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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.

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Forster's Reise um die Welt
1774.
August.
den, liefen sie fort, sich in den Hütten zu verbergen; allein Pao-vjangom rief
ihnen zu, daß sie nichts zu befürchten hätten, und auf diese Versicherung kamen
sie wieder zum Vorschein. Die Weiber und Mädchen blieben jedoch in einer
ziemlichen Entfernung, und sahen nur dann und wann schüchtern hinter
den Büschen hervor. Wir thaten als ob wir sie gar nicht bemerkten, und
setzten uns indessen bey den Männern nieder, die uns mit eben der gastfreyen
Gemüthsart, welche wir fast in allen diesen Inseln angetroffen hatten, an
ihrer Mahlzeit Theil zu nehmen baten. Die Hütten sind eigentlich
nur große Dächer die auf der Erde ruhen, und oberhalb schräg zusam-
menstoßen. An beyden Enden standen sie offen, ausser daß ein kleines Ge-
länder, von Rohr und Stecken geflochten, ohngefähr 18 Zolle hoch davor ge-
setzt war. An den größten Hütten betrug die Höhe des Dachs neun bis zehn
Fuß, und die Breite zwischen beyden Dach-Wänden, unten am Boden, ohn-
gefähr eben so viel. Die Länge hingegen war beträchtlicher, indem sie sich
zuweilen wohl auf 35 bis 40 Fuß erstreckte. Nichts kann einfacher
seyn, als der Bau dieser Wohnungen. Zwo Reihen Pfähle werden schräg
in die Erde gesteckt, so daß sie mit den obern Enden zusammen stoßen.
In dieser Richtung werden, von den gegen über stehenden, je zween und zween
an einander festgebunden, und das ganze Sparrwerk mit Matten belegt, bis
das Dach dicht genug ist, um weder Wind noch Regen durchzulassen. In-
wendig fanden wir nicht das geringste Geschirr oder Hausgeräth, sondern
blos etliche aus Palm-Blättern geflochtne Matten hin und wieder ausgebrei-
tet, und den Rest des Fußbodens mit trocknem Grase bestreuet. In jeder Hütte
war an mehr denn einer Stelle Feuer angemacht gewesen, welches auch die Sei-
tenwände bezeugten, in so fern sie über und über von Ruß glänzten. Mitten auf
dem freyen Platze standen drey hohe Stangen neben einander, die aus Cocos-
stämmen gemacht und durch kleine Latten unter sich verbunden waren. Von
der Spitze an bis zehn Fuß von der Erde herab hatte man viele kurze Stecken,
der Queere nach, an diese Stangen befestigt, und eine Menge alter Cocos-
Nüsse daran aufgehangen. Da die Einwohner das Oel dieser Frucht zum
Salben und die Schaale zu Armbändern und andern solchen Zierrathen ge-
brauchen; so mag dies Aufhängen derselben in freyer Luft wohl eine Art von

noth-

Forſter’s Reiſe um die Welt
1774.
Auguſt.
den, liefen ſie fort, ſich in den Huͤtten zu verbergen; allein Pao-vjangom rief
ihnen zu, daß ſie nichts zu befuͤrchten haͤtten, und auf dieſe Verſicherung kamen
ſie wieder zum Vorſchein. Die Weiber und Maͤdchen blieben jedoch in einer
ziemlichen Entfernung, und ſahen nur dann und wann ſchuͤchtern hinter
den Buͤſchen hervor. Wir thaten als ob wir ſie gar nicht bemerkten, und
ſetzten uns indeſſen bey den Maͤnnern nieder, die uns mit eben der gaſtfreyen
Gemuͤthsart, welche wir faſt in allen dieſen Inſeln angetroffen hatten, an
ihrer Mahlzeit Theil zu nehmen baten. Die Huͤtten ſind eigentlich
nur große Daͤcher die auf der Erde ruhen, und oberhalb ſchraͤg zuſam-
menſtoßen. An beyden Enden ſtanden ſie offen, auſſer daß ein kleines Ge-
laͤnder, von Rohr und Stecken geflochten, ohngefaͤhr 18 Zolle hoch davor ge-
ſetzt war. An den groͤßten Huͤtten betrug die Hoͤhe des Dachs neun bis zehn
Fuß, und die Breite zwiſchen beyden Dach-Waͤnden, unten am Boden, ohn-
gefaͤhr eben ſo viel. Die Laͤnge hingegen war betraͤchtlicher, indem ſie ſich
zuweilen wohl auf 35 bis 40 Fuß erſtreckte. Nichts kann einfacher
ſeyn, als der Bau dieſer Wohnungen. Zwo Reihen Pfaͤhle werden ſchraͤg
in die Erde geſteckt, ſo daß ſie mit den obern Enden zuſammen ſtoßen.
In dieſer Richtung werden, von den gegen uͤber ſtehenden, je zween und zween
an einander feſtgebunden, und das ganze Sparrwerk mit Matten belegt, bis
das Dach dicht genug iſt, um weder Wind noch Regen durchzulaſſen. In-
wendig fanden wir nicht das geringſte Geſchirr oder Hausgeraͤth, ſondern
blos etliche aus Palm-Blaͤttern geflochtne Matten hin und wieder ausgebrei-
tet, und den Reſt des Fußbodens mit trocknem Graſe beſtreuet. In jeder Huͤtte
war an mehr denn einer Stelle Feuer angemacht geweſen, welches auch die Sei-
tenwaͤnde bezeugten, in ſo fern ſie uͤber und uͤber von Ruß glaͤnzten. Mitten auf
dem freyen Platze ſtanden drey hohe Stangen neben einander, die aus Cocos-
ſtaͤmmen gemacht und durch kleine Latten unter ſich verbunden waren. Von
der Spitze an bis zehn Fuß von der Erde herab hatte man viele kurze Stecken,
der Queere nach, an dieſe Stangen befeſtigt, und eine Menge alter Cocos-
Nuͤſſe daran aufgehangen. Da die Einwohner das Oel dieſer Frucht zum
Salben und die Schaale zu Armbaͤndern und andern ſolchen Zierrathen ge-
brauchen; ſo mag dies Aufhaͤngen derſelben in freyer Luft wohl eine Art von

noth-
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[240/0254] Forſter’s Reiſe um die Welt den, liefen ſie fort, ſich in den Huͤtten zu verbergen; allein Pao-vjangom rief ihnen zu, daß ſie nichts zu befuͤrchten haͤtten, und auf dieſe Verſicherung kamen ſie wieder zum Vorſchein. Die Weiber und Maͤdchen blieben jedoch in einer ziemlichen Entfernung, und ſahen nur dann und wann ſchuͤchtern hinter den Buͤſchen hervor. Wir thaten als ob wir ſie gar nicht bemerkten, und ſetzten uns indeſſen bey den Maͤnnern nieder, die uns mit eben der gaſtfreyen Gemuͤthsart, welche wir faſt in allen dieſen Inſeln angetroffen hatten, an ihrer Mahlzeit Theil zu nehmen baten. Die Huͤtten ſind eigentlich nur große Daͤcher die auf der Erde ruhen, und oberhalb ſchraͤg zuſam- menſtoßen. An beyden Enden ſtanden ſie offen, auſſer daß ein kleines Ge- laͤnder, von Rohr und Stecken geflochten, ohngefaͤhr 18 Zolle hoch davor ge- ſetzt war. An den groͤßten Huͤtten betrug die Hoͤhe des Dachs neun bis zehn Fuß, und die Breite zwiſchen beyden Dach-Waͤnden, unten am Boden, ohn- gefaͤhr eben ſo viel. Die Laͤnge hingegen war betraͤchtlicher, indem ſie ſich zuweilen wohl auf 35 bis 40 Fuß erſtreckte. Nichts kann einfacher ſeyn, als der Bau dieſer Wohnungen. Zwo Reihen Pfaͤhle werden ſchraͤg in die Erde geſteckt, ſo daß ſie mit den obern Enden zuſammen ſtoßen. In dieſer Richtung werden, von den gegen uͤber ſtehenden, je zween und zween an einander feſtgebunden, und das ganze Sparrwerk mit Matten belegt, bis das Dach dicht genug iſt, um weder Wind noch Regen durchzulaſſen. In- wendig fanden wir nicht das geringſte Geſchirr oder Hausgeraͤth, ſondern blos etliche aus Palm-Blaͤttern geflochtne Matten hin und wieder ausgebrei- tet, und den Reſt des Fußbodens mit trocknem Graſe beſtreuet. In jeder Huͤtte war an mehr denn einer Stelle Feuer angemacht geweſen, welches auch die Sei- tenwaͤnde bezeugten, in ſo fern ſie uͤber und uͤber von Ruß glaͤnzten. Mitten auf dem freyen Platze ſtanden drey hohe Stangen neben einander, die aus Cocos- ſtaͤmmen gemacht und durch kleine Latten unter ſich verbunden waren. Von der Spitze an bis zehn Fuß von der Erde herab hatte man viele kurze Stecken, der Queere nach, an dieſe Stangen befeſtigt, und eine Menge alter Cocos- Nuͤſſe daran aufgehangen. Da die Einwohner das Oel dieſer Frucht zum Salben und die Schaale zu Armbaͤndern und andern ſolchen Zierrathen ge- brauchen; ſo mag dies Aufhaͤngen derſelben in freyer Luft wohl eine Art von noth- 1774. Auguſt.

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/254>, abgerufen am 25.11.2024.