Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.in den Jahren 1772 bis 1775. chen, mit Wolken bedeckten, Berge hin; so zeigten sich auf allen Seiten1774.Decem- ber. nichts als senkrechte Felsenwände mit Schnee und Eis bedeckt, das vor Alter bald blau, bald gelbfarbig war, wie an den Alpen-Gletschern, wo die Jahrszeiten auf eben solche Art mit einander vermischt, und gleichsam in einander verwebt sind. So hoch als jene waren zwar die hiesigen Berge nicht, aber darinn gli- chen sie einander, daß die Gipfel aus mehreren schroffen Zacken bestanden, und daß Schnee die Zwischenräume derselben ausfüllte. Von diesem Haven gien- gen wir, zu Fuß, nach einem andern hin, den mehrere davor gelegene niedrige Eilande vor allen Windstössen schützten. Es hielten sich daselbst verschiedne Arten wilder Enten auf, darunter eine die Größe einer Gans hatte, und mit bewundernswürdiger Geschwindigkeit auf der Oberfläche des Meeres fortlief, in- dem sie, mit den Füßen und Flügeln zugleich, das Wasser schlug: -- -- Fugit illa per undas, VIRG. Diese Art der Bewegung war so unglaublich schnell, daß wir voraus- *) S. die Philos. Trans. der Königl. Societät zu London LXVI. Band, 1. Theil. C c c 2
in den Jahren 1772 bis 1775. chen, mit Wolken bedeckten, Berge hin; ſo zeigten ſich auf allen Seiten1774.Decem- ber. nichts als ſenkrechte Felſenwaͤnde mit Schnee und Eis bedeckt, das vor Alter bald blau, bald gelbfarbig war, wie an den Alpen-Gletſchern, wo die Jahrszeiten auf eben ſolche Art mit einander vermiſcht, und gleichſam in einander verwebt ſind. So hoch als jene waren zwar die hieſigen Berge nicht, aber darinn gli- chen ſie einander, daß die Gipfel aus mehreren ſchroffen Zacken beſtanden, und daß Schnee die Zwiſchenraͤume derſelben ausfuͤllte. Von dieſem Haven gien- gen wir, zu Fuß, nach einem andern hin, den mehrere davor gelegene niedrige Eilande vor allen Windſtoͤſſen ſchuͤtzten. Es hielten ſich daſelbſt verſchiedne Arten wilder Enten auf, darunter eine die Groͤße einer Gans hatte, und mit bewundernswuͤrdiger Geſchwindigkeit auf der Oberflaͤche des Meeres fortlief, in- dem ſie, mit den Fuͤßen und Fluͤgeln zugleich, das Waſſer ſchlug: — — Fugit illa per undas, VIRG. Dieſe Art der Bewegung war ſo unglaublich ſchnell, daß wir voraus- *) S. die Philoſ. Trans. der Koͤnigl. Societaͤt zu London LXVI. Band, 1. Theil. C c c 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0405" n="387"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">in den Jahren 1772 bis 1775.</hi></fw><lb/> chen, mit Wolken bedeckten, Berge hin; ſo zeigten ſich auf allen Seiten<note place="right">1774.<lb/> Decem-<lb/> ber.</note><lb/> nichts als ſenkrechte Felſenwaͤnde mit Schnee und Eis bedeckt, das vor Alter<lb/> bald blau, bald gelbfarbig war, wie an den Alpen-Gletſchern, wo die Jahrszeiten<lb/> auf eben ſolche Art mit einander vermiſcht, und gleichſam in einander verwebt<lb/> ſind. So hoch als jene waren zwar die hieſigen Berge nicht, aber darinn gli-<lb/> chen ſie einander, daß die Gipfel aus mehreren ſchroffen Zacken beſtanden, und<lb/> daß Schnee die Zwiſchenraͤume derſelben ausfuͤllte. Von dieſem Haven gien-<lb/> gen wir, zu Fuß, nach einem andern hin, den mehrere davor gelegene niedrige<lb/> Eilande vor allen Windſtoͤſſen ſchuͤtzten. Es hielten ſich daſelbſt verſchiedne<lb/> Arten wilder Enten auf, darunter eine die Groͤße einer Gans hatte, und mit<lb/> bewundernswuͤrdiger Geſchwindigkeit auf der Oberflaͤche des Meeres fortlief, in-<lb/> dem ſie, mit den Fuͤßen und Fluͤgeln zugleich, das Waſſer ſchlug:</p><lb/> <cit> <quote> <hi rendition="#et">— — <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Fugit illa per undas,<lb/> Ocyor et jaculo, et ventos aequante ſagitta.</hi></hi></hi> </quote><lb/> <bibl> <hi rendition="#right"> <hi rendition="#g"> <persName>VIRG.</persName> </hi> </hi> </bibl> </cit><lb/> <p>Dieſe Art der Bewegung war ſo unglaublich ſchnell, daß wir voraus-<lb/> ſahen, es wuͤrde umſonſt ſeyn, zu ſchießen, wenn man nicht Gelegenheit<lb/> faͤnde unbemerkt nach ihnen zu zielen. Dieſe ereignete ſich auch in der Folge,<lb/> ſo daß wir verſchiedne derſelben erlegten. Von andern Enten waren ſie, nur in<lb/> Anſehung der Groͤße und der beſondern Kuͤrze ihrer Fluͤgel, unterſchieden. Letz-<lb/> tere hatten etliche weiſſe Schwungfedern, und auf dem Gelenk an der <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">alula</hi></hi><lb/> zween große, nakte Knorpel von gelber Farbe. Schnabel und Fuͤße waren<lb/> ebenfalls gelb, hingegen das uͤbrige Gefieder grau. Seiner bewundernswuͤr-<lb/> digen Geſchwindigkeit wegen, nennten unſre Matroſen dieſen Vogel, das Renn-<lb/> pferd, (<hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">race-horſe</hi></hi>); auf den <placeName>Falklands-Inſeln</placeName> haben ihn aber die Englaͤn-<lb/> der <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">loggerhead-duck,</hi></hi> d. i. dikkoͤpfige Ente genannt <note place="foot" n="*)">S. die <hi rendition="#aq">Philoſ. Trans.</hi> der Koͤnigl. Societaͤt zu <placeName>London</placeName> <hi rendition="#aq">LXVI.</hi> Band, 1. Theil.</note>. Auf einer an-<lb/> dern benachbarten Inſel fanden wir eine Menge <hi rendition="#fr">Skuas</hi> oder große Mewen, die<lb/> im troknen Graſe geniſtet hatten, und ein drittes Eiland war uͤberall mit Buͤ-<lb/> ſchen bewachſen, die eine ſehr wohlſchmeckende Art rother Steinbeeren (<hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">arbutus</hi></hi>)<lb/> <fw place="bottom" type="sig">C c c 2</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [387/0405]
in den Jahren 1772 bis 1775.
chen, mit Wolken bedeckten, Berge hin; ſo zeigten ſich auf allen Seiten
nichts als ſenkrechte Felſenwaͤnde mit Schnee und Eis bedeckt, das vor Alter
bald blau, bald gelbfarbig war, wie an den Alpen-Gletſchern, wo die Jahrszeiten
auf eben ſolche Art mit einander vermiſcht, und gleichſam in einander verwebt
ſind. So hoch als jene waren zwar die hieſigen Berge nicht, aber darinn gli-
chen ſie einander, daß die Gipfel aus mehreren ſchroffen Zacken beſtanden, und
daß Schnee die Zwiſchenraͤume derſelben ausfuͤllte. Von dieſem Haven gien-
gen wir, zu Fuß, nach einem andern hin, den mehrere davor gelegene niedrige
Eilande vor allen Windſtoͤſſen ſchuͤtzten. Es hielten ſich daſelbſt verſchiedne
Arten wilder Enten auf, darunter eine die Groͤße einer Gans hatte, und mit
bewundernswuͤrdiger Geſchwindigkeit auf der Oberflaͤche des Meeres fortlief, in-
dem ſie, mit den Fuͤßen und Fluͤgeln zugleich, das Waſſer ſchlug:
1774.
Decem-
ber.
— — Fugit illa per undas,
Ocyor et jaculo, et ventos aequante ſagitta.
VIRG.
Dieſe Art der Bewegung war ſo unglaublich ſchnell, daß wir voraus-
ſahen, es wuͤrde umſonſt ſeyn, zu ſchießen, wenn man nicht Gelegenheit
faͤnde unbemerkt nach ihnen zu zielen. Dieſe ereignete ſich auch in der Folge,
ſo daß wir verſchiedne derſelben erlegten. Von andern Enten waren ſie, nur in
Anſehung der Groͤße und der beſondern Kuͤrze ihrer Fluͤgel, unterſchieden. Letz-
tere hatten etliche weiſſe Schwungfedern, und auf dem Gelenk an der alula
zween große, nakte Knorpel von gelber Farbe. Schnabel und Fuͤße waren
ebenfalls gelb, hingegen das uͤbrige Gefieder grau. Seiner bewundernswuͤr-
digen Geſchwindigkeit wegen, nennten unſre Matroſen dieſen Vogel, das Renn-
pferd, (race-horſe); auf den Falklands-Inſeln haben ihn aber die Englaͤn-
der loggerhead-duck, d. i. dikkoͤpfige Ente genannt *). Auf einer an-
dern benachbarten Inſel fanden wir eine Menge Skuas oder große Mewen, die
im troknen Graſe geniſtet hatten, und ein drittes Eiland war uͤberall mit Buͤ-
ſchen bewachſen, die eine ſehr wohlſchmeckende Art rother Steinbeeren (arbutus)
*) S. die Philoſ. Trans. der Koͤnigl. Societaͤt zu London LXVI. Band, 1. Theil.
C c c 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |