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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.

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Forster's Reise um die Welt
1774.
October
fruchtbaren Einöde hätten sie sich gewiß ohngestört fortpflanzen und binnen we-
nig Jahren diese Insel zu einen treflichem Erfrischungsplatz für künftige See-
fahrer machen können. Capitain Cook nannte diesen angenehmen Flecken Lan-
des, Norfolk Eiland. Es liegt unterm 59° 2' 30" Südlicher Breite und 168°
16' Oestlicher Länge. Indeß daß wir die Wälder durchsuchten, hatten die Boots-
leute sich nach Fischen umgesehen, und glücklicher Weise einen Pful angetroffen,
wo die Fische während der Fluth hereinkommen. Der Fang war glücklich ge-
nug ausgefallen, und diese Fische, nebst den Vögeln, die wir geschossen, und
den Herzen der Kohlpalmen, gaben uns zween Tage lang stattliche und schmack-
hafte Mahlzeiten. Am folgenden Morgen segelten wir an der südlichen Spitze
dieses Eilands vorüber und erblickten, nicht weit davon, eine abgesonderte
Klippe. Den ganzen Vormittag über warfen wir fleißig das Senkbley, welches,
etwa acht bis neun Meilen weit vom Lande, zwischen dreyßig und vierzig Faden
Tiefe angab. Tölpel und Sturmvögel flatterten in großer Menge um uns her.
Sie schossen einmahl nach dem andern, mit gewaltiger Schnellkraft, aus der
Lust auf die Oberfläche des Wassers herab, und hohlten auf solche Art, Stoß für
Stoß, einen Fisch weg. Es mußte folglich an dieser Stelle eine fischreiche
Sandbank vorhanden seyn. Um ein Uhr Nachmittags hatten wir selbige pas-
sirt, denn nun war kein Grund mehr zu erreichen. Wir steuerten daher gera-
denweges und bey frischem Winde, nach Neu-Seeland, wo wir auf einen
größern und mannigfaltigen Vorrath von Erfrischungen Rechnung machen durf-
ten. Diese waren uns auch, nach einen so langen Aufenthalt in heissen Gegen-
den, unentbehrlich, zumahl da die Mannschaft, durch die üble Beschaffenheit
des halb verfaulten Schifsproviants, seit kurzem gänzlich von Kräften gekommen,
wir aber nebst den Officieren, unglücklicher Weise, durch den Genuß der vergifte-
ten Fische sehr zurückgesetzt worden waren.

Von Pintaden, Sturmvögeln und Albatroßen begleitet, segelten
wir, bey so günstigem Winde, fort, daß schon am 17ten früh Morgens die Küste
von Neu-Seeland vor uns lag. Bereits zwey Nächte zuvor hatten wir star-
ken Abendthau gespürt, welches jederzeit für eine sichere Anzeige gehalten wird,
daß man nicht mehr weit vom Lande ist. Der Theil von Neu-Seeland den
wir jetzt im Gesicht hatten, war der Berg Egmont, ein erstaunlich hoher Pik,

Forſter’s Reiſe um die Welt
1774.
October
fruchtbaren Einoͤde haͤtten ſie ſich gewiß ohngeſtoͤrt fortpflanzen und binnen we-
nig Jahren dieſe Inſel zu einen treflichem Erfriſchungsplatz fuͤr kuͤnftige See-
fahrer machen koͤnnen. Capitain Cook nannte dieſen angenehmen Flecken Lan-
des, Norfolk Eiland. Es liegt unterm 59° 2′ 30″ Suͤdlicher Breite und 168°
16′ Oeſtlicher Laͤnge. Indeß daß wir die Waͤlder durchſuchten, hatten die Boots-
leute ſich nach Fiſchen umgeſehen, und gluͤcklicher Weiſe einen Pful angetroffen,
wo die Fiſche waͤhrend der Fluth hereinkommen. Der Fang war gluͤcklich ge-
nug ausgefallen, und dieſe Fiſche, nebſt den Voͤgeln, die wir geſchoſſen, und
den Herzen der Kohlpalmen, gaben uns zween Tage lang ſtattliche und ſchmack-
hafte Mahlzeiten. Am folgenden Morgen ſegelten wir an der ſuͤdlichen Spitze
dieſes Eilands voruͤber und erblickten, nicht weit davon, eine abgeſonderte
Klippe. Den ganzen Vormittag uͤber warfen wir fleißig das Senkbley, welches,
etwa acht bis neun Meilen weit vom Lande, zwiſchen dreyßig und vierzig Faden
Tiefe angab. Toͤlpel und Sturmvoͤgel flatterten in großer Menge um uns her.
Sie ſchoſſen einmahl nach dem andern, mit gewaltiger Schnellkraft, aus der
Luſt auf die Oberflaͤche des Waſſers herab, und hohlten auf ſolche Art, Stoß fuͤr
Stoß, einen Fiſch weg. Es mußte folglich an dieſer Stelle eine fiſchreiche
Sandbank vorhanden ſeyn. Um ein Uhr Nachmittags hatten wir ſelbige paſ-
ſirt, denn nun war kein Grund mehr zu erreichen. Wir ſteuerten daher gera-
denweges und bey friſchem Winde, nach Neu-Seeland, wo wir auf einen
groͤßern und mannigfaltigen Vorrath von Erfriſchungen Rechnung machen durf-
ten. Dieſe waren uns auch, nach einen ſo langen Aufenthalt in heiſſen Gegen-
den, unentbehrlich, zumahl da die Mannſchaft, durch die uͤble Beſchaffenheit
des halb verfaulten Schifsproviants, ſeit kurzem gaͤnzlich von Kraͤften gekommen,
wir aber nebſt den Officieren, ungluͤcklicher Weiſe, durch den Genuß der vergifte-
ten Fiſche ſehr zuruͤckgeſetzt worden waren.

Von Pintaden, Sturmvoͤgeln und Albatroßen begleitet, ſegelten
wir, bey ſo guͤnſtigem Winde, fort, daß ſchon am 17ten fruͤh Morgens die Kuͤſte
von Neu-Seeland vor uns lag. Bereits zwey Naͤchte zuvor hatten wir ſtar-
ken Abendthau geſpuͤrt, welches jederzeit fuͤr eine ſichere Anzeige gehalten wird,
daß man nicht mehr weit vom Lande iſt. Der Theil von Neu-Seeland den
wir jetzt im Geſicht hatten, war der Berg Egmont, ein erſtaunlich hoher Pik,

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[350/0368] Forſter’s Reiſe um die Welt fruchtbaren Einoͤde haͤtten ſie ſich gewiß ohngeſtoͤrt fortpflanzen und binnen we- nig Jahren dieſe Inſel zu einen treflichem Erfriſchungsplatz fuͤr kuͤnftige See- fahrer machen koͤnnen. Capitain Cook nannte dieſen angenehmen Flecken Lan- des, Norfolk Eiland. Es liegt unterm 59° 2′ 30″ Suͤdlicher Breite und 168° 16′ Oeſtlicher Laͤnge. Indeß daß wir die Waͤlder durchſuchten, hatten die Boots- leute ſich nach Fiſchen umgeſehen, und gluͤcklicher Weiſe einen Pful angetroffen, wo die Fiſche waͤhrend der Fluth hereinkommen. Der Fang war gluͤcklich ge- nug ausgefallen, und dieſe Fiſche, nebſt den Voͤgeln, die wir geſchoſſen, und den Herzen der Kohlpalmen, gaben uns zween Tage lang ſtattliche und ſchmack- hafte Mahlzeiten. Am folgenden Morgen ſegelten wir an der ſuͤdlichen Spitze dieſes Eilands voruͤber und erblickten, nicht weit davon, eine abgeſonderte Klippe. Den ganzen Vormittag uͤber warfen wir fleißig das Senkbley, welches, etwa acht bis neun Meilen weit vom Lande, zwiſchen dreyßig und vierzig Faden Tiefe angab. Toͤlpel und Sturmvoͤgel flatterten in großer Menge um uns her. Sie ſchoſſen einmahl nach dem andern, mit gewaltiger Schnellkraft, aus der Luſt auf die Oberflaͤche des Waſſers herab, und hohlten auf ſolche Art, Stoß fuͤr Stoß, einen Fiſch weg. Es mußte folglich an dieſer Stelle eine fiſchreiche Sandbank vorhanden ſeyn. Um ein Uhr Nachmittags hatten wir ſelbige paſ- ſirt, denn nun war kein Grund mehr zu erreichen. Wir ſteuerten daher gera- denweges und bey friſchem Winde, nach Neu-Seeland, wo wir auf einen groͤßern und mannigfaltigen Vorrath von Erfriſchungen Rechnung machen durf- ten. Dieſe waren uns auch, nach einen ſo langen Aufenthalt in heiſſen Gegen- den, unentbehrlich, zumahl da die Mannſchaft, durch die uͤble Beſchaffenheit des halb verfaulten Schifsproviants, ſeit kurzem gaͤnzlich von Kraͤften gekommen, wir aber nebſt den Officieren, ungluͤcklicher Weiſe, durch den Genuß der vergifte- ten Fiſche ſehr zuruͤckgeſetzt worden waren. 1774. October Von Pintaden, Sturmvoͤgeln und Albatroßen begleitet, ſegelten wir, bey ſo guͤnſtigem Winde, fort, daß ſchon am 17ten fruͤh Morgens die Kuͤſte von Neu-Seeland vor uns lag. Bereits zwey Naͤchte zuvor hatten wir ſtar- ken Abendthau geſpuͤrt, welches jederzeit fuͤr eine ſichere Anzeige gehalten wird, daß man nicht mehr weit vom Lande iſt. Der Theil von Neu-Seeland den wir jetzt im Geſicht hatten, war der Berg Egmont, ein erſtaunlich hoher Pik,

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 350. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/368>, abgerufen am 24.11.2024.