Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite

ein elektrischer Funke durch sein Innres; er bog sich noch mehr zurück und drückte einen leisen Kuß auf den weichen Mußelin. Fragmente? wiederholte Julius -- Nun wenn sie rechter Art sind, so enthalten sie dennoch ein Ganzes. Gieb uns nur immer einige derselben zum Besten. Seltsam! rief Fernando aus, daß jetzt, grade jetzt einer der furchtbarsten Momente vor mich hintritt. Er war aufgesprungen, und heftete seine Blicke, wie unwillkührlich angezogen, auf einen Fleck. Luisens Herz klopfte, sie erwartete ängstlich, daß er das Schweigen breche. Du weißst, hub er endlich an, sich zu Julius wendend, daß ich nach dem Tode meiner Eltern, die ich niemals sahe, in Neapel bei einer Verwandten erzogen und späterhin, in Begleitung eines deutschen Gelehrten, auf Reisen geschickt ward. Du hast es so wenig als ich verstanden, warum mich mein Mentor nicht nach seinem Vaterlande, sondern nach Paris führte, womit ich übrigens ganz zufrieden war und mir dabei so wohl gefiel, daß ich meiner Tante sehr mißfiel und nur eilen mußte, sie durch eine baldige Rückkehr zu versöhnen. Die liebe, gütige Frau herrschte mit einer so unwiderstehlich sanften Gewalt über mich, daß ich den Gedanken ihres Unwillens nie ertragen konnte, und es jedesmal herzlich bereute, sie gekränkt zu haben. Meine Bereitwilligkeit, zu ihr zurückzukehren, entzückte

ein elektrischer Funke durch sein Innres; er bog sich noch mehr zurück und drückte einen leisen Kuß auf den weichen Mußelin. Fragmente? wiederholte Julius — Nun wenn sie rechter Art sind, so enthalten sie dennoch ein Ganzes. Gieb uns nur immer einige derselben zum Besten. Seltsam! rief Fernando aus, daß jetzt, grade jetzt einer der furchtbarsten Momente vor mich hintritt. Er war aufgesprungen, und heftete seine Blicke, wie unwillkührlich angezogen, auf einen Fleck. Luisens Herz klopfte, sie erwartete ängstlich, daß er das Schweigen breche. Du weißst, hub er endlich an, sich zu Julius wendend, daß ich nach dem Tode meiner Eltern, die ich niemals sahe, in Neapel bei einer Verwandten erzogen und späterhin, in Begleitung eines deutschen Gelehrten, auf Reisen geschickt ward. Du hast es so wenig als ich verstanden, warum mich mein Mentor nicht nach seinem Vaterlande, sondern nach Paris führte, womit ich übrigens ganz zufrieden war und mir dabei so wohl gefiel, daß ich meiner Tante sehr mißfiel und nur eilen mußte, sie durch eine baldige Rückkehr zu versöhnen. Die liebe, gütige Frau herrschte mit einer so unwiderstehlich sanften Gewalt über mich, daß ich den Gedanken ihres Unwillens nie ertragen konnte, und es jedesmal herzlich bereute, sie gekränkt zu haben. Meine Bereitwilligkeit, zu ihr zurückzukehren, entzückte

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0106" n="98"/>
ein elektrischer Funke durch sein Innres; er bog sich noch mehr zurück und drückte einen leisen Kuß auf den weichen Mußelin. Fragmente? wiederholte Julius &#x2014; Nun wenn sie rechter Art sind, so enthalten sie dennoch ein Ganzes. Gieb uns nur immer einige derselben zum Besten. Seltsam! rief Fernando aus, daß jetzt, grade jetzt einer der furchtbarsten Momente vor mich hintritt. Er war aufgesprungen, und heftete seine Blicke, wie unwillkührlich angezogen, auf einen Fleck. Luisens Herz klopfte, sie erwartete ängstlich, daß er das Schweigen breche. Du weißst, hub er endlich an, sich zu Julius wendend, daß ich nach dem Tode meiner Eltern, die ich niemals sahe, in Neapel bei einer Verwandten erzogen und späterhin, in Begleitung eines deutschen Gelehrten, auf Reisen geschickt ward. Du hast es so wenig als ich verstanden, warum mich mein Mentor nicht nach seinem Vaterlande, sondern nach Paris führte, womit ich übrigens ganz zufrieden war und mir dabei so wohl gefiel, daß ich meiner Tante sehr mißfiel und nur eilen mußte, sie durch eine baldige Rückkehr zu versöhnen. Die liebe, gütige Frau herrschte mit einer so unwiderstehlich sanften Gewalt über mich, daß ich den Gedanken ihres Unwillens nie ertragen konnte, und es jedesmal herzlich bereute, sie gekränkt zu haben. Meine Bereitwilligkeit, zu ihr zurückzukehren, entzückte
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[98/0106] ein elektrischer Funke durch sein Innres; er bog sich noch mehr zurück und drückte einen leisen Kuß auf den weichen Mußelin. Fragmente? wiederholte Julius — Nun wenn sie rechter Art sind, so enthalten sie dennoch ein Ganzes. Gieb uns nur immer einige derselben zum Besten. Seltsam! rief Fernando aus, daß jetzt, grade jetzt einer der furchtbarsten Momente vor mich hintritt. Er war aufgesprungen, und heftete seine Blicke, wie unwillkührlich angezogen, auf einen Fleck. Luisens Herz klopfte, sie erwartete ängstlich, daß er das Schweigen breche. Du weißst, hub er endlich an, sich zu Julius wendend, daß ich nach dem Tode meiner Eltern, die ich niemals sahe, in Neapel bei einer Verwandten erzogen und späterhin, in Begleitung eines deutschen Gelehrten, auf Reisen geschickt ward. Du hast es so wenig als ich verstanden, warum mich mein Mentor nicht nach seinem Vaterlande, sondern nach Paris führte, womit ich übrigens ganz zufrieden war und mir dabei so wohl gefiel, daß ich meiner Tante sehr mißfiel und nur eilen mußte, sie durch eine baldige Rückkehr zu versöhnen. Die liebe, gütige Frau herrschte mit einer so unwiderstehlich sanften Gewalt über mich, daß ich den Gedanken ihres Unwillens nie ertragen konnte, und es jedesmal herzlich bereute, sie gekränkt zu haben. Meine Bereitwilligkeit, zu ihr zurückzukehren, entzückte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

TextGrid: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI von TextGrid (2013-03-15T15:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus TextGrid entsprechen muss.
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-03-15T15:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-03-15T15:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Wird ein Wort durch einen Seitenumbruch getrennt, so wird es vollständig auf der vorhergehenden Seite übernommen.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Der Zeilenfall wurde aufgehoben, die Absätze beibehalten.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810/106
Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810/106>, abgerufen am 01.05.2024.