Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.Forster's Reise um die Welt 1774.April.meiniglich mit schwarzen Federbüschen ausgeziert und lange Streifen von aufgereiheten Federn hingen von selbigen herunter. Der niedrigste Bord der Canots, das ist, die Mitte der äußeren Seitenwände, (gunwale) stand etwa zween bis drey Fuß über Wasser; allein sie waren nicht immer auf glei- che Weise gebauet; denn einige hatten platte Böden mit senkrecht darauf emporstehenden Seiten; andre hingegen waren gewölbt und hatten einen schar- fen Kiel, wie in dem Profil in Capitain Cooks ersten Reise zu sehen ist. *) Gegen das Vordertheil des Canots waren, für die Kriegesleute, auf vier bis sechs Fuß hohen und gemeiniglich mit Schnitzwerk gezierten Pfosten, Gerüste aufgerichtet. Diese pflegten ziemlich weit über das ganze Canot hinaus zu ragen, indem sie zwanzig bis vier und zwanzig Fuß lang, und ohngefähr acht bis zehn Fuß breit waren. Unter diesem Gerüst befand sich jenes platte Verdeck, das vorbeschriebener maaßen aus Querbalken und langen Sparren bestand; da nun diese creutzweise über einander gelegt waren, so entstanden überall vier- eckige Zwischenräume, und in diesen saßen die Ruderer. Die Canots welche achtzehn Queerbalken und drey lange Seitensparren, nebst einem dergleichen Sparren in der Mitte hatten, führten solchergestalt nicht weniger, als einhundert vier und vierzig Ruderer, außer acht Steuerleuten, davon viere in jedem Hin- tertheile standen. Von dieser Bau-Art und Beschaffenheit aber waren die wenigsten der hier versammleten Canots; denn der größte Theil hatte keine überragende Platteformen und alsdenn saßen die Ruderer unmittelbar in der Vertieffung des Schiffsbauches. Die Streiter hatten ihren Stand auf dem Gerüste, und es mogten deren in jedem Fahrzeuge ohngefähr funfzehn bis zwanzig Mann seyn. Ihre Kleidung war sonderbar, und machte bey diesem Schauspiel das mehreste Gepränge. Sie hatten drey große Stücken Zeug, vermittelst eines Lochs, das in die Mitte eingeschnitten war um den Kopf hin- durchzustecken, angezogen. Das unterste und längste war weiß, das zweyte roth, das oberste und kürzeste, braun. Ihre Brustschilder waren von geflochtner Arbeit, mit Federn und Hayfisch-Zähnen zierlich besetzt. Fast keine einzigen Krie- ger sahe man ohne dergleichen Brustschild; mit Helmen aber waren nur sehr we- nige *) S. Hawkesworths Geschichte der engl. Seereisen in 4. Theil II. Seite 220.
Forſter’s Reiſe um die Welt 1774.April.meiniglich mit ſchwarzen Federbuͤſchen ausgeziert und lange Streifen von aufgereiheten Federn hingen von ſelbigen herunter. Der niedrigſte Bord der Canots, das iſt, die Mitte der aͤußeren Seitenwaͤnde, (gunwale) ſtand etwa zween bis drey Fuß uͤber Waſſer; allein ſie waren nicht immer auf glei- che Weiſe gebauet; denn einige hatten platte Boͤden mit ſenkrecht darauf emporſtehenden Seiten; andre hingegen waren gewoͤlbt und hatten einen ſchar- fen Kiel, wie in dem Profil in Capitain Cooks erſten Reiſe zu ſehen iſt. *) Gegen das Vordertheil des Canots waren, fuͤr die Kriegesleute, auf vier bis ſechs Fuß hohen und gemeiniglich mit Schnitzwerk gezierten Pfoſten, Geruͤſte aufgerichtet. Dieſe pflegten ziemlich weit uͤber das ganze Canot hinaus zu ragen, indem ſie zwanzig bis vier und zwanzig Fuß lang, und ohngefaͤhr acht bis zehn Fuß breit waren. Unter dieſem Geruͤſt befand ſich jenes platte Verdeck, das vorbeſchriebener maaßen aus Querbalken und langen Sparren beſtand; da nun dieſe creutzweiſe uͤber einander gelegt waren, ſo entſtanden uͤberall vier- eckige Zwiſchenraͤume, und in dieſen ſaßen die Ruderer. Die Canots welche achtzehn Queerbalken und drey lange Seitenſparren, nebſt einem dergleichen Sparren in der Mitte hatten, fuͤhrten ſolchergeſtalt nicht weniger, als einhundert vier und vierzig Ruderer, außer acht Steuerleuten, davon viere in jedem Hin- tertheile ſtanden. Von dieſer Bau-Art und Beſchaffenheit aber waren die wenigſten der hier verſammleten Canots; denn der groͤßte Theil hatte keine uͤberragende Platteformen und alsdenn ſaßen die Ruderer unmittelbar in der Vertieffung des Schiffsbauches. Die Streiter hatten ihren Stand auf dem Geruͤſte, und es mogten deren in jedem Fahrzeuge ohngefaͤhr funfzehn bis zwanzig Mann ſeyn. Ihre Kleidung war ſonderbar, und machte bey dieſem Schauſpiel das mehreſte Gepraͤnge. Sie hatten drey große Stuͤcken Zeug, vermittelſt eines Lochs, das in die Mitte eingeſchnitten war um den Kopf hin- durchzuſtecken, angezogen. Das unterſte und laͤngſte war weiß, das zweyte roth, das oberſte und kuͤrzeſte, braun. Ihre Bruſtſchilder waren von geflochtner Arbeit, mit Federn und Hayfiſch-Zaͤhnen zierlich beſetzt. Faſt keine einzigen Krie- ger ſahe man ohne dergleichen Bruſtſchild; mit Helmen aber waren nur ſehr we- nige *) S. Hawkesworths Geſchichte der engl. Seereiſen in 4. Theil II. Seite 220.
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Forſter’s Reiſe um die Welt
meiniglich mit ſchwarzen Federbuͤſchen ausgeziert und lange Streifen von
aufgereiheten Federn hingen von ſelbigen herunter. Der niedrigſte Bord
der Canots, das iſt, die Mitte der aͤußeren Seitenwaͤnde, (gunwale) ſtand
etwa zween bis drey Fuß uͤber Waſſer; allein ſie waren nicht immer auf glei-
che Weiſe gebauet; denn einige hatten platte Boͤden mit ſenkrecht darauf
emporſtehenden Seiten; andre hingegen waren gewoͤlbt und hatten einen ſchar-
fen Kiel, wie in dem Profil in Capitain Cooks erſten Reiſe zu ſehen iſt. *)
Gegen das Vordertheil des Canots waren, fuͤr die Kriegesleute, auf vier bis
ſechs Fuß hohen und gemeiniglich mit Schnitzwerk gezierten Pfoſten, Geruͤſte
aufgerichtet. Dieſe pflegten ziemlich weit uͤber das ganze Canot hinaus zu ragen,
indem ſie zwanzig bis vier und zwanzig Fuß lang, und ohngefaͤhr acht bis zehn
Fuß breit waren. Unter dieſem Geruͤſt befand ſich jenes platte Verdeck, das
vorbeſchriebener maaßen aus Querbalken und langen Sparren beſtand; da
nun dieſe creutzweiſe uͤber einander gelegt waren, ſo entſtanden uͤberall vier-
eckige Zwiſchenraͤume, und in dieſen ſaßen die Ruderer. Die Canots welche
achtzehn Queerbalken und drey lange Seitenſparren, nebſt einem dergleichen
Sparren in der Mitte hatten, fuͤhrten ſolchergeſtalt nicht weniger, als einhundert
vier und vierzig Ruderer, außer acht Steuerleuten, davon viere in jedem Hin-
tertheile ſtanden. Von dieſer Bau-Art und Beſchaffenheit aber waren
die wenigſten der hier verſammleten Canots; denn der groͤßte Theil
hatte keine uͤberragende Platteformen und alsdenn ſaßen die Ruderer unmittelbar
in der Vertieffung des Schiffsbauches. Die Streiter hatten ihren Stand auf
dem Geruͤſte, und es mogten deren in jedem Fahrzeuge ohngefaͤhr funfzehn bis
zwanzig Mann ſeyn. Ihre Kleidung war ſonderbar, und machte bey dieſem
Schauſpiel das mehreſte Gepraͤnge. Sie hatten drey große Stuͤcken Zeug,
vermittelſt eines Lochs, das in die Mitte eingeſchnitten war um den Kopf hin-
durchzuſtecken, angezogen. Das unterſte und laͤngſte war weiß, das zweyte
roth, das oberſte und kuͤrzeſte, braun. Ihre Bruſtſchilder waren von geflochtner
Arbeit, mit Federn und Hayfiſch-Zaͤhnen zierlich beſetzt. Faſt keine einzigen Krie-
ger ſahe man ohne dergleichen Bruſtſchild; mit Helmen aber waren nur ſehr we-
nige
1774.
April.
*) S. Hawkesworths Geſchichte der engl. Seereiſen in 4. Theil II. Seite 220.
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