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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.

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in den Jahren 1772 bis 1775.
König von Tahiti beygelegt wurde. Zu der Zeit, als Capitain Wallis diese1774.
May.

Insel besuchte, führte Ammo noch die Regierung, und mit ihm herrschte O-
Purea
(oder Oberea,) als Königinn. Allein, ein Jahr nachher (nemlich 1768)
brach zwischen Ammo und seinem Vasallen Aheatua, dem Regenten der kleinern
Halb-Insel von Tahiti, ein Krieg aus. Aheatua landete zu Paparra,
wo Ammo gewöhnlich residirte, richtete unter dem Heer desselben eine
große Niederlage an, steckte die Häuser und Pflanzungen in Brand, und führte,
was er an Schweinen und Hühnern habhaft werden konnte, mit sich weg.
Ammo und Purea mit ihrem ganzen Gefolge, zu welchem auch, seinem eignen
Geständniß nach, O-Mai gehörte, flüchteten damals, (im December gedach-
ten Jahres) in die Gebirge. Endlich machte der Sieger unter der Bedingung
Friede, daß Ammo die Regierung niederlegen, sein Sohn aber das Recht
der Nachfolge willig an O-Tuh, den ältesten Sohn seines Bruders Happai,
abtreten sollte Dies ließen sich die Ueberwundenen gefallen, und, während der
Minderjährigkeit des O-Tuh, ward Tutahah, der jüngere Bruder des ehe-
maligen Regenten, zum Administrator bestellt. Diese Revolution hat viel Aehn-
liches mit denenjenigen, die in den despotischen Staaten Asiens so oft vorfallen.
Selten wagts allda der Sieger, die eroberten Länder selbst zu beherrschen. Ge-
meiniglich begnügt er sich, sie rein auszuplündern, und setzt als denn, aus der könig-
lichen Familie des Landes, einen andern zum Regenten ein. Nicht lange
nach obgedachtem Vorfall veruneinigte sich O-Purea mit ihrem Gemahl, und
von Worten kam es zu Thätlichkeiten. Also hielten sie es fürs Beste, von
einander zu scheiden. Er nahm sich zur Schadloshaltung eine sehr hübsche junge
Person als Beyschläferin, und Sie theilte ihre Gunstbezeugungen einem gewissen
Obadi, und noch andern Liebhabern mit. Ammo scheint jedoch an diesen Zwi-
stigkeiten am mehresten Schuld zu seyn, und zwar durch eheliche Untreue; denn
ob gleich diese hier nicht so häufig als in England vorfällt, so ist sie doch eben nichts
ganz Unerhörtes, vornemlich, wenn die Dame bey zunehmenden Jahren und
abnehmenden Reitzen noch immer eitel genug ist, von ihrem Manne die zärtliche
Aufmerksamkeit eines Bräutigams zu erwarten. Am Bord unsers eigenen
Schiffes, trug sich ein Vorfall dieser Art zu. Polatehera, die ehemals mit Po-
tatau
verheyrathet gewesen, seit einiger Zeit aber von ihm geschieden war, hatte

in den Jahren 1772 bis 1775.
Koͤnig von Tahiti beygelegt wurde. Zu der Zeit, als Capitain Wallis dieſe1774.
May.

Inſel beſuchte, fuͤhrte Ammo noch die Regierung, und mit ihm herrſchte O-
Purea
(oder Oberea,) als Koͤniginn. Allein, ein Jahr nachher (nemlich 1768)
brach zwiſchen Ammo und ſeinem Vaſallen Aheatua, dem Regenten der kleinern
Halb-Inſel von Tahiti, ein Krieg aus. Aheatua landete zu Paparra,
wo Ammo gewoͤhnlich reſidirte, richtete unter dem Heer deſſelben eine
große Niederlage an, ſteckte die Haͤuſer und Pflanzungen in Brand, und fuͤhrte,
was er an Schweinen und Huͤhnern habhaft werden konnte, mit ſich weg.
Ammo und Purea mit ihrem ganzen Gefolge, zu welchem auch, ſeinem eignen
Geſtaͤndniß nach, O-Mai gehoͤrte, fluͤchteten damals, (im December gedach-
ten Jahres) in die Gebirge. Endlich machte der Sieger unter der Bedingung
Friede, daß Ammo die Regierung niederlegen, ſein Sohn aber das Recht
der Nachfolge willig an O-Tuh, den aͤlteſten Sohn ſeines Bruders Happai,
abtreten ſollte Dies ließen ſich die Ueberwundenen gefallen, und, waͤhrend der
Minderjaͤhrigkeit des O-Tuh, ward Tutahah, der juͤngere Bruder des ehe-
maligen Regenten, zum Adminiſtrator beſtellt. Dieſe Revolution hat viel Aehn-
liches mit denenjenigen, die in den despotiſchen Staaten Aſiens ſo oft vorfallen.
Selten wagts allda der Sieger, die eroberten Laͤnder ſelbſt zu beherrſchen. Ge-
meiniglich begnuͤgt er ſich, ſie rein auszupluͤndern, und ſetzt als denn, aus der koͤnig-
lichen Familie des Landes, einen andern zum Regenten ein. Nicht lange
nach obgedachtem Vorfall veruneinigte ſich O-Purea mit ihrem Gemahl, und
von Worten kam es zu Thaͤtlichkeiten. Alſo hielten ſie es fuͤrs Beſte, von
einander zu ſcheiden. Er nahm ſich zur Schadloshaltung eine ſehr huͤbſche junge
Perſon als Beyſchlaͤferin, und Sie theilte ihre Gunſtbezeugungen einem gewiſſen
Obadi, und noch andern Liebhabern mit. Ammo ſcheint jedoch an dieſen Zwi-
ſtigkeiten am mehreſten Schuld zu ſeyn, und zwar durch eheliche Untreue; denn
ob gleich dieſe hier nicht ſo haͤufig als in England vorfaͤllt, ſo iſt ſie doch eben nichts
ganz Unerhoͤrtes, vornemlich, wenn die Dame bey zunehmenden Jahren und
abnehmenden Reitzen noch immer eitel genug iſt, von ihrem Manne die zaͤrtliche
Aufmerkſamkeit eines Braͤutigams zu erwarten. Am Bord unſers eigenen
Schiffes, trug ſich ein Vorfall dieſer Art zu. Polatehera, die ehemals mit Po-
tatau
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[71/0083] in den Jahren 1772 bis 1775. Koͤnig von Tahiti beygelegt wurde. Zu der Zeit, als Capitain Wallis dieſe Inſel beſuchte, fuͤhrte Ammo noch die Regierung, und mit ihm herrſchte O- Purea (oder Oberea,) als Koͤniginn. Allein, ein Jahr nachher (nemlich 1768) brach zwiſchen Ammo und ſeinem Vaſallen Aheatua, dem Regenten der kleinern Halb-Inſel von Tahiti, ein Krieg aus. Aheatua landete zu Paparra, wo Ammo gewoͤhnlich reſidirte, richtete unter dem Heer deſſelben eine große Niederlage an, ſteckte die Haͤuſer und Pflanzungen in Brand, und fuͤhrte, was er an Schweinen und Huͤhnern habhaft werden konnte, mit ſich weg. Ammo und Purea mit ihrem ganzen Gefolge, zu welchem auch, ſeinem eignen Geſtaͤndniß nach, O-Mai gehoͤrte, fluͤchteten damals, (im December gedach- ten Jahres) in die Gebirge. Endlich machte der Sieger unter der Bedingung Friede, daß Ammo die Regierung niederlegen, ſein Sohn aber das Recht der Nachfolge willig an O-Tuh, den aͤlteſten Sohn ſeines Bruders Happai, abtreten ſollte Dies ließen ſich die Ueberwundenen gefallen, und, waͤhrend der Minderjaͤhrigkeit des O-Tuh, ward Tutahah, der juͤngere Bruder des ehe- maligen Regenten, zum Adminiſtrator beſtellt. Dieſe Revolution hat viel Aehn- liches mit denenjenigen, die in den despotiſchen Staaten Aſiens ſo oft vorfallen. Selten wagts allda der Sieger, die eroberten Laͤnder ſelbſt zu beherrſchen. Ge- meiniglich begnuͤgt er ſich, ſie rein auszupluͤndern, und ſetzt als denn, aus der koͤnig- lichen Familie des Landes, einen andern zum Regenten ein. Nicht lange nach obgedachtem Vorfall veruneinigte ſich O-Purea mit ihrem Gemahl, und von Worten kam es zu Thaͤtlichkeiten. Alſo hielten ſie es fuͤrs Beſte, von einander zu ſcheiden. Er nahm ſich zur Schadloshaltung eine ſehr huͤbſche junge Perſon als Beyſchlaͤferin, und Sie theilte ihre Gunſtbezeugungen einem gewiſſen Obadi, und noch andern Liebhabern mit. Ammo ſcheint jedoch an dieſen Zwi- ſtigkeiten am mehreſten Schuld zu ſeyn, und zwar durch eheliche Untreue; denn ob gleich dieſe hier nicht ſo haͤufig als in England vorfaͤllt, ſo iſt ſie doch eben nichts ganz Unerhoͤrtes, vornemlich, wenn die Dame bey zunehmenden Jahren und abnehmenden Reitzen noch immer eitel genug iſt, von ihrem Manne die zaͤrtliche Aufmerkſamkeit eines Braͤutigams zu erwarten. Am Bord unſers eigenen Schiffes, trug ſich ein Vorfall dieſer Art zu. Polatehera, die ehemals mit Po- tatau verheyrathet geweſen, ſeit einiger Zeit aber von ihm geſchieden war, hatte 1774. May.

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/83>, abgerufen am 24.11.2024.