Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.in den Jahren 1772 bis 1775. die Spitze, die wir zuerst entdeckt hatten. Diese sahe nunmehr deutlich als ein1775.Januar. einzelner abgesonderter Felsen, neben einem großen Vorgebürge, aus. Ein deut- scher Matrose, Friesleben, hatte diesen Felsen zuerst gesehn, und desfalls gab ihm Cap. Cook den Nahmen Frieslands-Haupt. Er liegt unter 58°.55' südlicher Breite und 27°. westlicher Länge. Das Vorgebürge daneben ward Cap Bristol genannt, und scheint mit dem Südlichen Thule verbunden zu seyn, indem wir weit gegen Osten Land erblickten, welches einer sehr geraumigen Bay gleichsahe. Cap. Cook getraute sich nicht, mit genauer Untersuchung dieser Küste Zeit zu verliehren, indem er hier, bey zu besorgendem Westwinde, stets der äußersten Ge- fahr ausgesetzt war. Er wollte daher lieber die Nordseite dieses Eilands befah- ren, die dem See-Mann auch in aller Absicht die wichtigste seyn mußte. Wir hielten uns, bey sehr schwachem Winde zwo bis drey See-Meilen vom Lande, das aller Orten steil und unzugänglich war. Die Berge waren erstaunlich hoch, ihre Gipfel immer mit Wolken, der untere Theil hingegen dermaaßen mit Schnee bedeckt, daß es schwer zu entscheiden gewesen wäre, ob wir Eis oder Land vor uns hatten, wenn man letzteres nicht, an einigen schrägen Höhlen erkannt hätte, die sich in überhangenden Felsen dicht an der See befanden. Am folgenden Morgen kamen wir bey einer andern vorspringenden Land-Februar. Nachts hatten wir wenig Wind, bey anbrechenden Tage aber steuerten wir G g g 2
in den Jahren 1772 bis 1775. die Spitze, die wir zuerſt entdeckt hatten. Dieſe ſahe nunmehr deutlich als ein1775.Januar. einzelner abgeſonderter Felſen, neben einem großen Vorgebuͤrge, aus. Ein deut- ſcher Matroſe, Friesleben, hatte dieſen Felſen zuerſt geſehn, und desfalls gab ihm Cap. Cook den Nahmen Frieslands-Haupt. Er liegt unter 58°.55′ ſuͤdlicher Breite und 27°. weſtlicher Laͤnge. Das Vorgebuͤrge daneben ward Cap Briſtol genannt, und ſcheint mit dem Suͤdlichen Thule verbunden zu ſeyn, indem wir weit gegen Oſten Land erblickten, welches einer ſehr geraumigen Bay gleichſahe. Cap. Cook getraute ſich nicht, mit genauer Unterſuchung dieſer Kuͤſte Zeit zu verliehren, indem er hier, bey zu beſorgendem Weſtwinde, ſtets der aͤußerſten Ge- fahr ausgeſetzt war. Er wollte daher lieber die Nordſeite dieſes Eilands befah- ren, die dem See-Mann auch in aller Abſicht die wichtigſte ſeyn mußte. Wir hielten uns, bey ſehr ſchwachem Winde zwo bis drey See-Meilen vom Lande, das aller Orten ſteil und unzugaͤnglich war. Die Berge waren erſtaunlich hoch, ihre Gipfel immer mit Wolken, der untere Theil hingegen dermaaßen mit Schnee bedeckt, daß es ſchwer zu entſcheiden geweſen waͤre, ob wir Eis oder Land vor uns hatten, wenn man letzteres nicht, an einigen ſchraͤgen Hoͤhlen erkannt haͤtte, die ſich in uͤberhangenden Felſen dicht an der See befanden. Am folgenden Morgen kamen wir bey einer andern vorſpringenden Land-Februar. Nachts hatten wir wenig Wind, bey anbrechenden Tage aber ſteuerten wir G g g 2
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in den Jahren 1772 bis 1775.
die Spitze, die wir zuerſt entdeckt hatten. Dieſe ſahe nunmehr deutlich als ein
einzelner abgeſonderter Felſen, neben einem großen Vorgebuͤrge, aus. Ein deut-
ſcher Matroſe, Friesleben, hatte dieſen Felſen zuerſt geſehn, und desfalls gab ihm
Cap. Cook den Nahmen Frieslands-Haupt. Er liegt unter 58°.55′ ſuͤdlicher
Breite und 27°. weſtlicher Laͤnge. Das Vorgebuͤrge daneben ward Cap Briſtol
genannt, und ſcheint mit dem Suͤdlichen Thule verbunden zu ſeyn, indem wir
weit gegen Oſten Land erblickten, welches einer ſehr geraumigen Bay gleichſahe.
Cap. Cook getraute ſich nicht, mit genauer Unterſuchung dieſer Kuͤſte Zeit zu
verliehren, indem er hier, bey zu beſorgendem Weſtwinde, ſtets der aͤußerſten Ge-
fahr ausgeſetzt war. Er wollte daher lieber die Nordſeite dieſes Eilands befah-
ren, die dem See-Mann auch in aller Abſicht die wichtigſte ſeyn mußte. Wir
hielten uns, bey ſehr ſchwachem Winde zwo bis drey See-Meilen vom Lande, das
aller Orten ſteil und unzugaͤnglich war. Die Berge waren erſtaunlich hoch, ihre
Gipfel immer mit Wolken, der untere Theil hingegen dermaaßen mit Schnee
bedeckt, daß es ſchwer zu entſcheiden geweſen waͤre, ob wir Eis oder Land vor
uns hatten, wenn man letzteres nicht, an einigen ſchraͤgen Hoͤhlen erkannt haͤtte,
die ſich in uͤberhangenden Felſen dicht an der See befanden.
1775.
Januar.
Am folgenden Morgen kamen wir bey einer andern vorſpringenden Land-
ſpitze voruͤber, die Capt. Cook Cap Montague nannte. Zwiſchen dieſer und
dem Cap Briſtol, iſt allem Anſehen nach eine Bay vorhanden, und dieſe beyden
Vorgebuͤrge gehoͤren zu einem und demſelben Lande. Weiter gegen Norden ent-
deckten wir eine andre Spitze, die wir aber bey mehrerer Annaͤherung bald fuͤr
eine abgeſonderte Inſel erkannten, und ihr den Nahmen Saunders-Eiland bey-
legten. Sie war nicht niedriger, als die bergigte Kuͤſte in Suͤden, und gleich
ſelbiger, mit Eis und Schnee bedeckt. Sie liegt unterm 57°.48′ ſuͤdlicher
Breite und 26°.35′ weſtlicher Laͤnge.
Februar.
Nachts hatten wir wenig Wind, bey anbrechenden Tage aber ſteuerten wir
oſtwaͤrts, um bey Saunders-Eiland herumzukommen. Auf dieſem Lauf entdeck-
ten wir nordwaͤrts von uns zwo kleine Inſeln, die nach dem Tage der Entdeckung
Candle mas Isles (Lichtmeß-Inſeln) genannt wurden. Des widrigen Win-
des wegen konnten wir die noͤrdliche Spitze von Saunders-Eiland nicht um-
ſchiffen, ſondern mußten laviren. Dies Manoͤvre brachte uns ſo nahe an die
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