Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810.der Welt, erwiederte sie kaum hörbar. So -- sagte die Baronin etwas trocken. Gleichwohl scheint eine Art von Mißverständniß zwischen Ihnen und Ihrem Gast obzuwalten, er meidet Sie auf eine seltsame Weise. O, fiel Luise halb verletzt, halb geängstigt, ein, das ist so seine Art, er ist heftigen Gemüthes und ergreift alles Neue mit ausschließender Aufmerksamkeit. Liebes Kind, sagte die erfahrne Frau, woher kennen Sie ihn denn so genau? Sein Sie doch unbefangen im Gefühl Ihres eignen Werthes mit mir, wie mit der ganzen Welt. Glauben Sie nur, Ihre kleine Verlegenheiten entgehen ihm nicht, er treibt ein leichtfertiges Spiel damit. Die Musik schwieg hier. Die Baronin erinnerte, daß es Zeit sei, Toilette zu machen, und führte die von Myrtenhainen und Kränzen träumende Emilie mit sich fort. Luise empfand eine Art Scheu vor dem kalten Blick dieser Frau, der wie ein Senkblei in ihr Herz fiel. Sie schrak vor ihr zusammen, so oft sie sie jene Ueberlegenheit und die Entfernung des Platzes fühlen ließ, auf welchem sie eigentlich stehn sollte. Die Aufforderung, unbefangen zu sein, konnte sie am wenigsten erfüllen, da sie die ernste Beobachterin fürchtete, und nur noch unsichrer in ihrem Betragen ward. der Welt, erwiederte sie kaum hörbar. So — sagte die Baronin etwas trocken. Gleichwohl scheint eine Art von Mißverständniß zwischen Ihnen und Ihrem Gast obzuwalten, er meidet Sie auf eine seltsame Weise. O, fiel Luise halb verletzt, halb geängstigt, ein, das ist so seine Art, er ist heftigen Gemüthes und ergreift alles Neue mit ausschließender Aufmerksamkeit. Liebes Kind, sagte die erfahrne Frau, woher kennen Sie ihn denn so genau? Sein Sie doch unbefangen im Gefühl Ihres eignen Werthes mit mir, wie mit der ganzen Welt. Glauben Sie nur, Ihre kleine Verlegenheiten entgehen ihm nicht, er treibt ein leichtfertiges Spiel damit. Die Musik schwieg hier. Die Baronin erinnerte, daß es Zeit sei, Toilette zu machen, und führte die von Myrtenhainen und Kränzen träumende Emilie mit sich fort. Luise empfand eine Art Scheu vor dem kalten Blick dieser Frau, der wie ein Senkblei in ihr Herz fiel. Sie schrak vor ihr zusammen, so oft sie sie jene Ueberlegenheit und die Entfernung des Platzes fühlen ließ, auf welchem sie eigentlich stehn sollte. Die Aufforderung, unbefangen zu sein, konnte sie am wenigsten erfüllen, da sie die ernste Beobachterin fürchtete, und nur noch unsichrer in ihrem Betragen ward. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0132" n="124"/> der Welt, erwiederte sie kaum hörbar. So — sagte die Baronin etwas trocken. Gleichwohl scheint eine Art von Mißverständniß zwischen Ihnen und Ihrem Gast obzuwalten, er meidet Sie auf eine seltsame Weise. O, fiel Luise halb verletzt, halb geängstigt, ein, das ist so seine Art, er ist heftigen Gemüthes und ergreift alles Neue mit ausschließender Aufmerksamkeit. Liebes Kind, sagte die erfahrne Frau, woher kennen Sie ihn denn so genau? Sein Sie doch unbefangen im Gefühl Ihres eignen Werthes mit mir, wie mit der ganzen Welt. Glauben Sie nur, Ihre kleine Verlegenheiten entgehen ihm nicht, er treibt ein leichtfertiges Spiel damit.</p> <p>Die Musik schwieg hier. Die Baronin erinnerte, daß es Zeit sei, Toilette zu machen, und führte die von Myrtenhainen und Kränzen träumende Emilie mit sich fort.</p> <p>Luise empfand eine Art Scheu vor dem kalten Blick dieser Frau, der wie ein Senkblei in ihr Herz fiel. Sie schrak vor ihr zusammen, so oft sie sie jene Ueberlegenheit und die Entfernung des Platzes fühlen ließ, auf welchem sie eigentlich stehn sollte. Die Aufforderung, unbefangen zu sein, konnte sie am wenigsten erfüllen, da sie die ernste Beobachterin fürchtete, und nur noch unsichrer in ihrem Betragen ward.</p> </div> </body> </text> </TEI> [124/0132]
der Welt, erwiederte sie kaum hörbar. So — sagte die Baronin etwas trocken. Gleichwohl scheint eine Art von Mißverständniß zwischen Ihnen und Ihrem Gast obzuwalten, er meidet Sie auf eine seltsame Weise. O, fiel Luise halb verletzt, halb geängstigt, ein, das ist so seine Art, er ist heftigen Gemüthes und ergreift alles Neue mit ausschließender Aufmerksamkeit. Liebes Kind, sagte die erfahrne Frau, woher kennen Sie ihn denn so genau? Sein Sie doch unbefangen im Gefühl Ihres eignen Werthes mit mir, wie mit der ganzen Welt. Glauben Sie nur, Ihre kleine Verlegenheiten entgehen ihm nicht, er treibt ein leichtfertiges Spiel damit.
Die Musik schwieg hier. Die Baronin erinnerte, daß es Zeit sei, Toilette zu machen, und führte die von Myrtenhainen und Kränzen träumende Emilie mit sich fort.
Luise empfand eine Art Scheu vor dem kalten Blick dieser Frau, der wie ein Senkblei in ihr Herz fiel. Sie schrak vor ihr zusammen, so oft sie sie jene Ueberlegenheit und die Entfernung des Platzes fühlen ließ, auf welchem sie eigentlich stehn sollte. Die Aufforderung, unbefangen zu sein, konnte sie am wenigsten erfüllen, da sie die ernste Beobachterin fürchtete, und nur noch unsichrer in ihrem Betragen ward.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810/132 |
Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810/132>, abgerufen am 16.02.2025. |