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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.

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Forster's Reise um die Welt
1774.
May.
lange bey uns, vielleicht weil es ihr wehe that, in unsern Augen nicht
mehr so viel als vormals zu bedeuten. Sie begnügte sich nach einigen ihrer
Freunde, die vor etlichen Jahren auf dem Schiffe Endeavour hier gewesen
waren, zu fragen, und ließ sich sodann in ihrem Canot wieder ans Land brin-
gen. Um eben die Zeit besuchte uns auch ihr voriger Gemahl O-Ammo;
diesem wiederfuhr aber noch weniger Achtung, als der O-Purea. Da ihn
die Matrosen nicht kannten, so hatte man ihm, als einem ganz unbe-
deutenden Mann, so gar den Zutritt in des Capitains Cajütte verweigert, und
es ward ihm auch ziemlich schwer gemacht, nur seine Schweine anzubrin-
gen, denn wir hatten deren jetzt fast mehr am Borde als wir bergen konn-
ten. Ammo und O-Purea, die sich noch vor weniger Zeit auf dem höch-
sten Gipfel der Ehre befanden, waren jetzt tief herabgesunken und dürftig;
mit einem Wort lebendige Beyspiele von der Unbeständigkeit aller irrdischen
Größe!

Am 12ten suchten wir dem Könige mancherley Veränderungen zu ma-
chen. Wir feuerten unsre scharf geladenen Canonen ab, so daß die Kugeln und
Kartetschen über das Rief ins Meer schlugen, welches für ihn und einige Tau-
send andere Zuschauer ein sehr angenehmes und bewundrungswürdiges Schau-
spiel war. Bey Einbruch der Nacht ließen wir Raketen und Luftkugeln
steigen, worüber sie noch mehr Vergnügen und Erstaunen bezeigten. Sie
hielten uns für ganz außerordentliche Leute, und wußten nicht, was sie dazu
sagen sollten, daß wir Blitze und Sterne nach Belieben hervorbringen könnten.
Unsern Feuerwerken gaben sie den hochtönenden Namen: Hiwa Bretanni,
das brittische Fest.

Am folgenden Tage war der Zulauf von Menschen, die an Bord kamen,
ungewöhnlich groß. Sie hatten bemerkt, daß wir uns zur Abreise anschickten,
und daher brachten sie, statt Lebensmittel, lauter Zeug und andre Seltenheiten,
die alsdenn gemeiniglich noch am theuersten bezahlt wurden. Nachmittags
giengen wir mit dem Capitain Cook nach O-Parre und fanden daselbst unsern
würdigen Freund Tohah nebst Maheinen. Tohah war an einer Art von Gicht
sehr krank gewesen, und klagte noch über Schmerz und Geschwulst an den Füßen.
Dem ohngeachtet hatte er sich auf den Weg gemacht, um Abschied von uns zu

Forſter’s Reiſe um die Welt
1774.
May.
lange bey uns, vielleicht weil es ihr wehe that, in unſern Augen nicht
mehr ſo viel als vormals zu bedeuten. Sie begnuͤgte ſich nach einigen ihrer
Freunde, die vor etlichen Jahren auf dem Schiffe Endeavour hier geweſen
waren, zu fragen, und ließ ſich ſodann in ihrem Canot wieder ans Land brin-
gen. Um eben die Zeit beſuchte uns auch ihr voriger Gemahl O-Ammo;
dieſem wiederfuhr aber noch weniger Achtung, als der O-Purea. Da ihn
die Matroſen nicht kannten, ſo hatte man ihm, als einem ganz unbe-
deutenden Mann, ſo gar den Zutritt in des Capitains Cajuͤtte verweigert, und
es ward ihm auch ziemlich ſchwer gemacht, nur ſeine Schweine anzubrin-
gen, denn wir hatten deren jetzt faſt mehr am Borde als wir bergen konn-
ten. Ammo und O-Purea, die ſich noch vor weniger Zeit auf dem hoͤch-
ſten Gipfel der Ehre befanden, waren jetzt tief herabgeſunken und duͤrftig;
mit einem Wort lebendige Beyſpiele von der Unbeſtaͤndigkeit aller irrdiſchen
Groͤße!

Am 12ten ſuchten wir dem Koͤnige mancherley Veraͤnderungen zu ma-
chen. Wir feuerten unſre ſcharf geladenen Canonen ab, ſo daß die Kugeln und
Kartetſchen uͤber das Rief ins Meer ſchlugen, welches fuͤr ihn und einige Tau-
ſend andere Zuſchauer ein ſehr angenehmes und bewundrungswuͤrdiges Schau-
ſpiel war. Bey Einbruch der Nacht ließen wir Raketen und Luftkugeln
ſteigen, woruͤber ſie noch mehr Vergnuͤgen und Erſtaunen bezeigten. Sie
hielten uns fuͤr ganz außerordentliche Leute, und wußten nicht, was ſie dazu
ſagen ſollten, daß wir Blitze und Sterne nach Belieben hervorbringen koͤnnten.
Unſern Feuerwerken gaben ſie den hochtoͤnenden Namen: Hiwa Bretanni,
das brittiſche Feſt.

Am folgenden Tage war der Zulauf von Menſchen, die an Bord kamen,
ungewoͤhnlich groß. Sie hatten bemerkt, daß wir uns zur Abreiſe anſchickten,
und daher brachten ſie, ſtatt Lebensmittel, lauter Zeug und andre Seltenheiten,
die alsdenn gemeiniglich noch am theuerſten bezahlt wurden. Nachmittags
giengen wir mit dem Capitain Cook nach O-Parre und fanden daſelbſt unſern
wuͤrdigen Freund Tohah nebſt Maheinen. Tohah war an einer Art von Gicht
ſehr krank geweſen, und klagte noch uͤber Schmerz und Geſchwulſt an den Fuͤßen.
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[78/0090] Forſter’s Reiſe um die Welt lange bey uns, vielleicht weil es ihr wehe that, in unſern Augen nicht mehr ſo viel als vormals zu bedeuten. Sie begnuͤgte ſich nach einigen ihrer Freunde, die vor etlichen Jahren auf dem Schiffe Endeavour hier geweſen waren, zu fragen, und ließ ſich ſodann in ihrem Canot wieder ans Land brin- gen. Um eben die Zeit beſuchte uns auch ihr voriger Gemahl O-Ammo; dieſem wiederfuhr aber noch weniger Achtung, als der O-Purea. Da ihn die Matroſen nicht kannten, ſo hatte man ihm, als einem ganz unbe- deutenden Mann, ſo gar den Zutritt in des Capitains Cajuͤtte verweigert, und es ward ihm auch ziemlich ſchwer gemacht, nur ſeine Schweine anzubrin- gen, denn wir hatten deren jetzt faſt mehr am Borde als wir bergen konn- ten. Ammo und O-Purea, die ſich noch vor weniger Zeit auf dem hoͤch- ſten Gipfel der Ehre befanden, waren jetzt tief herabgeſunken und duͤrftig; mit einem Wort lebendige Beyſpiele von der Unbeſtaͤndigkeit aller irrdiſchen Groͤße! 1774. May. Am 12ten ſuchten wir dem Koͤnige mancherley Veraͤnderungen zu ma- chen. Wir feuerten unſre ſcharf geladenen Canonen ab, ſo daß die Kugeln und Kartetſchen uͤber das Rief ins Meer ſchlugen, welches fuͤr ihn und einige Tau- ſend andere Zuſchauer ein ſehr angenehmes und bewundrungswuͤrdiges Schau- ſpiel war. Bey Einbruch der Nacht ließen wir Raketen und Luftkugeln ſteigen, woruͤber ſie noch mehr Vergnuͤgen und Erſtaunen bezeigten. Sie hielten uns fuͤr ganz außerordentliche Leute, und wußten nicht, was ſie dazu ſagen ſollten, daß wir Blitze und Sterne nach Belieben hervorbringen koͤnnten. Unſern Feuerwerken gaben ſie den hochtoͤnenden Namen: Hiwa Bretanni, das brittiſche Feſt. Am folgenden Tage war der Zulauf von Menſchen, die an Bord kamen, ungewoͤhnlich groß. Sie hatten bemerkt, daß wir uns zur Abreiſe anſchickten, und daher brachten ſie, ſtatt Lebensmittel, lauter Zeug und andre Seltenheiten, die alsdenn gemeiniglich noch am theuerſten bezahlt wurden. Nachmittags giengen wir mit dem Capitain Cook nach O-Parre und fanden daſelbſt unſern wuͤrdigen Freund Tohah nebſt Maheinen. Tohah war an einer Art von Gicht ſehr krank geweſen, und klagte noch uͤber Schmerz und Geſchwulſt an den Fuͤßen. Dem ohngeachtet hatte er ſich auf den Weg gemacht, um Abſchied von uns zu

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/90>, abgerufen am 24.11.2024.