Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite

Sie das immer? fragte er, auch wenn Zweifel Sie ängsten, auch wenn weise Rathgeberinn -- O still, still! unterbrach ihn Luise, und drängte ihn bittend zur Thür.

Als sie zur Gesellschaft zurückkam, fand sie Emilien zwischen Carl und dem Maler, nachlässig auf einen Stuhl geworfen und ziemlich unwillig über den allzuoffnen Vetter, der sie, ohne Rücksicht auf ihren Nachbar, mit Fernandos Vernachlässigung und scheinbarer Erkaltung neckte. Sehn Sie! rief er, da sitzt er wahrhaftigen Gotts, tiefsinnig wie ein Engländer! er sieht nicht, er hört nicht. Wissen Sie was, wir wollen einmal mit einander walzen, vielleicht sieht er das, er wird eifersüchtig -- Auf Sie? fragte Emilie spöttisch. Cousinchen, erwiederte Carl, werfen Sie die deutschen Männer nicht weg, es ist Verlaß auf sie; die Fremden sind Zugvögel, sie bauen sich hier keine Nester. Der Maler wollte sticken vor Lachen. Emilie stand endlich auf und ging zu ihrer Mutter, die sehr eifrig mit Stein redete. Der ernste Russe hatte sich zu Luisen gesetzt, und sprach verbindlich und mit vieler Einsicht über das Charakteristische deutscher Geselligkeit. Bei der unvermeidlichen Annahme und nothwendigen Verschmelzung fremder Sitten, meinte er, sei eine eingeborne Würde, ein gewisses häusliches Zusammenhalten

Sie das immer? fragte er, auch wenn Zweifel Sie ängsten, auch wenn weise Rathgeberinn — O still, still! unterbrach ihn Luise, und drängte ihn bittend zur Thür.

Als sie zur Gesellschaft zurückkam, fand sie Emilien zwischen Carl und dem Maler, nachlässig auf einen Stuhl geworfen und ziemlich unwillig über den allzuoffnen Vetter, der sie, ohne Rücksicht auf ihren Nachbar, mit Fernandos Vernachlässigung und scheinbarer Erkaltung neckte. Sehn Sie! rief er, da sitzt er wahrhaftigen Gotts, tiefsinnig wie ein Engländer! er sieht nicht, er hört nicht. Wissen Sie was, wir wollen einmal mit einander walzen, vielleicht sieht er das, er wird eifersüchtig — Auf Sie? fragte Emilie spöttisch. Cousinchen, erwiederte Carl, werfen Sie die deutschen Männer nicht weg, es ist Verlaß auf sie; die Fremden sind Zugvögel, sie bauen sich hier keine Nester. Der Maler wollte sticken vor Lachen. Emilie stand endlich auf und ging zu ihrer Mutter, die sehr eifrig mit Stein redete. Der ernste Russe hatte sich zu Luisen gesetzt, und sprach verbindlich und mit vieler Einsicht über das Charakteristische deutscher Geselligkeit. Bei der unvermeidlichen Annahme und nothwendigen Verschmelzung fremder Sitten, meinte er, sei eine eingeborne Würde, ein gewisses häusliches Zusammenhalten

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0141" n="133"/>
Sie das immer? fragte er, auch wenn Zweifel Sie ängsten, auch wenn weise Rathgeberinn &#x2014; O still, still! unterbrach ihn Luise, und drängte ihn bittend zur Thür.</p>
        <p>Als sie zur Gesellschaft zurückkam, fand sie Emilien zwischen Carl und dem Maler, nachlässig auf einen Stuhl geworfen und ziemlich unwillig über den allzuoffnen Vetter, der sie, ohne Rücksicht auf ihren Nachbar, mit Fernandos Vernachlässigung und scheinbarer Erkaltung neckte. Sehn Sie! rief er, da sitzt er wahrhaftigen Gotts, tiefsinnig wie ein Engländer! er sieht nicht, er hört nicht. Wissen Sie was, wir wollen einmal mit einander walzen, vielleicht sieht er das, er wird eifersüchtig &#x2014; Auf Sie? fragte Emilie spöttisch. Cousinchen, erwiederte Carl, werfen Sie die deutschen Männer nicht weg, es ist Verlaß auf sie; die Fremden sind Zugvögel, sie bauen sich hier keine Nester. Der Maler wollte sticken vor Lachen. Emilie stand endlich auf und ging zu ihrer Mutter, die sehr eifrig mit Stein redete. Der ernste Russe hatte sich zu Luisen gesetzt, und sprach verbindlich und mit vieler Einsicht über das Charakteristische deutscher Geselligkeit. Bei der unvermeidlichen Annahme und nothwendigen Verschmelzung fremder Sitten, meinte er, sei eine eingeborne Würde, ein gewisses häusliches Zusammenhalten
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[133/0141] Sie das immer? fragte er, auch wenn Zweifel Sie ängsten, auch wenn weise Rathgeberinn — O still, still! unterbrach ihn Luise, und drängte ihn bittend zur Thür. Als sie zur Gesellschaft zurückkam, fand sie Emilien zwischen Carl und dem Maler, nachlässig auf einen Stuhl geworfen und ziemlich unwillig über den allzuoffnen Vetter, der sie, ohne Rücksicht auf ihren Nachbar, mit Fernandos Vernachlässigung und scheinbarer Erkaltung neckte. Sehn Sie! rief er, da sitzt er wahrhaftigen Gotts, tiefsinnig wie ein Engländer! er sieht nicht, er hört nicht. Wissen Sie was, wir wollen einmal mit einander walzen, vielleicht sieht er das, er wird eifersüchtig — Auf Sie? fragte Emilie spöttisch. Cousinchen, erwiederte Carl, werfen Sie die deutschen Männer nicht weg, es ist Verlaß auf sie; die Fremden sind Zugvögel, sie bauen sich hier keine Nester. Der Maler wollte sticken vor Lachen. Emilie stand endlich auf und ging zu ihrer Mutter, die sehr eifrig mit Stein redete. Der ernste Russe hatte sich zu Luisen gesetzt, und sprach verbindlich und mit vieler Einsicht über das Charakteristische deutscher Geselligkeit. Bei der unvermeidlichen Annahme und nothwendigen Verschmelzung fremder Sitten, meinte er, sei eine eingeborne Würde, ein gewisses häusliches Zusammenhalten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

TextGrid: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI von TextGrid (2013-03-15T15:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus TextGrid entsprechen muss.
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-03-15T15:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-03-15T15:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Wird ein Wort durch einen Seitenumbruch getrennt, so wird es vollständig auf der vorhergehenden Seite übernommen.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Der Zeilenfall wurde aufgehoben, die Absätze beibehalten.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810/141
Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810/141>, abgerufen am 01.05.2024.