Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.in den Jahren 1772 bis 1775. halten. *) Die östliche Landspitze der Einfahrt, nannten wir Cap Quiros, sie1774.August. liegt unter 14 Grad 55 Secunden Süder-Breite, und 167 Grad 14 Minuten öst- licher Länge. Der westlichen gaben wir den Namen, Cap Cumberland; diese liegt etwas weiter gegen Norden, nemlich unter 14 Grad 38 Minuten süd- licher Breite, und 166 Grad 52 Secunden östlicher Länge. Früh Morgens befan- den wir uns derselben gegenüber, fuhren vollends aus der Bay, und sodann westwärts längst der nördlichen Küste hin, doch gieng es, der Windstillen und schwachen Winde halber, ziemlich langsam. Was Quiros von der Anmuth und Fruchtbarkeit dieses Landes rühmt, ist sehr gegründet; es dünkte mir, in der That, eines der schönsten, die ich je gesehn. Im Pflanzenreiche würde für den Naturforscher unstreitig manche schöne Endeckung zu machen gewesen seyn, zumal da die Insel, (Neu-Seeland ausgenommen,) das größte Land, welches wir bisher angetroffen, und überdem noch von keinem Naturkundiger besucht worden war. Allein, das Studium der Natur ward auf der Reise immer nur als Neben- sache betrachtet; man handelte hierinn der Absicht des Königs gerade zuwider, und that nicht anders, als ob der Zweck der ganzen Unternehmung blos darauf hin- ausliefe, in der südlichen Halbkugel "nach einer neuen Curslinie" umherzusegeln! Ein Glück war's, daß, wenigstens dann und wann, die Bedürfnisse der Mann- schaft mit dem Vortheil der Wissenschaften einerley Gegenstand hatten; sonst würden die letztern vielleicht ganz leer ausgegangen seyn. Nachmittags ward ein Hayfisch gefangen, der uns am folgenden Tage *) Siehe Herrn Dalrymple's Collection of voyages &c. in the S. Pacifick Ocean. Vol. I.
p. 132. 142. 169. in den Jahren 1772 bis 1775. halten. *) Die oͤſtliche Landſpitze der Einfahrt, nannten wir Cap Quiros, ſie1774.Auguſt. liegt unter 14 Grad 55 Secunden Suͤder-Breite, und 167 Grad 14 Minuten oͤſt- licher Laͤnge. Der weſtlichen gaben wir den Namen, Cap Cumberland; dieſe liegt etwas weiter gegen Norden, nemlich unter 14 Grad 38 Minuten ſuͤd- licher Breite, und 166 Grad 52 Secunden oͤſtlicher Laͤnge. Fruͤh Morgens befan- den wir uns derſelben gegenuͤber, fuhren vollends aus der Bay, und ſodann weſtwaͤrts laͤngſt der noͤrdlichen Kuͤſte hin, doch gieng es, der Windſtillen und ſchwachen Winde halber, ziemlich langſam. Was Quiros von der Anmuth und Fruchtbarkeit dieſes Landes ruͤhmt, iſt ſehr gegruͤndet; es duͤnkte mir, in der That, eines der ſchoͤnſten, die ich je geſehn. Im Pflanzenreiche wuͤrde fuͤr den Naturforſcher unſtreitig manche ſchoͤne Endeckung zu machen geweſen ſeyn, zumal da die Inſel, (Neu-Seeland ausgenommen,) das groͤßte Land, welches wir bisher angetroffen, und uͤberdem noch von keinem Naturkundiger beſucht worden war. Allein, das Studium der Natur ward auf der Reiſe immer nur als Neben- ſache betrachtet; man handelte hierinn der Abſicht des Koͤnigs gerade zuwider, und that nicht anders, als ob der Zweck der ganzen Unternehmung blos darauf hin- ausliefe, in der ſuͤdlichen Halbkugel “nach einer neuen Curslinie” umherzuſegeln! Ein Gluͤck war’s, daß, wenigſtens dann und wann, die Beduͤrfniſſe der Mann- ſchaft mit dem Vortheil der Wiſſenſchaften einerley Gegenſtand hatten; ſonſt wuͤrden die letztern vielleicht ganz leer ausgegangen ſeyn. Nachmittags ward ein Hayfiſch gefangen, der uns am folgenden Tage *) Siehe Herrn Dalrymple’s Collection of voyages &c. in the S. Pacifick Ocean. Vol. I.
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in den Jahren 1772 bis 1775.
halten. *) Die oͤſtliche Landſpitze der Einfahrt, nannten wir Cap Quiros, ſie
liegt unter 14 Grad 55 Secunden Suͤder-Breite, und 167 Grad 14 Minuten oͤſt-
licher Laͤnge. Der weſtlichen gaben wir den Namen, Cap Cumberland; dieſe
liegt etwas weiter gegen Norden, nemlich unter 14 Grad 38 Minuten ſuͤd-
licher Breite, und 166 Grad 52 Secunden oͤſtlicher Laͤnge. Fruͤh Morgens befan-
den wir uns derſelben gegenuͤber, fuhren vollends aus der Bay, und ſodann
weſtwaͤrts laͤngſt der noͤrdlichen Kuͤſte hin, doch gieng es, der Windſtillen und
ſchwachen Winde halber, ziemlich langſam. Was Quiros von der Anmuth
und Fruchtbarkeit dieſes Landes ruͤhmt, iſt ſehr gegruͤndet; es duͤnkte mir, in
der That, eines der ſchoͤnſten, die ich je geſehn. Im Pflanzenreiche wuͤrde
fuͤr den Naturforſcher unſtreitig manche ſchoͤne Endeckung zu machen geweſen ſeyn,
zumal da die Inſel, (Neu-Seeland ausgenommen,) das groͤßte Land, welches wir
bisher angetroffen, und uͤberdem noch von keinem Naturkundiger beſucht worden
war. Allein, das Studium der Natur ward auf der Reiſe immer nur als Neben-
ſache betrachtet; man handelte hierinn der Abſicht des Koͤnigs gerade zuwider, und
that nicht anders, als ob der Zweck der ganzen Unternehmung blos darauf hin-
ausliefe, in der ſuͤdlichen Halbkugel “nach einer neuen Curslinie” umherzuſegeln!
Ein Gluͤck war’s, daß, wenigſtens dann und wann, die Beduͤrfniſſe der Mann-
ſchaft mit dem Vortheil der Wiſſenſchaften einerley Gegenſtand hatten; ſonſt
wuͤrden die letztern vielleicht ganz leer ausgegangen ſeyn.
1774.
Auguſt.
Nachmittags ward ein Hayfiſch gefangen, der uns am folgenden Tage
eine friſche Mahlzeit lieferte. Auf ſeinem Ruͤcken ſaß ein kleines Inſekt, vom
Geſchlecht des Monoculus, und jener beſondern Art ſehr aͤhnlich, die ſich in
den Kiefern des Lachſen aufhaͤlt. Auch fand ſich in unſrer kleinen Bibliothek,
beym Wegruͤcken etlicher Buͤcher, ein Scorpion der, vermuthlich von den
Freundſchaftlichen-Eylanden, mit einem Buͤſchel Piſangfruͤchte, an Bord
gekommen ſeyn mochte. Abends fiengen wir einen Toͤlpel, der ſich auf die
große Raa niedergelaſſen hatte und zu der Art gehoͤrte, die beym Linné Pele-
canus Fiber heißt. Am naͤchſten Tage wehte der Wind noch immer ſo ſchwach,
daß wir, an der weſtlichen Kuͤſte von Tierra del Espiritu Santo, nur ganz
*) Siehe Herrn Dalrymple’s Collection of voyages &c. in the S. Pacifick Ocean. Vol. I.
p. 132. 142. 169.
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