1774 April.Krankheit, bis auf eine geringe Schwäche gehoben, die in dergleichen Fällen gemeiniglich noch eine Zeitlang zurückzubleiben pflegt.
Um Mittag aus besuchte uns, ohnerachtet es kaum aufgehört hatte zu regnen, der König Tu mit seiner Schwester Taurai und mit seinem Bruder. Sie brachten dem Capitain Cook etliche Schweine zum Geschenk, und der Kö- nig schien jetzt bey weitem nicht mehr so mißtrauisch und so schüchtern als ehemals zu seyn. Man belohnte seine Freygebigkeit durch ein Paar Beile; allein, es mußte ihm und seiner Gesellschaft wohl hauptsächlich um rothe Papagayen-Fe- den zu thun seyn, denn nach diesen fragten sie, unter der BenennungUra, sehr eifrig. Ohne Zweifel hatten Maheinens Erzählungen und die Geschenke von dergleichen Federn, die er hier bereits ausgetheilt, dem Könige Anlaß gegeben, sich bey uns darnach zu erkundigen. Wir suchten also den ganzen Vorrath von Merkwürdigkeiten, den wir von den freundschaftlichen Inseln mitgebracht hatten, durch, und fanden darunter eine Menge solcher Federn. Indessen hiel- ten wir nicht für rathsam, sie ihnen alle auf einmal sehen zu lassen, sondern es ward dem Könige und seiner Schwester nur ein Theil dieser Kostbarkeiten gezeigt, deren Anblick jedoch schon hinreichend war, sie in frohes Erstaunen zu setzen.
Ich habe weiter oben, als ich des Einkaufs dieser Federn erwähnte, an- gemerkt, daß einige davon auf Maulbeerzeug geheftet, andre aber auf Sternen von Cocosfasern befestigt waren. Von dem damit ausstafierten Zeuge, bekamen unsre hohen Gäste ein Stückchen, nicht viel über zween Finger breit, und von den Sternen ebenfalls nur einen oder zween. So klein auch diese Portion war, so schienen sie doch kaum so viel erwartet zu haben, und giengen sehr vergnügt da- mit fort. Man braucht diese Art Federn, hier zu Lande, vornemlich zu Aus- schmückung der Kriegskleider, und wer weiß bey wie viel andern feyerlichen Gelegenheiten sie ebenfalls sonst noch Dienste leisten müssen. Der ungemein hohe Werth aber, den man darauf setzt, beweiset sattsam, wie hoch unter diesem Volke der Luxus schon gestiegen ist.
Am folgenden Tage besuchten uns unterschiedliche Befehlshaber der In- sel, unter andern auch unser alter Freund Potatau, nebst seinen zwoen Gemah- linnen Whainiau und Polatehera. Auch diese mußten schon von unserm
Forſter’s Reiſe um die Welt
1774 April.Krankheit, bis auf eine geringe Schwaͤche gehoben, die in dergleichen Faͤllen gemeiniglich noch eine Zeitlang zuruͤckzubleiben pflegt.
Um Mittag aus beſuchte uns, ohnerachtet es kaum aufgehoͤrt hatte zu regnen, der Koͤnig Tu mit ſeiner Schweſter Taurai und mit ſeinem Bruder. Sie brachten dem Capitain Cook etliche Schweine zum Geſchenk, und der Koͤ- nig ſchien jetzt bey weitem nicht mehr ſo mißtrauiſch und ſo ſchuͤchtern als ehemals zu ſeyn. Man belohnte ſeine Freygebigkeit durch ein Paar Beile; allein, es mußte ihm und ſeiner Geſellſchaft wohl hauptſaͤchlich um rothe Papagayen-Fe- den zu thun ſeyn, denn nach dieſen fragten ſie, unter der BenennungUra, ſehr eifrig. Ohne Zweifel hatten Maheinens Erzaͤhlungen und die Geſchenke von dergleichen Federn, die er hier bereits ausgetheilt, dem Koͤnige Anlaß gegeben, ſich bey uns darnach zu erkundigen. Wir ſuchten alſo den ganzen Vorrath von Merkwuͤrdigkeiten, den wir von den freundſchaftlichen Inſeln mitgebracht hatten, durch, und fanden darunter eine Menge ſolcher Federn. Indeſſen hiel- ten wir nicht fuͤr rathſam, ſie ihnen alle auf einmal ſehen zu laſſen, ſondern es ward dem Koͤnige und ſeiner Schweſter nur ein Theil dieſer Koſtbarkeiten gezeigt, deren Anblick jedoch ſchon hinreichend war, ſie in frohes Erſtaunen zu ſetzen.
Ich habe weiter oben, als ich des Einkaufs dieſer Federn erwaͤhnte, an- gemerkt, daß einige davon auf Maulbeerzeug geheftet, andre aber auf Sternen von Cocosfaſern befeſtigt waren. Von dem damit ausſtafierten Zeuge, bekamen unſre hohen Gaͤſte ein Stuͤckchen, nicht viel uͤber zween Finger breit, und von den Sternen ebenfalls nur einen oder zween. So klein auch dieſe Portion war, ſo ſchienen ſie doch kaum ſo viel erwartet zu haben, und giengen ſehr vergnuͤgt da- mit fort. Man braucht dieſe Art Federn, hier zu Lande, vornemlich zu Aus- ſchmuͤckung der Kriegskleider, und wer weiß bey wie viel andern feyerlichen Gelegenheiten ſie ebenfalls ſonſt noch Dienſte leiſten muͤſſen. Der ungemein hohe Werth aber, den man darauf ſetzt, beweiſet ſattſam, wie hoch unter dieſem Volke der Luxus ſchon geſtiegen iſt.
Am folgenden Tage beſuchten uns unterſchiedliche Befehlshaber der In- ſel, unter andern auch unſer alter Freund Potatau, nebſt ſeinen zwoen Gemah- linnen Whainiau und Polatehera. Auch dieſe mußten ſchon von unſerm
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Forſter’s Reiſe um die Welt
Krankheit, bis auf eine geringe Schwaͤche gehoben, die in dergleichen Faͤllen
gemeiniglich noch eine Zeitlang zuruͤckzubleiben pflegt.
1774
April.
Um Mittag aus beſuchte uns, ohnerachtet es kaum aufgehoͤrt hatte zu
regnen, der Koͤnig Tu mit ſeiner Schweſter Taurai und mit ſeinem Bruder.
Sie brachten dem Capitain Cook etliche Schweine zum Geſchenk, und der Koͤ-
nig ſchien jetzt bey weitem nicht mehr ſo mißtrauiſch und ſo ſchuͤchtern als ehemals
zu ſeyn. Man belohnte ſeine Freygebigkeit durch ein Paar Beile; allein, es
mußte ihm und ſeiner Geſellſchaft wohl hauptſaͤchlich um rothe Papagayen-Fe-
den zu thun ſeyn, denn nach dieſen fragten ſie, unter der Benennung Ura, ſehr
eifrig. Ohne Zweifel hatten Maheinens Erzaͤhlungen und die Geſchenke von
dergleichen Federn, die er hier bereits ausgetheilt, dem Koͤnige Anlaß gegeben,
ſich bey uns darnach zu erkundigen. Wir ſuchten alſo den ganzen Vorrath von
Merkwuͤrdigkeiten, den wir von den freundſchaftlichen Inſeln mitgebracht
hatten, durch, und fanden darunter eine Menge ſolcher Federn. Indeſſen hiel-
ten wir nicht fuͤr rathſam, ſie ihnen alle auf einmal ſehen zu laſſen, ſondern
es ward dem Koͤnige und ſeiner Schweſter nur ein Theil dieſer Koſtbarkeiten
gezeigt, deren Anblick jedoch ſchon hinreichend war, ſie in frohes Erſtaunen zu
ſetzen.
Ich habe weiter oben, als ich des Einkaufs dieſer Federn erwaͤhnte, an-
gemerkt, daß einige davon auf Maulbeerzeug geheftet, andre aber auf Sternen
von Cocosfaſern befeſtigt waren. Von dem damit ausſtafierten Zeuge, bekamen
unſre hohen Gaͤſte ein Stuͤckchen, nicht viel uͤber zween Finger breit, und von
den Sternen ebenfalls nur einen oder zween. So klein auch dieſe Portion war,
ſo ſchienen ſie doch kaum ſo viel erwartet zu haben, und giengen ſehr vergnuͤgt da-
mit fort. Man braucht dieſe Art Federn, hier zu Lande, vornemlich zu Aus-
ſchmuͤckung der Kriegskleider, und wer weiß bey wie viel andern feyerlichen
Gelegenheiten ſie ebenfalls ſonſt noch Dienſte leiſten muͤſſen. Der ungemein
hohe Werth aber, den man darauf ſetzt, beweiſet ſattſam, wie hoch unter
dieſem Volke der Luxus ſchon geſtiegen iſt.
Am folgenden Tage beſuchten uns unterſchiedliche Befehlshaber der In-
ſel, unter andern auch unſer alter Freund Potatau, nebſt ſeinen zwoen Gemah-
linnen Whainiau und Polatehera. Auch dieſe mußten ſchon von unſerm
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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/56>, abgerufen am 13.05.2024.
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