Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.Forster's Reise um die Welt 1775.Julius.ein beständiger Rauch empor, wie uns Herr Xaviers, ein Portugiesischer Haupt- mann versicherte, der mit vieler Mühe hinauf geklettert war. Bey schönem hel- lem Wetter kann man diesen Rauch, des Morgens ganz frühe, in Fayal sehen. Erdbeben sind sehr gewöhnlich in allen Azorischen Inseln, und man hatte nur drey Wochen vor unsrer Ankunft verschiedne Stöße zu Fayal empfunden. Fast alle Inseln des Atlantischen Oceans haben also, so wie die Inseln im Süd- Meer, Ueberbleibsel voriger Volkane, oder enthalten noch jetzo feuerspeyende Berge. Wir kamen in die Stadt zurück, nachdem wir das Landhaus und die Nachmittags holte mich der französische Consul, Herr Estries ab, und vorzu- und Raspe Spec. Hist. nat. Globi terraquei. Amst. 1763. p. 115. Letzt genannter
Gelehrte hat alles, was bis dahin von Volkanischen Inseln bekannt war, gesammelt, und diese Materie als ein Mann von Genie und Einsicht abgehandelt. Die Herren, die sich mit entlehnter Gelehrsamkeit und fremden Erfindungen brüsten, können aus seiner Schrift ihr Gedächtnis mit vielen wichtigen Kenntnissen bereichern, und diese dann als ihre eigne Weisheit an den Mann zu bringen suchen, so wie sie es mit den Entdeckungen des Herrn Prof. Ferbers auch gemacht haben. Forſter’s Reiſe um die Welt 1775.Julius.ein beſtaͤndiger Rauch empor, wie uns Herr Xaviers, ein Portugieſiſcher Haupt- mann verſicherte, der mit vieler Muͤhe hinauf geklettert war. Bey ſchoͤnem hel- lem Wetter kann man dieſen Rauch, des Morgens ganz fruͤhe, in Fayal ſehen. Erdbeben ſind ſehr gewoͤhnlich in allen Azoriſchen Inſeln, und man hatte nur drey Wochen vor unſrer Ankunft verſchiedne Stoͤße zu Fayal empfunden. Faſt alle Inſeln des Atlantiſchen Oceans haben alſo, ſo wie die Inſeln im Suͤd- Meer, Ueberbleibſel voriger Volkane, oder enthalten noch jetzo feuerſpeyende Berge. Wir kamen in die Stadt zuruͤck, nachdem wir das Landhaus und die Nachmittags holte mich der franzoͤſiſche Conſul, Herr Eſtries ab, und vorzu- und Raspe Spec. Hiſt. nat. Globi terraquei. Amſt. 1763. p. 115. Letzt genannter
Gelehrte hat alles, was bis dahin von Volkaniſchen Inſeln bekannt war, geſammelt, und dieſe Materie als ein Mann von Genie und Einſicht abgehandelt. Die Herren, die ſich mit entlehnter Gelehrſamkeit und fremden Erfindungen bruͤſten, koͤnnen aus ſeiner Schrift ihr Gedaͤchtnis mit vielen wichtigen Kenntniſſen bereichern, und dieſe dann als ihre eigne Weisheit an den Mann zu bringen ſuchen, ſo wie ſie es mit den Entdeckungen des Herrn Prof. Ferbers auch gemacht haben. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0482" n="464"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><persName>Forſter’s</persName> Reiſe um die Welt</hi></fw><lb/><note place="left">1775.<lb/> Julius.</note>ein beſtaͤndiger Rauch empor, wie uns Herr <hi rendition="#fr"><persName>Xaviers</persName></hi>, ein Portugieſiſcher Haupt-<lb/> mann verſicherte, der mit vieler Muͤhe hinauf geklettert war. Bey ſchoͤnem hel-<lb/> lem Wetter kann man dieſen Rauch, des Morgens ganz fruͤhe, in <placeName>Fayal</placeName> ſehen.<lb/> Erdbeben ſind ſehr gewoͤhnlich in allen <placeName>Azoriſchen Inſeln</placeName>, und man hatte nur<lb/> drey Wochen vor unſrer Ankunft verſchiedne Stoͤße zu <placeName>Fayal</placeName> empfunden. Faſt<lb/> alle Inſeln des <placeName>Atlantiſchen Oceans</placeName> haben alſo, ſo wie die Inſeln im <placeName>Suͤd-<lb/> Meer</placeName>, Ueberbleibſel voriger Volkane, oder enthalten noch jetzo feuerſpeyende<lb/> Berge.</p><lb/> <p>Wir kamen in die Stadt zuruͤck, nachdem wir das Landhaus und die<lb/> Gaͤrten eines der vornehmſten Einwohner beſucht, und darinn mehr Geſchmack,<lb/> als wir hier zu Lande erwartet, gefunden hatten. Obgleich wir nur eben den<lb/> heißen Erdguͤrtel verlaſſen hatten, ſo war uns doch die Hitze ſehr beſchwerlich.<lb/> Das Clima ſoll aber auf den Azoren mehrentheils ſehr gluͤcklich, geſund und ge-<lb/> maͤßigt ſeyn. Die Rauhigkeit des Winters wird dort nie geſpuͤrt; zwar ſind<lb/> die Winde zu der Jahrszeit heftiger, und die Regenguͤſſe haͤufiger als ſonſt; al-<lb/> lein Froſt und Schnee bleiben auf dem oberſten Gipfel des Picks. Der Fruͤh-<lb/> ling und Herbſt, ſo wie der groͤßte Theil des Sommers ſollen hoͤchſt anmuthig<lb/> ſeyn; weil ein ſchoͤner friſcher See-Wind die Luft gemeiniglich ſo abkuͤhlt, daß<lb/> die Sonnenhitze nicht laͤſtig faͤllt.</p><lb/> <p>Nachmittags holte mich der franzoͤſiſche Conſul, Herr <hi rendition="#fr"><persName>Eſtries</persName></hi> ab, und<lb/> fuͤhrte mich ins Kloſter St. <hi rendition="#fr">Clara</hi>. Seine ganze Familie beſuchte daſelbſt ſei-<lb/> ne Schweſtern, ein paar Nonnen. Nicht einmal die Frauenzimmer wurden<lb/> innerhalb des Gegitters eingelaſſen, welches doch ſonſt in andern Laͤndern ge-<lb/> ſchieht. Die Nonnen pflegen ihren Gaͤſten gemeiniglich einige Naͤſchereien<lb/> <fw place="bottom" type="catch">vorzu-</fw><lb/><note xml:id="note-0482" prev="#note-0481" place="foot" n="*)">und <hi rendition="#aq"><persName>Raspe</persName> Spec. Hiſt. nat. Globi terraquei. <placeName>Amſt.</placeName> 1763. p.</hi> 115. Letzt genannter<lb/> Gelehrte hat alles, was bis dahin von Volkaniſchen Inſeln bekannt war, geſammelt,<lb/> und dieſe Materie als ein Mann von Genie und Einſicht abgehandelt. Die Herren, die<lb/> ſich mit entlehnter Gelehrſamkeit und fremden Erfindungen bruͤſten, koͤnnen aus ſeiner<lb/> Schrift ihr Gedaͤchtnis mit vielen wichtigen Kenntniſſen bereichern, und dieſe dann als<lb/> ihre eigne Weisheit an den Mann zu bringen ſuchen, ſo wie ſie es mit den Entdeckungen<lb/> des Herrn Prof. <persName>Ferbers</persName> auch gemacht haben.</note><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [464/0482]
Forſter’s Reiſe um die Welt
ein beſtaͤndiger Rauch empor, wie uns Herr Xaviers, ein Portugieſiſcher Haupt-
mann verſicherte, der mit vieler Muͤhe hinauf geklettert war. Bey ſchoͤnem hel-
lem Wetter kann man dieſen Rauch, des Morgens ganz fruͤhe, in Fayal ſehen.
Erdbeben ſind ſehr gewoͤhnlich in allen Azoriſchen Inſeln, und man hatte nur
drey Wochen vor unſrer Ankunft verſchiedne Stoͤße zu Fayal empfunden. Faſt
alle Inſeln des Atlantiſchen Oceans haben alſo, ſo wie die Inſeln im Suͤd-
Meer, Ueberbleibſel voriger Volkane, oder enthalten noch jetzo feuerſpeyende
Berge.
1775.
Julius.
Wir kamen in die Stadt zuruͤck, nachdem wir das Landhaus und die
Gaͤrten eines der vornehmſten Einwohner beſucht, und darinn mehr Geſchmack,
als wir hier zu Lande erwartet, gefunden hatten. Obgleich wir nur eben den
heißen Erdguͤrtel verlaſſen hatten, ſo war uns doch die Hitze ſehr beſchwerlich.
Das Clima ſoll aber auf den Azoren mehrentheils ſehr gluͤcklich, geſund und ge-
maͤßigt ſeyn. Die Rauhigkeit des Winters wird dort nie geſpuͤrt; zwar ſind
die Winde zu der Jahrszeit heftiger, und die Regenguͤſſe haͤufiger als ſonſt; al-
lein Froſt und Schnee bleiben auf dem oberſten Gipfel des Picks. Der Fruͤh-
ling und Herbſt, ſo wie der groͤßte Theil des Sommers ſollen hoͤchſt anmuthig
ſeyn; weil ein ſchoͤner friſcher See-Wind die Luft gemeiniglich ſo abkuͤhlt, daß
die Sonnenhitze nicht laͤſtig faͤllt.
Nachmittags holte mich der franzoͤſiſche Conſul, Herr Eſtries ab, und
fuͤhrte mich ins Kloſter St. Clara. Seine ganze Familie beſuchte daſelbſt ſei-
ne Schweſtern, ein paar Nonnen. Nicht einmal die Frauenzimmer wurden
innerhalb des Gegitters eingelaſſen, welches doch ſonſt in andern Laͤndern ge-
ſchieht. Die Nonnen pflegen ihren Gaͤſten gemeiniglich einige Naͤſchereien
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*) und Raspe Spec. Hiſt. nat. Globi terraquei. Amſt. 1763. p. 115. Letzt genannter
Gelehrte hat alles, was bis dahin von Volkaniſchen Inſeln bekannt war, geſammelt,
und dieſe Materie als ein Mann von Genie und Einſicht abgehandelt. Die Herren, die
ſich mit entlehnter Gelehrſamkeit und fremden Erfindungen bruͤſten, koͤnnen aus ſeiner
Schrift ihr Gedaͤchtnis mit vielen wichtigen Kenntniſſen bereichern, und dieſe dann als
ihre eigne Weisheit an den Mann zu bringen ſuchen, ſo wie ſie es mit den Entdeckungen
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