Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810."Kränze, Lieder, lustge Reigen, Sind uns immer frisch und wach. Vor der heitren Sonne Steigen, Wird zum Fest ein jeder Tag." "Oft ist mir dein Lied erklungen, Von Elysiums Lorbeerwald, Hast uns wohl emporgeschwungen, Zu der Sel'gen Aufenthalt?" "Schöne, nein, wir sind auf Erden, Ziehn in unsre Heimath ein; Doch Elysium ganz zu werden, Braucht sie nur der Liebe Schein." Die Baronin hatte indeß leise mit Luisen geredet, welche halb auf sie, halb auf die Musik hörte, dennoch zuletzt, durch die Wendung des Gesprächs, gezwungen ward zu antworten. Sie verzeihen mir also, sagte die warnende Freundin, wenn meine Besorgnisse ungegründet waren? O gewiß, von ganzem Herzen, erwiederte Luise. Und sind nun ganz in der ruhigen Stimmung, fuhr die Erstre fort, in der ich Sie wünschte? Luisen fiel eine Stricknadel aus der Hand, welche sie langsam aufhob, während sie die schönen Locken über das glühende Gesicht fallen ließ, in der ruhigsten von »Kränze, Lieder, lustge Reigen, Sind uns immer frisch und wach. Vor der heitren Sonne Steigen, Wird zum Fest ein jeder Tag.« »Oft ist mir dein Lied erklungen, Von Elysiums Lorbeerwald, Hast uns wohl emporgeschwungen, Zu der Sel’gen Aufenthalt?« »Schöne, nein, wir sind auf Erden, Ziehn in unsre Heimath ein; Doch Elysium ganz zu werden, Braucht sie nur der Liebe Schein.« Die Baronin hatte indeß leise mit Luisen geredet, welche halb auf sie, halb auf die Musik hörte, dennoch zuletzt, durch die Wendung des Gesprächs, gezwungen ward zu antworten. Sie verzeihen mir also, sagte die warnende Freundin, wenn meine Besorgnisse ungegründet waren? O gewiß, von ganzem Herzen, erwiederte Luise. Und sind nun ganz in der ruhigen Stimmung, fuhr die Erstre fort, in der ich Sie wünschte? Luisen fiel eine Stricknadel aus der Hand, welche sie langsam aufhob, während sie die schönen Locken über das glühende Gesicht fallen ließ, in der ruhigsten von <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg> <pb facs="#f0131" n="123"/> <l>»Kränze, Lieder, lustge Reigen,</l> <l>Sind uns immer frisch und wach.</l> <l>Vor der heitren Sonne Steigen,</l> <l>Wird zum Fest ein jeder Tag.«</l> </lg> <lg><lb/> <l>»Oft ist mir dein Lied erklungen,</l> <l>Von Elysiums Lorbeerwald,</l> <l>Hast uns wohl emporgeschwungen,</l> <l>Zu der Sel’gen Aufenthalt?«</l> </lg> <lg><lb/> <l>»Schöne, nein, wir sind auf Erden,</l> <l>Ziehn in unsre Heimath ein;</l> <l>Doch Elysium ganz zu werden,</l> <l>Braucht sie nur der Liebe Schein.«</l> </lg><lb/> <p>Die Baronin hatte indeß leise mit Luisen geredet, welche halb auf sie, halb auf die Musik hörte, dennoch zuletzt, durch die Wendung des Gesprächs, gezwungen ward zu antworten. Sie verzeihen mir also, sagte die warnende Freundin, wenn meine Besorgnisse ungegründet waren? O gewiß, von ganzem Herzen, erwiederte Luise. Und sind nun ganz in der ruhigen Stimmung, fuhr die Erstre fort, in der ich Sie wünschte? Luisen fiel eine Stricknadel aus der Hand, welche sie langsam aufhob, während sie die schönen Locken über das glühende Gesicht fallen ließ, in der ruhigsten von </p> </div> </body> </text> </TEI> [123/0131]
»Kränze, Lieder, lustge Reigen, Sind uns immer frisch und wach. Vor der heitren Sonne Steigen, Wird zum Fest ein jeder Tag.«
»Oft ist mir dein Lied erklungen, Von Elysiums Lorbeerwald, Hast uns wohl emporgeschwungen, Zu der Sel’gen Aufenthalt?«
»Schöne, nein, wir sind auf Erden, Ziehn in unsre Heimath ein; Doch Elysium ganz zu werden, Braucht sie nur der Liebe Schein.«
Die Baronin hatte indeß leise mit Luisen geredet, welche halb auf sie, halb auf die Musik hörte, dennoch zuletzt, durch die Wendung des Gesprächs, gezwungen ward zu antworten. Sie verzeihen mir also, sagte die warnende Freundin, wenn meine Besorgnisse ungegründet waren? O gewiß, von ganzem Herzen, erwiederte Luise. Und sind nun ganz in der ruhigen Stimmung, fuhr die Erstre fort, in der ich Sie wünschte? Luisen fiel eine Stricknadel aus der Hand, welche sie langsam aufhob, während sie die schönen Locken über das glühende Gesicht fallen ließ, in der ruhigsten von
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Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810/131>, abgerufen am 16.02.2025. |