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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.

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in den Jahren 1772 bis 1775.
digen Wasserfässer zu bewachen, ohnerachtet, bey der Ehrlichkeit der Einwohner,1774.
Septem-
ber.

auch diese Vorsicht vielleicht ganz überflüßig seyn mochte. Während unsrer
Abwesenheit hatte Herr Wales, einige Instrumente auf dem kleinen sandigen
Eilande aufgerichtet, um eine Sonnenfinsterniß, die heute einfiel, zu beobach-
ten. Der Capitain leistete ihm dabey Gesellschaft, und sowohl nach dieser,
als nach andern Beobachtungen mehr, ward die Lage besagten kleinen Eilands
auf 20 Grade 17 Min. 39 Sec. südlicher Breite, und 164 Grade 41 Min.
21 Sec. östlicher Länge festgesetzt. Von der Verfinsterung konnte nur das En-
de beobachtet werden, indem bey Eintritt derselben eine Wolke bey der Son-
ne vorüber zog. Herr Wales maaß den verfinsterten Theil mit Hadleys
Quadranten, dessen man sich sonst noch nie dazu bedient hat, der aber, nach
Capitain Cooks Meinung, mit der grösten Genauigkeit als ein Mikrometer
gebraucht werden kann.

Gegen Abend giengen wir, mit dem Capitain, da, wo die Wasserfässer
gefüllt wurden, ans Land. Die Cayeputi-Bäume (Melaleuca) deren
verschiedne in Blüthe standen, hatten eine lose Rinde, die an mehreren Stel-
len vom Stamme abgeborsten war und Käfern, Ameisen, Spinnen, Eidexen
und Skorpionen eine Zuflucht verstattete. Das Wetter war so angenehm, daß
wir bis gegen Sonnen Untergang auf den benachbarten Hügeln herum spatzierten;
während der Dämmerung kam es uns vor, als ob sich in dem dürren Grase
Wachteln aufhielten, doch konnten wir, weder heut noch in der Folge, darüber
zur Gewißheit kommen. Von den wenigen Einwohnern, die wir in dieser Ge-
gend antrafen, waren einige so zutraulich, uns ihre Waffen zu verkaufen.
Wir suchten ihnen begreiflich zu machen, daß es uns an Lebensmitteln fehle,
allein, sie waren gegen alle Winke dieser Art taub, weil sie augenscheinlich für
sich selbst nicht genug hatten. Der Boden taugt auch hier zu Lande in der
That nur an wenig Orten zum Ackerbau, und lohnt den Einwohnern die Mühe
und Arbeit, welche sie daran verschwenden müssen, immer nur kärglich.

Am 11ten des Morgens, noch ehe die Indianer an Bord kamen, ward
ein Boot abgeschickt, um, nach Seemännischem Brauch, einen unsrer Leute zu
versenken, der als Schiffs-Fleischer mit auf die Reise gegangen, und gestern
an den Folgen eines unglücklichen Falles gestorben war, den er am 5ten Sept.

in den Jahren 1772 bis 1775.
digen Waſſerfaͤſſer zu bewachen, ohnerachtet, bey der Ehrlichkeit der Einwohner,1774.
Septem-
ber.

auch dieſe Vorſicht vielleicht ganz uͤberfluͤßig ſeyn mochte. Waͤhrend unſrer
Abweſenheit hatte Herr Wales, einige Inſtrumente auf dem kleinen ſandigen
Eilande aufgerichtet, um eine Sonnenfinſterniß, die heute einfiel, zu beobach-
ten. Der Capitain leiſtete ihm dabey Geſellſchaft, und ſowohl nach dieſer,
als nach andern Beobachtungen mehr, ward die Lage beſagten kleinen Eilands
auf 20 Grade 17 Min. 39 Sec. ſuͤdlicher Breite, und 164 Grade 41 Min.
21 Sec. oͤſtlicher Laͤnge feſtgeſetzt. Von der Verfinſterung konnte nur das En-
de beobachtet werden, indem bey Eintritt derſelben eine Wolke bey der Son-
ne voruͤber zog. Herr Wales maaß den verfinſterten Theil mit Hadleys
Quadranten, deſſen man ſich ſonſt noch nie dazu bedient hat, der aber, nach
Capitain Cooks Meinung, mit der groͤſten Genauigkeit als ein Mikrometer
gebraucht werden kann.

Gegen Abend giengen wir, mit dem Capitain, da, wo die Waſſerfaͤſſer
gefuͤllt wurden, ans Land. Die Cayeputi-Baͤume (Melaleuca) deren
verſchiedne in Bluͤthe ſtanden, hatten eine loſe Rinde, die an mehreren Stel-
len vom Stamme abgeborſten war und Kaͤfern, Ameiſen, Spinnen, Eidexen
und Skorpionen eine Zuflucht verſtattete. Das Wetter war ſo angenehm, daß
wir bis gegen Sonnen Untergang auf den benachbarten Huͤgeln herum ſpatzierten;
waͤhrend der Daͤmmerung kam es uns vor, als ob ſich in dem duͤrren Graſe
Wachteln aufhielten, doch konnten wir, weder heut noch in der Folge, daruͤber
zur Gewißheit kommen. Von den wenigen Einwohnern, die wir in dieſer Ge-
gend antrafen, waren einige ſo zutraulich, uns ihre Waffen zu verkaufen.
Wir ſuchten ihnen begreiflich zu machen, daß es uns an Lebensmitteln fehle,
allein, ſie waren gegen alle Winke dieſer Art taub, weil ſie augenſcheinlich fuͤr
ſich ſelbſt nicht genug hatten. Der Boden taugt auch hier zu Lande in der
That nur an wenig Orten zum Ackerbau, und lohnt den Einwohnern die Muͤhe
und Arbeit, welche ſie daran verſchwenden muͤſſen, immer nur kaͤrglich.

Am 11ten des Morgens, noch ehe die Indianer an Bord kamen, ward
ein Boot abgeſchickt, um, nach Seemaͤnniſchem Brauch, einen unſrer Leute zu
verſenken, der als Schiffs-Fleiſcher mit auf die Reiſe gegangen, und geſtern
an den Folgen eines ungluͤcklichen Falles geſtorben war, den er am 5ten Sept.

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[311/0327] in den Jahren 1772 bis 1775. digen Waſſerfaͤſſer zu bewachen, ohnerachtet, bey der Ehrlichkeit der Einwohner, auch dieſe Vorſicht vielleicht ganz uͤberfluͤßig ſeyn mochte. Waͤhrend unſrer Abweſenheit hatte Herr Wales, einige Inſtrumente auf dem kleinen ſandigen Eilande aufgerichtet, um eine Sonnenfinſterniß, die heute einfiel, zu beobach- ten. Der Capitain leiſtete ihm dabey Geſellſchaft, und ſowohl nach dieſer, als nach andern Beobachtungen mehr, ward die Lage beſagten kleinen Eilands auf 20 Grade 17 Min. 39 Sec. ſuͤdlicher Breite, und 164 Grade 41 Min. 21 Sec. oͤſtlicher Laͤnge feſtgeſetzt. Von der Verfinſterung konnte nur das En- de beobachtet werden, indem bey Eintritt derſelben eine Wolke bey der Son- ne voruͤber zog. Herr Wales maaß den verfinſterten Theil mit Hadleys Quadranten, deſſen man ſich ſonſt noch nie dazu bedient hat, der aber, nach Capitain Cooks Meinung, mit der groͤſten Genauigkeit als ein Mikrometer gebraucht werden kann. 1774. Septem- ber. Gegen Abend giengen wir, mit dem Capitain, da, wo die Waſſerfaͤſſer gefuͤllt wurden, ans Land. Die Cayeputi-Baͤume (Melaleuca) deren verſchiedne in Bluͤthe ſtanden, hatten eine loſe Rinde, die an mehreren Stel- len vom Stamme abgeborſten war und Kaͤfern, Ameiſen, Spinnen, Eidexen und Skorpionen eine Zuflucht verſtattete. Das Wetter war ſo angenehm, daß wir bis gegen Sonnen Untergang auf den benachbarten Huͤgeln herum ſpatzierten; waͤhrend der Daͤmmerung kam es uns vor, als ob ſich in dem duͤrren Graſe Wachteln aufhielten, doch konnten wir, weder heut noch in der Folge, daruͤber zur Gewißheit kommen. Von den wenigen Einwohnern, die wir in dieſer Ge- gend antrafen, waren einige ſo zutraulich, uns ihre Waffen zu verkaufen. Wir ſuchten ihnen begreiflich zu machen, daß es uns an Lebensmitteln fehle, allein, ſie waren gegen alle Winke dieſer Art taub, weil ſie augenſcheinlich fuͤr ſich ſelbſt nicht genug hatten. Der Boden taugt auch hier zu Lande in der That nur an wenig Orten zum Ackerbau, und lohnt den Einwohnern die Muͤhe und Arbeit, welche ſie daran verſchwenden muͤſſen, immer nur kaͤrglich. Am 11ten des Morgens, noch ehe die Indianer an Bord kamen, ward ein Boot abgeſchickt, um, nach Seemaͤnniſchem Brauch, einen unſrer Leute zu verſenken, der als Schiffs-Fleiſcher mit auf die Reiſe gegangen, und geſtern an den Folgen eines ungluͤcklichen Falles geſtorben war, den er am 5ten Sept.

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/327>, abgerufen am 20.05.2024.