Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.in den Jahren 1772 bis 1775. fanden aber eine weitläuftige Pflanzung vor uns, die aus unzähligen Pisangs,1774.August. zum Theil auch aus Cocos-Palmen und andern hohen Bäumen bestand, welche uns nirgends freye Aussicht gestatteten. Ueberdem war diese Plantage rings umher, so wie es zu Tonga-Tabbu und Namocka gebräuchlich ist, mit dichten Hecken von Rohr umzäunt. Die Indianer folgten uns noch immer auf dem Fuße nach, fiengen an uns von neuem zu warnen, und endlich ganz offenbar zu drohen, daß sie uns schlachten und fressen würden, wofern wir dar- auf beharreten, weiter zn gehen. Mit dem alten Vorwand, daß es uns le- diglich um die Jagd zu thun sey, war diesmahl nichts auszurichten, vielmehr schien unsre heutige Beharrlichkeit sie von neuem so mißtrauisch gemacht zu ha- ben, daß wir wohl nicht ganz friedlich auseinander gekommen seyn möchten, wenn uns nicht der alte Pao-vjangom begegnet wäre. Mit diesem ließen sie uns geruhig längs der ganzen Anhöhe gegen das West-Ende des Havens fortgehen. Diese Gegend war durchgehends mit Feigen-Bäumen besetzt, die wegen ihrer eßbaren Blätter und Früchte ordentlich angepflanzt werden. Sie sind von dreyerley Arten; die eine trägt Früchte von eben der Größe als bey uns zu Lande, nur daß sie von aussen wollicht wie Pfirsichen, und inwendig blutroth wie Granatäpfel sind. Der Saft ist süß, sonst aber eben nicht schmackhaft. Auf einer andern Art großer Bäume wuchs die Jambu sehr häufig; diese Frucht ist ohngefähr so groß als eine kleine Birne, und ihres angenehm säuerlichen Saftes wegen sehr kühlend. Ausserdem gab es hier auch noch schöne Kohl-Palmen, (areca oleracea Linn.) Jenseits dieser Plantage kamen wir in ein kleines Wäldchen von allerhand blühenden Sträu- chen, welches einen anmuthigen freyen Platz enthielt, der wenigstens hundert Ellen im Gevierte hatte, und auf allen Seiten mit hohen, so dick belaubten Bäumen eingeschlossen war, daß man kaum hindurch sehen konnte. Am Rande desselben lagen drey Wohnhütten, und in einer Ecke stand ein wilder, ungewöhnlich großer Feigenbaum, der ohnweit der Wurzel wenigstens drey El- len im Durchmesser hielt, und seine Aeste, auf eine mahlerische Art, wohl vier- zig Ellen weit, nach allen Seiten ausbreitete. Unter diesem stattlichen Bau- me, der noch im besten Wuchse war, saß eine kleine Familie bey einem Feuer, an welchem sie Yams und Pisangs brateten. Sobald sie uns gewahr wur- in den Jahren 1772 bis 1775. fanden aber eine weitlaͤuftige Pflanzung vor uns, die aus unzaͤhligen Piſangs,1774.Auguſt. zum Theil auch aus Cocos-Palmen und andern hohen Baͤumen beſtand, welche uns nirgends freye Ausſicht geſtatteten. Ueberdem war dieſe Plantage rings umher, ſo wie es zu Tonga-Tabbu und Namocka gebraͤuchlich iſt, mit dichten Hecken von Rohr umzaͤunt. Die Indianer folgten uns noch immer auf dem Fuße nach, fiengen an uns von neuem zu warnen, und endlich ganz offenbar zu drohen, daß ſie uns ſchlachten und freſſen wuͤrden, wofern wir dar- auf beharreten, weiter zn gehen. Mit dem alten Vorwand, daß es uns le- diglich um die Jagd zu thun ſey, war diesmahl nichts auszurichten, vielmehr ſchien unſre heutige Beharrlichkeit ſie von neuem ſo mißtrauiſch gemacht zu ha- ben, daß wir wohl nicht ganz friedlich auseinander gekommen ſeyn moͤchten, wenn uns nicht der alte Pao-vjangom begegnet waͤre. Mit dieſem ließen ſie uns geruhig laͤngs der ganzen Anhoͤhe gegen das Weſt-Ende des Havens fortgehen. Dieſe Gegend war durchgehends mit Feigen-Baͤumen beſetzt, die wegen ihrer eßbaren Blaͤtter und Fruͤchte ordentlich angepflanzt werden. Sie ſind von dreyerley Arten; die eine traͤgt Fruͤchte von eben der Groͤße als bey uns zu Lande, nur daß ſie von auſſen wollicht wie Pfirſichen, und inwendig blutroth wie Granataͤpfel ſind. Der Saft iſt ſuͤß, ſonſt aber eben nicht ſchmackhaft. Auf einer andern Art großer Baͤume wuchs die Jambu ſehr haͤufig; dieſe Frucht iſt ohngefaͤhr ſo groß als eine kleine Birne, und ihres angenehm ſaͤuerlichen Saftes wegen ſehr kuͤhlend. Auſſerdem gab es hier auch noch ſchoͤne Kohl-Palmen, (areca oleracea Linn.) Jenſeits dieſer Plantage kamen wir in ein kleines Waͤldchen von allerhand bluͤhenden Straͤu- chen, welches einen anmuthigen freyen Platz enthielt, der wenigſtens hundert Ellen im Gevierte hatte, und auf allen Seiten mit hohen, ſo dick belaubten Baͤumen eingeſchloſſen war, daß man kaum hindurch ſehen konnte. Am Rande deſſelben lagen drey Wohnhuͤtten, und in einer Ecke ſtand ein wilder, ungewoͤhnlich großer Feigenbaum, der ohnweit der Wurzel wenigſtens drey El- len im Durchmeſſer hielt, und ſeine Aeſte, auf eine mahleriſche Art, wohl vier- zig Ellen weit, nach allen Seiten ausbreitete. Unter dieſem ſtattlichen Bau- me, der noch im beſten Wuchſe war, ſaß eine kleine Familie bey einem Feuer, an welchem ſie Yams und Piſangs brateten. Sobald ſie uns gewahr wur- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0253" n="239"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">in den Jahren 1772 bis 1775.</hi></fw><lb/> fanden aber eine weitlaͤuftige Pflanzung vor uns, die aus unzaͤhligen <hi rendition="#fr">Piſangs</hi>,<note place="right">1774.<lb/> Auguſt.</note><lb/> zum Theil auch aus <hi rendition="#fr">Cocos-Palmen</hi> und andern hohen Baͤumen beſtand,<lb/> welche uns nirgends freye Ausſicht geſtatteten. 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welche uns nirgends freye Ausſicht geſtatteten. Ueberdem war dieſe Plantage
rings umher, ſo wie es zu Tonga-Tabbu und Namocka gebraͤuchlich iſt, mit
dichten Hecken von Rohr umzaͤunt. Die Indianer folgten uns noch immer
auf dem Fuße nach, fiengen an uns von neuem zu warnen, und endlich ganz
offenbar zu drohen, daß ſie uns ſchlachten und freſſen wuͤrden, wofern wir dar-
auf beharreten, weiter zn gehen. Mit dem alten Vorwand, daß es uns le-
diglich um die Jagd zu thun ſey, war diesmahl nichts auszurichten, vielmehr
ſchien unſre heutige Beharrlichkeit ſie von neuem ſo mißtrauiſch gemacht zu ha-
ben, daß wir wohl nicht ganz friedlich auseinander gekommen ſeyn moͤchten,
wenn uns nicht der alte Pao-vjangom begegnet waͤre. Mit dieſem ließen ſie
uns geruhig laͤngs der ganzen Anhoͤhe gegen das Weſt-Ende des Havens
fortgehen. Dieſe Gegend war durchgehends mit Feigen-Baͤumen beſetzt,
die wegen ihrer eßbaren Blaͤtter und Fruͤchte ordentlich angepflanzt werden.
Sie ſind von dreyerley Arten; die eine traͤgt Fruͤchte von eben der Groͤße als
bey uns zu Lande, nur daß ſie von auſſen wollicht wie Pfirſichen, und inwendig
blutroth wie Granataͤpfel ſind. Der Saft iſt ſuͤß, ſonſt aber eben nicht
ſchmackhaft. Auf einer andern Art großer Baͤume wuchs die Jambu ſehr
haͤufig; dieſe Frucht iſt ohngefaͤhr ſo groß als eine kleine Birne, und ihres
angenehm ſaͤuerlichen Saftes wegen ſehr kuͤhlend. Auſſerdem gab es hier
auch noch ſchoͤne Kohl-Palmen, (areca oleracea Linn.) Jenſeits dieſer
Plantage kamen wir in ein kleines Waͤldchen von allerhand bluͤhenden Straͤu-
chen, welches einen anmuthigen freyen Platz enthielt, der wenigſtens hundert
Ellen im Gevierte hatte, und auf allen Seiten mit hohen, ſo dick belaubten
Baͤumen eingeſchloſſen war, daß man kaum hindurch ſehen konnte. Am
Rande deſſelben lagen drey Wohnhuͤtten, und in einer Ecke ſtand ein wilder,
ungewoͤhnlich großer Feigenbaum, der ohnweit der Wurzel wenigſtens drey El-
len im Durchmeſſer hielt, und ſeine Aeſte, auf eine mahleriſche Art, wohl vier-
zig Ellen weit, nach allen Seiten ausbreitete. Unter dieſem ſtattlichen Bau-
me, der noch im beſten Wuchſe war, ſaß eine kleine Familie bey einem Feuer,
an welchem ſie Yams und Piſangs brateten. Sobald ſie uns gewahr wur-
1774.
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