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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.

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in den Jahren 1772 bis 1775.
die sogenannten freundschaftlichen-Inseln: Diese sind aber von jener Art in1774.
April.

manchen Stücken sehr unterschieden. Sie scheinen nemlich nicht nur ungleich
älter zu seyn, sondern sie sind auch mehrentheils von größerm Umfang, und haben
mehr Erdreich, so daß daselbst alle Pflanzen gezogen werden, die nur immer in
den bergigten Inseln fortkommen.

Nachdem wir von Te-Aukea abgeseegelt waren, lavirten wir die ganze
Nacht und steuerten bey einer nicht weit davon gelegenen Insel vorbey, die,
nach Byron's Bestimmung, mit zu den König Georgs-Inseln gehört. Sie
scheint viel ähnliches mit Te-Aukea zu haben, aber von größerm Umfange zu
seyn. Ihre Länge von Norden gegen Süden, beträgt etwa 8 Seemeilen, die
Breite des innern Landsees aber 5 bis 6 solcher Meilen. Sie war auch häu-
fig mit Büschen, Bäumen und Cocos-Palmen besetzt.

Um 8 Uhr des folgenden Morgens, entdeckten wir wiederum eine In-
sel, von eben der Art, die, allem Anschein nach, noch keinem andern Seefahrer
zu Gesicht gekommen ist, wenigstens erinnern wir uns nicht, eine Anzeige
davon, irgendwo gefunden zu haben. Um Mittag zeigte sich noch eine andere,
gegen Westen, an der wir Nachmittags hinunter fuhren. Sie erstreckte sich
ungefähr auf 8 Seemeilen: Am Strande lief eine Menge der Eingebohrnen,
mit langen Speeren bewaffnet, herum, und auf dem innern Landsee, der sehr
groß war, sahen wir verschiedene Canots auf- und ab seegeln. So viel ich be-
merkt habe, sind diese Corall-Riefen, mehrentheils an der Seite, auf welche
der Wind nicht gewöhnlich hin bläset, am höchsten und am fruchtbarsten, ver-
muthlich, weil sie da mehr Schutz vor der Gewalt der Wellen haben. Doch
giebt es auf dieser See überhaupt nur selten so heftige Stürme, daß man, um
derselben willen, diese Inseln für mißliche oder unangenehme Wohnplätze halten
sollte. Bey gutem Wetter muß es sich vielmehr überaus angenehm auf den
spiegelglatten Seen herumfahren lassen, wenn auch gleich der Ocean noch so stür-
misch und unruhig seyn sollte.

Noch denselben Abend erblickten wir eine dritte neue Insel, verloren sie
aber, als wir am folgenden Morgen weiter seegelten, bald wieder aus dem Ge-
sicht. Capitain Cook nannte diesen Haufen Inseln, Pallisers-Eylande. Sie
liegen im 15ten Grad 36 Minuten südlicher Breite und im 146sten Grad 30

E 2

in den Jahren 1772 bis 1775.
die ſogenannten freundſchaftlichen-Inſeln: Dieſe ſind aber von jener Art in1774.
April.

manchen Stuͤcken ſehr unterſchieden. Sie ſcheinen nemlich nicht nur ungleich
aͤlter zu ſeyn, ſondern ſie ſind auch mehrentheils von groͤßerm Umfang, und haben
mehr Erdreich, ſo daß daſelbſt alle Pflanzen gezogen werden, die nur immer in
den bergigten Inſeln fortkommen.

Nachdem wir von Te-Aukea abgeſeegelt waren, lavirten wir die ganze
Nacht und ſteuerten bey einer nicht weit davon gelegenen Inſel vorbey, die,
nach Byron’s Beſtimmung, mit zu den Koͤnig Georgs-Inſeln gehoͤrt. Sie
ſcheint viel aͤhnliches mit Te-Aukea zu haben, aber von groͤßerm Umfange zu
ſeyn. Ihre Laͤnge von Norden gegen Suͤden, betraͤgt etwa 8 Seemeilen, die
Breite des innern Landſees aber 5 bis 6 ſolcher Meilen. Sie war auch haͤu-
fig mit Buͤſchen, Baͤumen und Cocos-Palmen beſetzt.

Um 8 Uhr des folgenden Morgens, entdeckten wir wiederum eine In-
ſel, von eben der Art, die, allem Anſchein nach, noch keinem andern Seefahrer
zu Geſicht gekommen iſt, wenigſtens erinnern wir uns nicht, eine Anzeige
davon, irgendwo gefunden zu haben. Um Mittag zeigte ſich noch eine andere,
gegen Weſten, an der wir Nachmittags hinunter fuhren. Sie erſtreckte ſich
ungefaͤhr auf 8 Seemeilen: Am Strande lief eine Menge der Eingebohrnen,
mit langen Speeren bewaffnet, herum, und auf dem innern Landſee, der ſehr
groß war, ſahen wir verſchiedene Canots auf- und ab ſeegeln. So viel ich be-
merkt habe, ſind dieſe Corall-Riefen, mehrentheils an der Seite, auf welche
der Wind nicht gewoͤhnlich hin blaͤſet, am hoͤchſten und am fruchtbarſten, ver-
muthlich, weil ſie da mehr Schutz vor der Gewalt der Wellen haben. Doch
giebt es auf dieſer See uͤberhaupt nur ſelten ſo heftige Stuͤrme, daß man, um
derſelben willen, dieſe Inſeln fuͤr mißliche oder unangenehme Wohnplaͤtze halten
ſollte. Bey gutem Wetter muß es ſich vielmehr uͤberaus angenehm auf den
ſpiegelglatten Seen herumfahren laſſen, wenn auch gleich der Ocean noch ſo ſtuͤr-
miſch und unruhig ſeyn ſollte.

Noch denſelben Abend erblickten wir eine dritte neue Inſel, verloren ſie
aber, als wir am folgenden Morgen weiter ſeegelten, bald wieder aus dem Ge-
ſicht. Capitain Cook nannte dieſen Haufen Inſeln, Palliſers-Eylande. Sie
liegen im 15ten Grad 36 Minuten ſuͤdlicher Breite und im 146ſten Grad 30

E 2
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[35/0047] in den Jahren 1772 bis 1775. die ſogenannten freundſchaftlichen-Inſeln: Dieſe ſind aber von jener Art in manchen Stuͤcken ſehr unterſchieden. Sie ſcheinen nemlich nicht nur ungleich aͤlter zu ſeyn, ſondern ſie ſind auch mehrentheils von groͤßerm Umfang, und haben mehr Erdreich, ſo daß daſelbſt alle Pflanzen gezogen werden, die nur immer in den bergigten Inſeln fortkommen. 1774. April. Nachdem wir von Te-Aukea abgeſeegelt waren, lavirten wir die ganze Nacht und ſteuerten bey einer nicht weit davon gelegenen Inſel vorbey, die, nach Byron’s Beſtimmung, mit zu den Koͤnig Georgs-Inſeln gehoͤrt. Sie ſcheint viel aͤhnliches mit Te-Aukea zu haben, aber von groͤßerm Umfange zu ſeyn. Ihre Laͤnge von Norden gegen Suͤden, betraͤgt etwa 8 Seemeilen, die Breite des innern Landſees aber 5 bis 6 ſolcher Meilen. Sie war auch haͤu- fig mit Buͤſchen, Baͤumen und Cocos-Palmen beſetzt. Um 8 Uhr des folgenden Morgens, entdeckten wir wiederum eine In- ſel, von eben der Art, die, allem Anſchein nach, noch keinem andern Seefahrer zu Geſicht gekommen iſt, wenigſtens erinnern wir uns nicht, eine Anzeige davon, irgendwo gefunden zu haben. Um Mittag zeigte ſich noch eine andere, gegen Weſten, an der wir Nachmittags hinunter fuhren. Sie erſtreckte ſich ungefaͤhr auf 8 Seemeilen: Am Strande lief eine Menge der Eingebohrnen, mit langen Speeren bewaffnet, herum, und auf dem innern Landſee, der ſehr groß war, ſahen wir verſchiedene Canots auf- und ab ſeegeln. So viel ich be- merkt habe, ſind dieſe Corall-Riefen, mehrentheils an der Seite, auf welche der Wind nicht gewoͤhnlich hin blaͤſet, am hoͤchſten und am fruchtbarſten, ver- muthlich, weil ſie da mehr Schutz vor der Gewalt der Wellen haben. Doch giebt es auf dieſer See uͤberhaupt nur ſelten ſo heftige Stuͤrme, daß man, um derſelben willen, dieſe Inſeln fuͤr mißliche oder unangenehme Wohnplaͤtze halten ſollte. Bey gutem Wetter muß es ſich vielmehr uͤberaus angenehm auf den ſpiegelglatten Seen herumfahren laſſen, wenn auch gleich der Ocean noch ſo ſtuͤr- miſch und unruhig ſeyn ſollte. Noch denſelben Abend erblickten wir eine dritte neue Inſel, verloren ſie aber, als wir am folgenden Morgen weiter ſeegelten, bald wieder aus dem Ge- ſicht. Capitain Cook nannte dieſen Haufen Inſeln, Palliſers-Eylande. Sie liegen im 15ten Grad 36 Minuten ſuͤdlicher Breite und im 146ſten Grad 30 E 2

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/47>, abgerufen am 28.04.2024.