Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite

fort, was die Mutter sagte: Luise hat nun niemand auf Erden als dich, verlasse sie nie, stehe ihr im entscheidenden Augenblick zur Seite. Meine Luise, sei offen. -- Wie Himmelsthau fielen diese Worte in ihr Herz; sie rang noch einen Augenblick mit der Furcht, Julius durch ein freimüthiges Geständniß wehe zu thun; dann aber siegte die Wahrheit, ihr Innres schloß sich auf, die Worte schwebten auf ihren Lippen; da stürzte Mariane herein und sagte eilig, der Herr Jagdjunker und Herr Werner seien im Vorzimmer in heftigem Wortwechsel und sie habe von Schießen und Schlagen gehört. Julius sprang auf; er fürchtete Carls Ungestüm, und eilte, einem Unglück vorzubeugen. Nach einer Weile kam er sehr bleich und erschüttert zurück. Es ist nichts, sagte er angestrengt; ein Mißverständniß, das sich schon wieder aufgeklärt hat. Sonst nichts? fragte Luise, wirklich nichts? Nein, nein, wirklich nicht, erwiederte er und ging dann schweigend auf und nieder. Luise erwartete mit klopfendem Herzen, daß er das vorige Gespräch wieder anknüpfen und auf's neue in sie dringen sollte. Allein Julius sagte kein Wort. Sie selbst hatte nicht den Muth, wieder anzufangen. Ueberdem war der rechte Augenblick vorüber, und so blieb es zwischen Beiden still, bis Mehrere hinzukamen und im Allgemeinen ein leidliches Gespräch

fort, was die Mutter sagte: Luise hat nun niemand auf Erden als dich, verlasse sie nie, stehe ihr im entscheidenden Augenblick zur Seite. Meine Luise, sei offen. — Wie Himmelsthau fielen diese Worte in ihr Herz; sie rang noch einen Augenblick mit der Furcht, Julius durch ein freimüthiges Geständniß wehe zu thun; dann aber siegte die Wahrheit, ihr Innres schloß sich auf, die Worte schwebten auf ihren Lippen; da stürzte Mariane herein und sagte eilig, der Herr Jagdjunker und Herr Werner seien im Vorzimmer in heftigem Wortwechsel und sie habe von Schießen und Schlagen gehört. Julius sprang auf; er fürchtete Carls Ungestüm, und eilte, einem Unglück vorzubeugen. Nach einer Weile kam er sehr bleich und erschüttert zurück. Es ist nichts, sagte er angestrengt; ein Mißverständniß, das sich schon wieder aufgeklärt hat. Sonst nichts? fragte Luise, wirklich nichts? Nein, nein, wirklich nicht, erwiederte er und ging dann schweigend auf und nieder. Luise erwartete mit klopfendem Herzen, daß er das vorige Gespräch wieder anknüpfen und auf’s neue in sie dringen sollte. Allein Julius sagte kein Wort. Sie selbst hatte nicht den Muth, wieder anzufangen. Ueberdem war der rechte Augenblick vorüber, und so blieb es zwischen Beiden still, bis Mehrere hinzukamen und im Allgemeinen ein leidliches Gespräch

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0144" n="136"/>
fort, was die Mutter sagte: Luise hat nun niemand auf Erden als dich, verlasse sie nie, stehe ihr im entscheidenden Augenblick zur Seite. Meine Luise, sei offen. &#x2014; Wie Himmelsthau fielen diese Worte in ihr Herz; sie rang noch einen Augenblick mit der Furcht, Julius durch ein freimüthiges Geständniß wehe zu thun; dann aber siegte die Wahrheit, ihr Innres schloß sich auf, die Worte schwebten auf ihren Lippen; da stürzte Mariane herein und sagte eilig, der Herr Jagdjunker und Herr Werner seien im Vorzimmer in heftigem Wortwechsel und sie habe von Schießen und Schlagen gehört. Julius sprang auf; er fürchtete Carls Ungestüm, und eilte, einem Unglück vorzubeugen. Nach einer Weile kam er sehr bleich und erschüttert zurück. Es ist nichts, sagte er angestrengt; ein Mißverständniß, das sich schon wieder aufgeklärt hat. Sonst nichts? fragte Luise, wirklich nichts? Nein, nein, wirklich nicht, erwiederte er und ging dann schweigend auf und nieder. Luise erwartete mit klopfendem Herzen, daß er das vorige Gespräch wieder anknüpfen und auf&#x2019;s neue in sie dringen sollte. Allein Julius sagte kein Wort. Sie selbst hatte nicht den Muth, wieder anzufangen. Ueberdem war der rechte Augenblick vorüber, und so blieb es zwischen Beiden still, bis Mehrere hinzukamen und im Allgemeinen ein leidliches Gespräch
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[136/0144] fort, was die Mutter sagte: Luise hat nun niemand auf Erden als dich, verlasse sie nie, stehe ihr im entscheidenden Augenblick zur Seite. Meine Luise, sei offen. — Wie Himmelsthau fielen diese Worte in ihr Herz; sie rang noch einen Augenblick mit der Furcht, Julius durch ein freimüthiges Geständniß wehe zu thun; dann aber siegte die Wahrheit, ihr Innres schloß sich auf, die Worte schwebten auf ihren Lippen; da stürzte Mariane herein und sagte eilig, der Herr Jagdjunker und Herr Werner seien im Vorzimmer in heftigem Wortwechsel und sie habe von Schießen und Schlagen gehört. Julius sprang auf; er fürchtete Carls Ungestüm, und eilte, einem Unglück vorzubeugen. Nach einer Weile kam er sehr bleich und erschüttert zurück. Es ist nichts, sagte er angestrengt; ein Mißverständniß, das sich schon wieder aufgeklärt hat. Sonst nichts? fragte Luise, wirklich nichts? Nein, nein, wirklich nicht, erwiederte er und ging dann schweigend auf und nieder. Luise erwartete mit klopfendem Herzen, daß er das vorige Gespräch wieder anknüpfen und auf’s neue in sie dringen sollte. Allein Julius sagte kein Wort. Sie selbst hatte nicht den Muth, wieder anzufangen. Ueberdem war der rechte Augenblick vorüber, und so blieb es zwischen Beiden still, bis Mehrere hinzukamen und im Allgemeinen ein leidliches Gespräch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

TextGrid: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI von TextGrid (2013-03-15T15:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus TextGrid entsprechen muss.
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-03-15T15:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-03-15T15:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Wird ein Wort durch einen Seitenumbruch getrennt, so wird es vollständig auf der vorhergehenden Seite übernommen.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Der Zeilenfall wurde aufgehoben, die Absätze beibehalten.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810/144
Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810/144>, abgerufen am 25.11.2024.