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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.

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in den Jahren 1772 bis 1775.
gefügten Kähnen bestand. Auf der Plattform lag ein Haufen mit Asche vermeng-1774.
Septem-
ber.

ter Erde, und auf diesen ward beständig Feuer unterhalten. Viele von den Leu-
ten stiegen sogleich ganz vertraulich an Bord, und einer verkaufte uns eine Yam-
Wurzel gegen ein Stückchen rothes Tuch. Bey Tische bekamen wir noch mehr
Zuspruch von Indianern; gepökeltes Schweinfleisch wollten sie eben so we-
nig anrühren, als Wein trinken, die Yams hingegen, welche wir zu Tanna
eingehandelt, ließen sie sich ganz wohl schmecken. Nur Schade, daß unser Vor-
rath davon zu gering war, um sie nach ihrem völligen Belieben damit bewirthen
zu können. Alles Rothe fiel ihnen ins Auge, und besonders stand ihnen rothes
Tuch oder Boy an; doch erboten sie sich niemahls etwas dagegen wieder zu ge-
ben. Das Wort "Eri" und noch ein Paar andre ausgenommen, hatte ihre
Sprache gar keine Aehnlichkeit mit irgend einer andern, die wir zuvor im Süd-
Meer
gehört. Wenn man bedenkt, daß in allen ostwärts gelegenen Eylan-
den dieses Oceans, imgleichen auf Neu-Seeland, eine und eben dieselbe Spra-
che (oder wenigstens Dialecte derselben) gesprochen werden; so kann man sich
leicht vorstellen, daß uns die große Verschiedenheit der Sprachen, welche wir
im westlichen Theil dieses Meeres antrafen, äußerst befremden mußte. Auch
die Leute selbst waren von allen die wir bisher gesehn hatten, sehr verschieden,
nemlich groß und mehrentheils von wohlproportionirten Gliedmaaßen; ihre Ge-
sichtszüge sanft, Haar und Bärte schwarz und stark gekräuselt, bey einigen fast
wolligt, und die Farbe der Haut am ganzen Körper ins schwarze fallend oder
dunkel kastanien-braun, wie bey den Einwohnern der Insel Tanna.

Nachmittags fuhren wir, unter Bedeckung zwölf wohlbewafneter See-
Soldaten, in zwey stark bemannten Booten dem Ufer zu und stiegen auf einer
flachen Landspitze aus, woselbst ein Haufen theils wehrloser theils bewafneter
Einwohner versammlet war. Ohnerachtet nicht ein einziger Mine machte uns
das Landen zu verwehren; so mußten, Sicherheits halber, die See-Soldaten den-
noch förmlich aufmarschiren, indeß wir dicht vor ihnen auf und ab giengen
und die Einwohner baten, ein wenig Platz zu machen. Dies thaten sie un-
weigerlich und gleich darauf hielt ein ansehnlicher junger Mann, den uns Herr
Pickersgill als den König, Teabuma, zeigte, eine Rede, nachdem zuvor ein
andrer, durch lauten Ausruf, allgemeine Stille geboten hatte. Die Rede schien

in den Jahren 1772 bis 1775.
gefuͤgten Kaͤhnen beſtand. Auf der Plattform lag ein Haufen mit Aſche vermeng-1774.
Septem-
ber.

ter Erde, und auf dieſen ward beſtaͤndig Feuer unterhalten. Viele von den Leu-
ten ſtiegen ſogleich ganz vertraulich an Bord, und einer verkaufte uns eine Yam-
Wurzel gegen ein Stuͤckchen rothes Tuch. Bey Tiſche bekamen wir noch mehr
Zuſpruch von Indianern; gepoͤkeltes Schweinfleiſch wollten ſie eben ſo we-
nig anruͤhren, als Wein trinken, die Yams hingegen, welche wir zu Tanna
eingehandelt, ließen ſie ſich ganz wohl ſchmecken. Nur Schade, daß unſer Vor-
rath davon zu gering war, um ſie nach ihrem voͤlligen Belieben damit bewirthen
zu koͤnnen. Alles Rothe fiel ihnen ins Auge, und beſonders ſtand ihnen rothes
Tuch oder Boy an; doch erboten ſie ſich niemahls etwas dagegen wieder zu ge-
ben. Das Wort “Eri” und noch ein Paar andre ausgenommen, hatte ihre
Sprache gar keine Aehnlichkeit mit irgend einer andern, die wir zuvor im Suͤd-
Meer
gehoͤrt. Wenn man bedenkt, daß in allen oſtwaͤrts gelegenen Eylan-
den dieſes Oceans, imgleichen auf Neu-Seeland, eine und eben dieſelbe Spra-
che (oder wenigſtens Dialecte derſelben) geſprochen werden; ſo kann man ſich
leicht vorſtellen, daß uns die große Verſchiedenheit der Sprachen, welche wir
im weſtlichen Theil dieſes Meeres antrafen, aͤußerſt befremden mußte. Auch
die Leute ſelbſt waren von allen die wir bisher geſehn hatten, ſehr verſchieden,
nemlich groß und mehrentheils von wohlproportionirten Gliedmaaßen; ihre Ge-
ſichtszuͤge ſanft, Haar und Baͤrte ſchwarz und ſtark gekraͤuſelt, bey einigen faſt
wolligt, und die Farbe der Haut am ganzen Koͤrper ins ſchwarze fallend oder
dunkel kaſtanien-braun, wie bey den Einwohnern der Inſel Tanna.

Nachmittags fuhren wir, unter Bedeckung zwoͤlf wohlbewafneter See-
Soldaten, in zwey ſtark bemannten Booten dem Ufer zu und ſtiegen auf einer
flachen Landſpitze aus, woſelbſt ein Haufen theils wehrloſer theils bewafneter
Einwohner verſammlet war. Ohnerachtet nicht ein einziger Mine machte uns
das Landen zu verwehren; ſo mußten, Sicherheits halber, die See-Soldaten den-
noch foͤrmlich aufmarſchiren, indeß wir dicht vor ihnen auf und ab giengen
und die Einwohner baten, ein wenig Platz zu machen. Dies thaten ſie un-
weigerlich und gleich darauf hielt ein anſehnlicher junger Mann, den uns Herr
Pickersgill als den Koͤnig, Teabuma, zeigte, eine Rede, nachdem zuvor ein
andrer, durch lauten Ausruf, allgemeine Stille geboten hatte. Die Rede ſchien

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[301/0315] in den Jahren 1772 bis 1775. gefuͤgten Kaͤhnen beſtand. Auf der Plattform lag ein Haufen mit Aſche vermeng- ter Erde, und auf dieſen ward beſtaͤndig Feuer unterhalten. Viele von den Leu- ten ſtiegen ſogleich ganz vertraulich an Bord, und einer verkaufte uns eine Yam- Wurzel gegen ein Stuͤckchen rothes Tuch. Bey Tiſche bekamen wir noch mehr Zuſpruch von Indianern; gepoͤkeltes Schweinfleiſch wollten ſie eben ſo we- nig anruͤhren, als Wein trinken, die Yams hingegen, welche wir zu Tanna eingehandelt, ließen ſie ſich ganz wohl ſchmecken. Nur Schade, daß unſer Vor- rath davon zu gering war, um ſie nach ihrem voͤlligen Belieben damit bewirthen zu koͤnnen. Alles Rothe fiel ihnen ins Auge, und beſonders ſtand ihnen rothes Tuch oder Boy an; doch erboten ſie ſich niemahls etwas dagegen wieder zu ge- ben. Das Wort “Eri” und noch ein Paar andre ausgenommen, hatte ihre Sprache gar keine Aehnlichkeit mit irgend einer andern, die wir zuvor im Suͤd- Meer gehoͤrt. Wenn man bedenkt, daß in allen oſtwaͤrts gelegenen Eylan- den dieſes Oceans, imgleichen auf Neu-Seeland, eine und eben dieſelbe Spra- che (oder wenigſtens Dialecte derſelben) geſprochen werden; ſo kann man ſich leicht vorſtellen, daß uns die große Verſchiedenheit der Sprachen, welche wir im weſtlichen Theil dieſes Meeres antrafen, aͤußerſt befremden mußte. Auch die Leute ſelbſt waren von allen die wir bisher geſehn hatten, ſehr verſchieden, nemlich groß und mehrentheils von wohlproportionirten Gliedmaaßen; ihre Ge- ſichtszuͤge ſanft, Haar und Baͤrte ſchwarz und ſtark gekraͤuſelt, bey einigen faſt wolligt, und die Farbe der Haut am ganzen Koͤrper ins ſchwarze fallend oder dunkel kaſtanien-braun, wie bey den Einwohnern der Inſel Tanna. 1774. Septem- ber. Nachmittags fuhren wir, unter Bedeckung zwoͤlf wohlbewafneter See- Soldaten, in zwey ſtark bemannten Booten dem Ufer zu und ſtiegen auf einer flachen Landſpitze aus, woſelbſt ein Haufen theils wehrloſer theils bewafneter Einwohner verſammlet war. Ohnerachtet nicht ein einziger Mine machte uns das Landen zu verwehren; ſo mußten, Sicherheits halber, die See-Soldaten den- noch foͤrmlich aufmarſchiren, indeß wir dicht vor ihnen auf und ab giengen und die Einwohner baten, ein wenig Platz zu machen. Dies thaten ſie un- weigerlich und gleich darauf hielt ein anſehnlicher junger Mann, den uns Herr Pickersgill als den Koͤnig, Teabuma, zeigte, eine Rede, nachdem zuvor ein andrer, durch lauten Ausruf, allgemeine Stille geboten hatte. Die Rede ſchien

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/315>, abgerufen am 27.11.2024.