Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810.nichts zu bemerken; in der seligsten innern Stille ließ sie ihre Thränen ungehindert fließen. Georg betrachtete Beide kopfschüttelnd, und ging in der Ueberzeugung hinaus, daß der wüste Fremde seiner jungen Herrschaft recht zur Qual und Aergerniß hier sei. Bei dem Oeffnen der Thür schallte die Musik hell aus den Nebenzimmern herüber. Luise ward durch die Töne aufgeschreckt. Gehn Sie, lieber Fernando! rief sie eilig, gehn Sie zur Gesellschaft, ich folge Ihnen sogleich! Ist das die erste Bitte, Luise, fragte er verletzt, die Sie dem neuen Freunde zu thun hatten? Werde ich nie andre Worte aus Ihrem Munde hören? Gilt es denn immer nur, mich zu entfernen? Mein lieber Fernando, erwiederte sie, wenn Sie wüßten -- Aber Sie sollen sehn, fiel er rasch ein, selbst einen neuen Ueberfall fürchtend, Sie sollen sehn, daß mir Ihr Wille in jedem Augenblick heilig ist, ich gehe; allein, Luise, wenn ich Sie jetzt ruhiger verlasse, wenn die Rührung Ihrer Engelseele mich entzückte, wenn ich mich einen Augenblick einer glücklichen Zukunft überließ, werden Sie fest bleiben? werden Sie nicht auf's neue, durch tausend Grillen erschreckt, wanken, und ein flüchtiges Wohlwollen bereuen, was mich auf ewig an Sie kettet? Nein, nein! rief sie aus vollem Herzen, ach nein, ich kann ja nicht anders als Ihnen vertrauen! Werden nichts zu bemerken; in der seligsten innern Stille ließ sie ihre Thränen ungehindert fließen. Georg betrachtete Beide kopfschüttelnd, und ging in der Ueberzeugung hinaus, daß der wüste Fremde seiner jungen Herrschaft recht zur Qual und Aergerniß hier sei. Bei dem Oeffnen der Thür schallte die Musik hell aus den Nebenzimmern herüber. Luise ward durch die Töne aufgeschreckt. Gehn Sie, lieber Fernando! rief sie eilig, gehn Sie zur Gesellschaft, ich folge Ihnen sogleich! Ist das die erste Bitte, Luise, fragte er verletzt, die Sie dem neuen Freunde zu thun hatten? Werde ich nie andre Worte aus Ihrem Munde hören? Gilt es denn immer nur, mich zu entfernen? Mein lieber Fernando, erwiederte sie, wenn Sie wüßten — Aber Sie sollen sehn, fiel er rasch ein, selbst einen neuen Ueberfall fürchtend, Sie sollen sehn, daß mir Ihr Wille in jedem Augenblick heilig ist, ich gehe; allein, Luise, wenn ich Sie jetzt ruhiger verlasse, wenn die Rührung Ihrer Engelseele mich entzückte, wenn ich mich einen Augenblick einer glücklichen Zukunft überließ, werden Sie fest bleiben? werden Sie nicht auf’s neue, durch tausend Grillen erschreckt, wanken, und ein flüchtiges Wohlwollen bereuen, was mich auf ewig an Sie kettet? Nein, nein! rief sie aus vollem Herzen, ach nein, ich kann ja nicht anders als Ihnen vertrauen! Werden <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0140" n="132"/> nichts zu bemerken; in der seligsten innern Stille ließ sie ihre Thränen ungehindert fließen. Georg betrachtete Beide kopfschüttelnd, und ging in der Ueberzeugung hinaus, daß der wüste Fremde seiner jungen Herrschaft recht zur Qual und Aergerniß hier sei. Bei dem Oeffnen der Thür schallte die Musik hell aus den Nebenzimmern herüber. Luise ward durch die Töne aufgeschreckt. Gehn Sie, lieber Fernando! rief sie eilig, gehn Sie zur Gesellschaft, ich folge Ihnen sogleich! Ist das die erste Bitte, Luise, fragte er verletzt, die Sie dem neuen Freunde zu thun hatten? Werde ich nie andre Worte aus Ihrem Munde hören? Gilt es denn immer nur, mich zu entfernen? Mein lieber Fernando, erwiederte sie, wenn Sie wüßten — Aber Sie sollen sehn, fiel er rasch ein, selbst einen neuen Ueberfall fürchtend, Sie sollen sehn, daß mir Ihr Wille in jedem Augenblick heilig ist, ich gehe; allein, Luise, wenn ich Sie jetzt ruhiger verlasse, wenn die Rührung Ihrer Engelseele mich entzückte, wenn ich mich einen Augenblick einer glücklichen Zukunft überließ, werden Sie fest bleiben? werden Sie nicht auf’s neue, durch tausend Grillen erschreckt, wanken, und ein flüchtiges Wohlwollen bereuen, was mich auf ewig an Sie kettet? Nein, nein! rief sie aus vollem Herzen, ach nein, ich kann ja nicht anders als Ihnen vertrauen! Werden </p> </div> </body> </text> </TEI> [132/0140]
nichts zu bemerken; in der seligsten innern Stille ließ sie ihre Thränen ungehindert fließen. Georg betrachtete Beide kopfschüttelnd, und ging in der Ueberzeugung hinaus, daß der wüste Fremde seiner jungen Herrschaft recht zur Qual und Aergerniß hier sei. Bei dem Oeffnen der Thür schallte die Musik hell aus den Nebenzimmern herüber. Luise ward durch die Töne aufgeschreckt. Gehn Sie, lieber Fernando! rief sie eilig, gehn Sie zur Gesellschaft, ich folge Ihnen sogleich! Ist das die erste Bitte, Luise, fragte er verletzt, die Sie dem neuen Freunde zu thun hatten? Werde ich nie andre Worte aus Ihrem Munde hören? Gilt es denn immer nur, mich zu entfernen? Mein lieber Fernando, erwiederte sie, wenn Sie wüßten — Aber Sie sollen sehn, fiel er rasch ein, selbst einen neuen Ueberfall fürchtend, Sie sollen sehn, daß mir Ihr Wille in jedem Augenblick heilig ist, ich gehe; allein, Luise, wenn ich Sie jetzt ruhiger verlasse, wenn die Rührung Ihrer Engelseele mich entzückte, wenn ich mich einen Augenblick einer glücklichen Zukunft überließ, werden Sie fest bleiben? werden Sie nicht auf’s neue, durch tausend Grillen erschreckt, wanken, und ein flüchtiges Wohlwollen bereuen, was mich auf ewig an Sie kettet? Nein, nein! rief sie aus vollem Herzen, ach nein, ich kann ja nicht anders als Ihnen vertrauen! Werden
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Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810/140>, abgerufen am 16.02.2025. |