Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.

Bild:
<< vorherige Seite
Forster's Reise um die Welt

1775.
April

Nachdem unser Schifsvolk gut erfrischt, und ganz gesund, das Schif
selbst aber ausgebessert und nenbemahlt worden, so nahmen wir Lebensmittel zur
Rückreise an Bord, und machten uns fertig mit dem ersten guten Winde abzu-
gehen. Am 27ten April, des Morgens, kamen wir ans Schif, nachdem wir
von allen unsern Freunden Abschied genommen, besonders aber von D. Sparr-
mann
, der die Gefahren und das Elend der Reise mit uns ausgestanden, und
dessen Herz ihn bey allen, die ihn kannten, beliebt gemacht hatte. *) Um
Mittag gieng der Dutton, ein Schif der Englischen Compagnie, von Capitain
Rice commandirt, unter Seegel, und wir folgten dem Beyspiel, nachdem wir
die Vestung begrüßt hatten. Die Spanische Fregatte Juno, grüßte uns mit
neun Canonen, und unsre langsamen Constabel erwiederten diese unerwartete
Höflichkeit eine volle Viertel-Stunde nachher. Ein dänisches Schif, Capi-
tain Hansen, grüßte darauf mit eilf Schüßen. Beyde Schiffe giengen eben-
falls unter Segel, und ließen uns bald weit zurück.

Wir liefen durch die nördliche Ausfahrt zwischen dem vesten Lande und
Robben-Eiland, oder Pinguin-Eiland, wie es die Englischen See-Charten
nennen. Dies ist ein unfruchtbarer Sandhügel, woselbst viele Mörder und an-
dre Uebelthäter auf Befehl der Holländischen Ostindischen Compagnie bewacht
werden. Darunter befinden sich aber auch etliche unglückliche Schlachtopfer die-
ser grausamen, ehrgeizigen Gewürz-Krämer. Wir dürfen nur den König von
Madure anführen, der seines Reichs entsetzt, und zur schrecklichsten Verzwei-
flung getrieben, hier sein Leben als gemeiner Sklave kümmerlich zubringen
muß. *)


-- -- -- escape who can
When man's great foe assumes the shape of man.

Cumberland.

Am
*) Herr D. Sparrmann. kam im Monath Julius 1776 nach Schweden, indem er bey-
nah ein Jahr auf einer gefährlichen und mühsamen Reise ins innere von Afrika zuge-
bracht, und selbst weiter gekommen war, als D. Thunberg.
*) Ich mag die schreckliche Geschichte dieses unglücklichen Monarchen, die seinen unmensch-
lichen Henkern ewige Schande macht, nicht wiederhohlen. Man findet sie vollständig
und mit Gefühl beschrieben, in einem wenig bekannten Buche, genannt A Voyage to
the East Indies in 1747. and 1748. containg an account of St. Helena, Java, Bata-
via
, the Dutch Government &c.
Forſter’s Reiſe um die Welt

1775.
April

Nachdem unſer Schifsvolk gut erfriſcht, und ganz geſund, das Schif
ſelbſt aber ausgebeſſert und nenbemahlt worden, ſo nahmen wir Lebensmittel zur
Ruͤckreiſe an Bord, und machten uns fertig mit dem erſten guten Winde abzu-
gehen. Am 27ten April, des Morgens, kamen wir ans Schif, nachdem wir
von allen unſern Freunden Abſchied genommen, beſonders aber von D. Sparr-
mann
, der die Gefahren und das Elend der Reiſe mit uns ausgeſtanden, und
deſſen Herz ihn bey allen, die ihn kannten, beliebt gemacht hatte. *) Um
Mittag gieng der Dutton, ein Schif der Engliſchen Compagnie, von Capitain
Rice commandirt, unter Seegel, und wir folgten dem Beyſpiel, nachdem wir
die Veſtung begruͤßt hatten. Die Spaniſche Fregatte Juno, gruͤßte uns mit
neun Canonen, und unſre langſamen Conſtabel erwiederten dieſe unerwartete
Hoͤflichkeit eine volle Viertel-Stunde nachher. Ein daͤniſches Schif, Capi-
tain Hanſen, gruͤßte darauf mit eilf Schuͤßen. Beyde Schiffe giengen eben-
falls unter Segel, und ließen uns bald weit zuruͤck.

Wir liefen durch die noͤrdliche Ausfahrt zwiſchen dem veſten Lande und
Robben-Eiland, oder Pinguin-Eiland, wie es die Engliſchen See-Charten
nennen. Dies iſt ein unfruchtbarer Sandhuͤgel, woſelbſt viele Moͤrder und an-
dre Uebelthaͤter auf Befehl der Hollaͤndiſchen Oſtindiſchen Compagnie bewacht
werden. Darunter befinden ſich aber auch etliche ungluͤckliche Schlachtopfer die-
ſer grauſamen, ehrgeizigen Gewuͤrz-Kraͤmer. Wir duͤrfen nur den Koͤnig von
Madure anfuͤhren, der ſeines Reichs entſetzt, und zur ſchrecklichſten Verzwei-
flung getrieben, hier ſein Leben als gemeiner Sklave kuͤmmerlich zubringen
muß. *)


— — — eſcape who can
When man’s great foe aſſumes the ſhape of man.

Cumberland.

Am
*) Herr D. Sparrmann. kam im Monath Julius 1776 nach Schweden, indem er bey-
nah ein Jahr auf einer gefaͤhrlichen und muͤhſamen Reiſe ins innere von Afrika zuge-
bracht, und ſelbſt weiter gekommen war, als D. Thunberg.
*) Ich mag die ſchreckliche Geſchichte dieſes ungluͤcklichen Monarchen, die ſeinen unmenſch-
lichen Henkern ewige Schande macht, nicht wiederhohlen. Man findet ſie vollſtaͤndig
und mit Gefuͤhl beſchrieben, in einem wenig bekannten Buche, genannt A Voyage to
the Eaſt Indies in 1747. and 1748. containg an account of St. Helena, Java, Bata-
via
, the Dutch Government &c.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0450" n="432"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><persName>For&#x017F;ter&#x2019;s</persName> Rei&#x017F;e um die Welt</hi> </fw><lb/>
        <note place="left">1775.<lb/>
April</note>
        <p>Nachdem un&#x017F;er Schifsvolk gut erfri&#x017F;cht, und ganz ge&#x017F;und, das Schif<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t aber ausgebe&#x017F;&#x017F;ert und nenbemahlt worden, &#x017F;o nahmen wir Lebensmittel zur<lb/>
Ru&#x0364;ckrei&#x017F;e an Bord, und machten uns fertig mit dem er&#x017F;ten guten Winde abzu-<lb/>
gehen. Am 27ten April, des Morgens, kamen wir ans Schif, nachdem wir<lb/>
von allen un&#x017F;ern Freunden Ab&#x017F;chied genommen, be&#x017F;onders aber von <hi rendition="#fr">D. <persName>Sparr-<lb/>
mann</persName></hi>, der die Gefahren und das Elend der Rei&#x017F;e mit uns ausge&#x017F;tanden, und<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en Herz ihn bey allen, die ihn kannten, beliebt gemacht hatte. <note place="foot" n="*)">Herr D. <persName>Sparrmann</persName>. kam im Monath Julius 1776 nach <placeName>Schweden</placeName>, indem er bey-<lb/>
nah ein Jahr auf einer gefa&#x0364;hrlichen und mu&#x0364;h&#x017F;amen Rei&#x017F;e ins innere von <placeName>Afrika</placeName> zuge-<lb/>
bracht, und &#x017F;elb&#x017F;t weiter gekommen war, als D. <persName>Thunberg</persName>.</note> Um<lb/>
Mittag gieng der <hi rendition="#fr">Dutton</hi>, ein Schif der Engli&#x017F;chen Compagnie, von Capitain<lb/><hi rendition="#fr"><choice><sic>Rien</sic><corr><persName>Rice</persName></corr></choice></hi> commandirt, unter Seegel, und wir folgten dem Bey&#x017F;piel, nachdem wir<lb/>
die Ve&#x017F;tung begru&#x0364;ßt hatten. Die Spani&#x017F;che Fregatte <hi rendition="#fr">Juno</hi>, gru&#x0364;ßte uns mit<lb/>
neun Canonen, und un&#x017F;re lang&#x017F;amen Con&#x017F;tabel erwiederten die&#x017F;e unerwartete<lb/>
Ho&#x0364;flichkeit eine volle Viertel-Stunde nachher. Ein da&#x0364;ni&#x017F;ches Schif, Capi-<lb/>
tain <hi rendition="#fr"><persName>Han&#x017F;en</persName></hi>, gru&#x0364;ßte darauf mit eilf Schu&#x0364;ßen. Beyde Schiffe giengen eben-<lb/>
falls unter Segel, und ließen uns bald weit zuru&#x0364;ck.</p><lb/>
        <p>Wir liefen durch die no&#x0364;rdliche Ausfahrt zwi&#x017F;chen dem ve&#x017F;ten Lande und<lb/><placeName>Robben-Eiland</placeName>, oder <placeName>Pinguin-Eiland</placeName>, wie es die Engli&#x017F;chen See-Charten<lb/>
nennen. Dies i&#x017F;t ein unfruchtbarer Sandhu&#x0364;gel, wo&#x017F;elb&#x017F;t viele Mo&#x0364;rder und an-<lb/>
dre Uebeltha&#x0364;ter auf Befehl der Holla&#x0364;ndi&#x017F;chen O&#x017F;tindi&#x017F;chen Compagnie bewacht<lb/>
werden. Darunter befinden &#x017F;ich aber auch etliche unglu&#x0364;ckliche Schlachtopfer die-<lb/>
&#x017F;er grau&#x017F;amen, ehrgeizigen Gewu&#x0364;rz-Kra&#x0364;mer. Wir du&#x0364;rfen nur den Ko&#x0364;nig von<lb/><choice><sic>Madurn</sic><corr><placeName>Madure</placeName></corr></choice> anfu&#x0364;hren, der &#x017F;eines Reichs ent&#x017F;etzt, und zur &#x017F;chrecklich&#x017F;ten Verzwei-<lb/>
flung getrieben, hier &#x017F;ein Leben als gemeiner Sklave ku&#x0364;mmerlich zubringen<lb/>
muß. <note place="foot" n="*)">Ich mag die &#x017F;chreckliche Ge&#x017F;chichte die&#x017F;es unglu&#x0364;cklichen Monarchen, die &#x017F;einen unmen&#x017F;ch-<lb/>
lichen Henkern ewige Schande macht, nicht wiederhohlen. Man findet &#x017F;ie voll&#x017F;ta&#x0364;ndig<lb/>
und mit Gefu&#x0364;hl be&#x017F;chrieben, in einem wenig bekannten Buche, genannt <hi rendition="#aq">A Voyage to<lb/>
the <placeName>Ea&#x017F;t Indies</placeName> in 1747. and 1748. containg an account of <placeName>St. Helena</placeName>, <placeName>Java</placeName>, <placeName>Bata-<lb/>
via</placeName>, the Dutch Government &amp;c.</hi></note></p><lb/>
        <cit>
          <quote> <hi rendition="#et">&#x2014; &#x2014; &#x2014; <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">e&#x017F;cape who can<lb/>
When man&#x2019;s great foe a&#x017F;&#x017F;umes the &#x017F;hape of man.</hi></hi></hi> </quote><lb/>
          <bibl> <hi rendition="#et"><hi rendition="#fr"><persName>Cumberland</persName></hi>.</hi> </bibl>
        </cit><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Am</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[432/0450] Forſter’s Reiſe um die Welt Nachdem unſer Schifsvolk gut erfriſcht, und ganz geſund, das Schif ſelbſt aber ausgebeſſert und nenbemahlt worden, ſo nahmen wir Lebensmittel zur Ruͤckreiſe an Bord, und machten uns fertig mit dem erſten guten Winde abzu- gehen. Am 27ten April, des Morgens, kamen wir ans Schif, nachdem wir von allen unſern Freunden Abſchied genommen, beſonders aber von D. Sparr- mann, der die Gefahren und das Elend der Reiſe mit uns ausgeſtanden, und deſſen Herz ihn bey allen, die ihn kannten, beliebt gemacht hatte. *) Um Mittag gieng der Dutton, ein Schif der Engliſchen Compagnie, von Capitain Rice commandirt, unter Seegel, und wir folgten dem Beyſpiel, nachdem wir die Veſtung begruͤßt hatten. Die Spaniſche Fregatte Juno, gruͤßte uns mit neun Canonen, und unſre langſamen Conſtabel erwiederten dieſe unerwartete Hoͤflichkeit eine volle Viertel-Stunde nachher. Ein daͤniſches Schif, Capi- tain Hanſen, gruͤßte darauf mit eilf Schuͤßen. Beyde Schiffe giengen eben- falls unter Segel, und ließen uns bald weit zuruͤck. Wir liefen durch die noͤrdliche Ausfahrt zwiſchen dem veſten Lande und Robben-Eiland, oder Pinguin-Eiland, wie es die Engliſchen See-Charten nennen. Dies iſt ein unfruchtbarer Sandhuͤgel, woſelbſt viele Moͤrder und an- dre Uebelthaͤter auf Befehl der Hollaͤndiſchen Oſtindiſchen Compagnie bewacht werden. Darunter befinden ſich aber auch etliche ungluͤckliche Schlachtopfer die- ſer grauſamen, ehrgeizigen Gewuͤrz-Kraͤmer. Wir duͤrfen nur den Koͤnig von Madure anfuͤhren, der ſeines Reichs entſetzt, und zur ſchrecklichſten Verzwei- flung getrieben, hier ſein Leben als gemeiner Sklave kuͤmmerlich zubringen muß. *) — — — eſcape who can When man’s great foe aſſumes the ſhape of man. Cumberland. Am *) Herr D. Sparrmann. kam im Monath Julius 1776 nach Schweden, indem er bey- nah ein Jahr auf einer gefaͤhrlichen und muͤhſamen Reiſe ins innere von Afrika zuge- bracht, und ſelbſt weiter gekommen war, als D. Thunberg. *) Ich mag die ſchreckliche Geſchichte dieſes ungluͤcklichen Monarchen, die ſeinen unmenſch- lichen Henkern ewige Schande macht, nicht wiederhohlen. Man findet ſie vollſtaͤndig und mit Gefuͤhl beſchrieben, in einem wenig bekannten Buche, genannt A Voyage to the Eaſt Indies in 1747. and 1748. containg an account of St. Helena, Java, Bata- via, the Dutch Government &c.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/450
Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 432. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/450>, abgerufen am 20.05.2024.