. Es verbreitete sich nach kurzer Zeit das Gerücht, als habe der König seine Tochter an einen benachbarten Prinzen verlobt, welcher auch gleich darauf selbst an den Hof kam, öffentlich in den

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0149" n="141"/>
Gesprächen waren sie zu dem Schloß gekommen, wo der König eine große Freude über die Rettung seiner Prinzessin Tochter bezeugte, ohne nur im geringsten zu ahnen, was sie im Walde mit dem Ritter Adelhof könne verabredet haben.</p>
        <p>Von diesem Tage an lebten die beiden jungen Leute in aller züchtigen Liebe und Ergötzlichkeit unterschiedliche Monden hintereinander sonder Störung fort. Wenn es auch bisweilen geschah, daß bei dem Ritter, wie es der Männer Art ist, ein ungeduldiges Feuer aufgehn wollte, so wußten doch alsbald die sittigfreundlichen Blicke der Jungfrau die ungestüme Lohe dergestalt zu bezähmen, daß nur ein stiller, labender Schein daraus übrig blieb, dessen niemand als sie selbst wahrnehmen mochte. Der Ritter ward mit jedem Tage frömmer und linder gegen Menschen sowohl als jede andre Creaturen, und wenn er einen deutsamen Gruß von seiner Herzliebsten gewonnen hatte, schien es gar, als lächle der Himmel selbst aus allen Zügen seines Antlitzes.</p>
        <p>Ein so recht paradiesisches Erquicken jedoch kann auf unsrer Erde nicht von langem Bestand sein. Es verbreitete sich nach kurzer Zeit das Gerücht, als habe der König seine Tochter an einen benachbarten Prinzen verlobt, welcher auch gleich darauf selbst an den Hof kam, öffentlich in den
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[141/0149] Gesprächen waren sie zu dem Schloß gekommen, wo der König eine große Freude über die Rettung seiner Prinzessin Tochter bezeugte, ohne nur im geringsten zu ahnen, was sie im Walde mit dem Ritter Adelhof könne verabredet haben. Von diesem Tage an lebten die beiden jungen Leute in aller züchtigen Liebe und Ergötzlichkeit unterschiedliche Monden hintereinander sonder Störung fort. Wenn es auch bisweilen geschah, daß bei dem Ritter, wie es der Männer Art ist, ein ungeduldiges Feuer aufgehn wollte, so wußten doch alsbald die sittigfreundlichen Blicke der Jungfrau die ungestüme Lohe dergestalt zu bezähmen, daß nur ein stiller, labender Schein daraus übrig blieb, dessen niemand als sie selbst wahrnehmen mochte. Der Ritter ward mit jedem Tage frömmer und linder gegen Menschen sowohl als jede andre Creaturen, und wenn er einen deutsamen Gruß von seiner Herzliebsten gewonnen hatte, schien es gar, als lächle der Himmel selbst aus allen Zügen seines Antlitzes. Ein so recht paradiesisches Erquicken jedoch kann auf unsrer Erde nicht von langem Bestand sein. Es verbreitete sich nach kurzer Zeit das Gerücht, als habe der König seine Tochter an einen benachbarten Prinzen verlobt, welcher auch gleich darauf selbst an den Hof kam, öffentlich in den

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

TextGrid: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI von TextGrid (2013-03-15T15:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus TextGrid entsprechen muss.
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-03-15T15:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-03-15T15:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Wird ein Wort durch einen Seitenumbruch getrennt, so wird es vollständig auf der vorhergehenden Seite übernommen.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Der Zeilenfall wurde aufgehoben, die Absätze beibehalten.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810/149
Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810/149>, abgerufen am 01.05.2024.