Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.in den Jahren 1772 bis 1775. Dasselbe Thier ward, wie ich seitdem gehört, in den Thiergarten des Fürsten1775.April. von Oranien im Haag geschickt. *) Während unsers Aufenthalts wurden wir mit Capitain Crozet be- *) Er starb im Januar 1779. Der Balg ward schön ausgestopft und im Cabinet des
Prinzen von Oranien in einer dem Leben völlig ähnlichen Stellung aufbewahrt. Den Rumpf bekam Herr Camper, ein berühmter Zergliederer, zu zerlegen. Was hier in der Englischen Ausgabe noch zum Nachtheil des Herrn Vosmaers, Directors der Fürst- lichen Sammlung im Haag, gesagt wird, nehme ich aus eigner Ueberzeugung als vor- ellig zurück, ohne mich in die zwischen ihm und Herrn Camper bey dieser Gelegen- heit vorgefallenen Streitigkeiten einzulassen. Es ist indessen immer zu bedauern, wenn zwey so geschickte und verdiente Männer sich entzweyen. in den Jahren 1772 bis 1775. Daſſelbe Thier ward, wie ich ſeitdem gehoͤrt, in den Thiergarten des Fuͤrſten1775.April. von Oranien im Haag geſchickt. *) Waͤhrend unſers Aufenthalts wurden wir mit Capitain Crozet be- *) Er ſtarb im Januar 1779. Der Balg ward ſchoͤn ausgeſtopft und im Cabinet des
Prinzen von Oranien in einer dem Leben voͤllig aͤhnlichen Stellung aufbewahrt. Den Rumpf bekam Herr Camper, ein beruͤhmter Zergliederer, zu zerlegen. Was hier in der Engliſchen Ausgabe noch zum Nachtheil des Herrn Voſmaers, Directors der Fuͤrſt- lichen Sammlung im Haag, geſagt wird, nehme ich aus eigner Ueberzeugung als vor- ellig zuruͤck, ohne mich in die zwiſchen ihm und Herrn Camper bey dieſer Gelegen- heit vorgefallenen Streitigkeiten einzulaſſen. Es iſt indeſſen immer zu bedauern, wenn zwey ſo geſchickte und verdiente Maͤnner ſich entzweyen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0449" n="431"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">in den Jahren 1772 bis 1775.</hi></fw><lb/> Daſſelbe Thier ward, wie ich ſeitdem gehoͤrt, in den Thiergarten des Fuͤrſten<note place="right">1775.<lb/> April.</note><lb/> von <placeName>Oranien</placeName> im <placeName>Haag</placeName> geſchickt. <note place="foot" n="*)">Er ſtarb im Januar 1779. Der Balg ward ſchoͤn ausgeſtopft und im Cabinet des<lb/> Prinzen von <placeName>Oranien</placeName> in einer dem Leben voͤllig aͤhnlichen Stellung aufbewahrt. Den<lb/> Rumpf bekam Herr <hi rendition="#fr"><persName>Camper</persName></hi>, ein beruͤhmter Zergliederer, zu zerlegen. Was hier in<lb/> der Engliſchen Ausgabe noch zum Nachtheil des Herrn <hi rendition="#fr"><persName>Voſmaers</persName></hi>, Directors der Fuͤrſt-<lb/> lichen Sammlung im <placeName>Haag</placeName>, geſagt wird, nehme ich aus eigner Ueberzeugung als vor-<lb/> ellig zuruͤck, ohne mich in die zwiſchen ihm und Herrn <hi rendition="#fr"><persName>Camper</persName></hi> bey dieſer Gelegen-<lb/> heit vorgefallenen Streitigkeiten einzulaſſen. Es iſt indeſſen immer zu bedauern, wenn<lb/> zwey ſo geſchickte und verdiente Maͤnner ſich entzweyen.</note></p><lb/> <p>Waͤhrend unſers Aufenthalts wurden wir mit Capitain <hi rendition="#fr"><persName>Crozet</persName></hi> be-<lb/> kannt, der auf Capitain <hi rendition="#fr"><persName>Cooks</persName></hi> und unſre Einladung, nebſt allen ſeinen Offi-<lb/> cieren mit uns ſpeiſte, und uns mit den Begebenheiten ſeiner vorigen Entde-<lb/> ckungs-Reiſe unterhielt. Wir lernten hernach ebenfalls die ſpaniſchen Offi-<lb/> ciere kennen, worunter geſchickte und einſichtsvolle Leute befindlich waren, die<lb/> ihrem Corps viel Ehre machen. Sie beſuchten Herrn <persName>Wales</persName>, unſern Aſtro-<lb/> nomen, und bewunderten die Laͤngen-Uhren, die er in Verwahrung hatte. Sie<lb/> klagten aber zu gleicher Zeit uͤber die Unrichtigkeit aller aſtronomiſchen Inſtru-<lb/> mente, die man ihnen von <placeName>London</placeName> ſchickte. Herr <persName>Wales</persName> uͤberlies ihnen einen<lb/> vortreflichen Hadleiſchen Sextanten, indem die Reiſe jetzo ſo gut als zum Ende<lb/> war. Capitain <hi rendition="#fr"><persName>Cook</persName></hi> wollte aber keinen Umgang mit ihnen haben, und ver-<lb/> mied ſie bey aller Gelegenheit, wovon niemand den Grund anzugeben wußte.<lb/> Ihre Fregatten hielten unſre Officiere fuͤr ſehr ſchoͤne Schiffe: die nach <placeName>Spa-<lb/> nien</placeName> gehende hies die <hi rendition="#fr">Juno</hi> und ward von <hi rendition="#fr"><persName>Don Juan Arraos</persName></hi> commandirt,<lb/> die andern waren die <hi rendition="#fr">Aſtraͤa</hi>, Capitain <hi rendition="#fr"><persName>Don Antonio Albornos</persName></hi>, und die<lb/><hi rendition="#fr">Venus</hi>, Capitain <hi rendition="#fr"><persName>Don Gabriel Guerna</persName></hi>. Die Hollaͤnder ließen die Spa-<lb/> nier vormahls nicht am <placeName>Cap</placeName> landen, und machtens ihnen ſo unbequem als nur<lb/> immer moͤglich daſelbſt vor Anker zu legen. Man haͤtte glauben moͤgen, ſie<lb/> hielten ſcharf auf die paͤbſtliche Bulle, die die Graͤnzen der Schiffahrt beſtimm-<lb/> te, und die Welt zwiſchen <placeName>Portugal</placeName> und <placeName>Spanien</placeName> theilte. Seither denken ſie<lb/> aber beſſer proteſtantiſch; und vermuthlich werden ſie den Widerwillen gegen<lb/> die Spanier in kurzem ganz vergeſſen, weil ſie ſich doch ſchon jetzt gefallen laſ-<lb/> ſen, ihre uͤberfluͤßigen Piaſters einzuſtreichen.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [431/0449]
in den Jahren 1772 bis 1775.
Daſſelbe Thier ward, wie ich ſeitdem gehoͤrt, in den Thiergarten des Fuͤrſten
von Oranien im Haag geſchickt. *)
1775.
April.
Waͤhrend unſers Aufenthalts wurden wir mit Capitain Crozet be-
kannt, der auf Capitain Cooks und unſre Einladung, nebſt allen ſeinen Offi-
cieren mit uns ſpeiſte, und uns mit den Begebenheiten ſeiner vorigen Entde-
ckungs-Reiſe unterhielt. Wir lernten hernach ebenfalls die ſpaniſchen Offi-
ciere kennen, worunter geſchickte und einſichtsvolle Leute befindlich waren, die
ihrem Corps viel Ehre machen. Sie beſuchten Herrn Wales, unſern Aſtro-
nomen, und bewunderten die Laͤngen-Uhren, die er in Verwahrung hatte. Sie
klagten aber zu gleicher Zeit uͤber die Unrichtigkeit aller aſtronomiſchen Inſtru-
mente, die man ihnen von London ſchickte. Herr Wales uͤberlies ihnen einen
vortreflichen Hadleiſchen Sextanten, indem die Reiſe jetzo ſo gut als zum Ende
war. Capitain Cook wollte aber keinen Umgang mit ihnen haben, und ver-
mied ſie bey aller Gelegenheit, wovon niemand den Grund anzugeben wußte.
Ihre Fregatten hielten unſre Officiere fuͤr ſehr ſchoͤne Schiffe: die nach Spa-
nien gehende hies die Juno und ward von Don Juan Arraos commandirt,
die andern waren die Aſtraͤa, Capitain Don Antonio Albornos, und die
Venus, Capitain Don Gabriel Guerna. Die Hollaͤnder ließen die Spa-
nier vormahls nicht am Cap landen, und machtens ihnen ſo unbequem als nur
immer moͤglich daſelbſt vor Anker zu legen. Man haͤtte glauben moͤgen, ſie
hielten ſcharf auf die paͤbſtliche Bulle, die die Graͤnzen der Schiffahrt beſtimm-
te, und die Welt zwiſchen Portugal und Spanien theilte. Seither denken ſie
aber beſſer proteſtantiſch; und vermuthlich werden ſie den Widerwillen gegen
die Spanier in kurzem ganz vergeſſen, weil ſie ſich doch ſchon jetzt gefallen laſ-
ſen, ihre uͤberfluͤßigen Piaſters einzuſtreichen.
*) Er ſtarb im Januar 1779. Der Balg ward ſchoͤn ausgeſtopft und im Cabinet des
Prinzen von Oranien in einer dem Leben voͤllig aͤhnlichen Stellung aufbewahrt. Den
Rumpf bekam Herr Camper, ein beruͤhmter Zergliederer, zu zerlegen. Was hier in
der Engliſchen Ausgabe noch zum Nachtheil des Herrn Voſmaers, Directors der Fuͤrſt-
lichen Sammlung im Haag, geſagt wird, nehme ich aus eigner Ueberzeugung als vor-
ellig zuruͤck, ohne mich in die zwiſchen ihm und Herrn Camper bey dieſer Gelegen-
heit vorgefallenen Streitigkeiten einzulaſſen. Es iſt indeſſen immer zu bedauern, wenn
zwey ſo geſchickte und verdiente Maͤnner ſich entzweyen.
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