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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.

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Forster's Reise um die Welt
1774.
August.
Ausbrüche, auf eine oder die andre Art, zuwege, es sey nun, daß er die
Gährung der brennbaren Mineralien im Berge würklich verursacht, oder die-
selbe nur befördert und vermehrt. Nachdem wir die rauchenden Oefnungen
dieser Solfatara lange genug betrachtet hatten, stiegen wir noch höher, und
entdeckten bald, an unterschiedenen Orten des Waldes, eine Menge von Pflan-
zungen. Zwischen dick belaubten Bäumen brachte uns, in sanfter Krüm-
mung, der Fußpfad ganz bequem bis zum Gipfel, von welchem ein schmaler,
in zwo Rohrzäunen eingehägter Weg, der freye Aussicht nach dem nordöst-
lichen See-Ufer hatte, an der andern Seite des Berges hinab lief. Auf die-
sem Wege bekamen wir in kurzer Zeit den Volcan zu Gesicht, und konnten das
Auswerfen desselben schon sehr deutlich wahrnehmen, ohnerachtet uns noch man-
cher Hügel und manches Thal wohl zwey Seemeilen weit davon trennen moch-
te. Die Gewalt des unterirrdischen Feuers setzte uns am mehresten in
Erstaunen, denn Felsen-Klumpen, zum Theil so groß als unser größtes
Boot, wurden aus dem Innersten des Berges hoch empor geschleudert, als
ob es gleichsam nur Kiesel wären. Durch den bisherigen guten Fortgang
unserer Wanderung, und durch die Einsamkeit dieser Gegend beherzt gemacht,
waren wir im Begriff weiter vorzudringen, als plötzlich der Schall von einer
oder zween großen Trompeten-Muscheln ertönte. Da dieses Instrument
bey allen wilden Nationen, und vorzüglich in der Süd-See, zum Lermblasen
gebraucht zu werden pflegt; so mußten wir uns durch allzu lautes Reden verra-
then, und auf solche Art die Einwohner in Allarm gesetzt haben. Nun durf-
ten wir folglich dem Landfrieden nicht länger trauen, und kehrten also unver-
züglich zurück, erreichten auch die oberste Solfatara, ohne von den India-
nern entdeckt zu werden. Erst dort begegneten uns etliche die vom Wasser-
platz herauf kamen, und sich zu wundern schienen, daß wir so weit im Lande um-
herschweiften. Wir halfen uns, wie gewöhnlich, mit dem Vorwand durch,
daß wir bloß aufs Vogelschießen ausgegangen wären, und bathen sie zugleich
um etwas zu trinken. Gegen das erste fanden sie nichts einzuwenden, achte-
ten aber, dem Anschein nach, auch auf das zweyte nicht, denn sie setzten ihren
Weg den Berg hinauf ganz gleichgültig fort. Jedoch, als wir auf demselben
Fleck ohngefähr noch eine Viertelstunde lang nach Kräutern gesucht hatten, und

Forſter’s Reiſe um die Welt
1774.
Auguſt.
Ausbruͤche, auf eine oder die andre Art, zuwege, es ſey nun, daß er die
Gaͤhrung der brennbaren Mineralien im Berge wuͤrklich verurſacht, oder die-
ſelbe nur befoͤrdert und vermehrt. Nachdem wir die rauchenden Oefnungen
dieſer Solfatara lange genug betrachtet hatten, ſtiegen wir noch hoͤher, und
entdeckten bald, an unterſchiedenen Orten des Waldes, eine Menge von Pflan-
zungen. Zwiſchen dick belaubten Baͤumen brachte uns, in ſanfter Kruͤm-
mung, der Fußpfad ganz bequem bis zum Gipfel, von welchem ein ſchmaler,
in zwo Rohrzaͤunen eingehaͤgter Weg, der freye Ausſicht nach dem nordoͤſt-
lichen See-Ufer hatte, an der andern Seite des Berges hinab lief. Auf die-
ſem Wege bekamen wir in kurzer Zeit den Volcan zu Geſicht, und konnten das
Auswerfen deſſelben ſchon ſehr deutlich wahrnehmen, ohnerachtet uns noch man-
cher Huͤgel und manches Thal wohl zwey Seemeilen weit davon trennen moch-
te. Die Gewalt des unterirrdiſchen Feuers ſetzte uns am mehreſten in
Erſtaunen, denn Felſen-Klumpen, zum Theil ſo groß als unſer groͤßtes
Boot, wurden aus dem Innerſten des Berges hoch empor geſchleudert, als
ob es gleichſam nur Kieſel waͤren. Durch den bisherigen guten Fortgang
unſerer Wanderung, und durch die Einſamkeit dieſer Gegend beherzt gemacht,
waren wir im Begriff weiter vorzudringen, als ploͤtzlich der Schall von einer
oder zween großen Trompeten-Muſcheln ertoͤnte. Da dieſes Inſtrument
bey allen wilden Nationen, und vorzuͤglich in der Suͤd-See, zum Lermblaſen
gebraucht zu werden pflegt; ſo mußten wir uns durch allzu lautes Reden verra-
then, und auf ſolche Art die Einwohner in Allarm geſetzt haben. Nun durf-
ten wir folglich dem Landfrieden nicht laͤnger trauen, und kehrten alſo unver-
zuͤglich zuruͤck, erreichten auch die oberſte Solfatara, ohne von den India-
nern entdeckt zu werden. Erſt dort begegneten uns etliche die vom Waſſer-
platz herauf kamen, und ſich zu wundern ſchienen, daß wir ſo weit im Lande um-
herſchweiften. Wir halfen uns, wie gewoͤhnlich, mit dem Vorwand durch,
daß wir bloß aufs Vogelſchießen ausgegangen waͤren, und bathen ſie zugleich
um etwas zu trinken. Gegen das erſte fanden ſie nichts einzuwenden, achte-
ten aber, dem Anſchein nach, auch auf das zweyte nicht, denn ſie ſetzten ihren
Weg den Berg hinauf ganz gleichguͤltig fort. Jedoch, als wir auf demſelben
Fleck ohngefaͤhr noch eine Viertelſtunde lang nach Kraͤutern geſucht hatten, und

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[236/0250] Forſter’s Reiſe um die Welt Ausbruͤche, auf eine oder die andre Art, zuwege, es ſey nun, daß er die Gaͤhrung der brennbaren Mineralien im Berge wuͤrklich verurſacht, oder die- ſelbe nur befoͤrdert und vermehrt. Nachdem wir die rauchenden Oefnungen dieſer Solfatara lange genug betrachtet hatten, ſtiegen wir noch hoͤher, und entdeckten bald, an unterſchiedenen Orten des Waldes, eine Menge von Pflan- zungen. Zwiſchen dick belaubten Baͤumen brachte uns, in ſanfter Kruͤm- mung, der Fußpfad ganz bequem bis zum Gipfel, von welchem ein ſchmaler, in zwo Rohrzaͤunen eingehaͤgter Weg, der freye Ausſicht nach dem nordoͤſt- lichen See-Ufer hatte, an der andern Seite des Berges hinab lief. Auf die- ſem Wege bekamen wir in kurzer Zeit den Volcan zu Geſicht, und konnten das Auswerfen deſſelben ſchon ſehr deutlich wahrnehmen, ohnerachtet uns noch man- cher Huͤgel und manches Thal wohl zwey Seemeilen weit davon trennen moch- te. Die Gewalt des unterirrdiſchen Feuers ſetzte uns am mehreſten in Erſtaunen, denn Felſen-Klumpen, zum Theil ſo groß als unſer groͤßtes Boot, wurden aus dem Innerſten des Berges hoch empor geſchleudert, als ob es gleichſam nur Kieſel waͤren. Durch den bisherigen guten Fortgang unſerer Wanderung, und durch die Einſamkeit dieſer Gegend beherzt gemacht, waren wir im Begriff weiter vorzudringen, als ploͤtzlich der Schall von einer oder zween großen Trompeten-Muſcheln ertoͤnte. Da dieſes Inſtrument bey allen wilden Nationen, und vorzuͤglich in der Suͤd-See, zum Lermblaſen gebraucht zu werden pflegt; ſo mußten wir uns durch allzu lautes Reden verra- then, und auf ſolche Art die Einwohner in Allarm geſetzt haben. Nun durf- ten wir folglich dem Landfrieden nicht laͤnger trauen, und kehrten alſo unver- zuͤglich zuruͤck, erreichten auch die oberſte Solfatara, ohne von den India- nern entdeckt zu werden. Erſt dort begegneten uns etliche die vom Waſſer- platz herauf kamen, und ſich zu wundern ſchienen, daß wir ſo weit im Lande um- herſchweiften. Wir halfen uns, wie gewoͤhnlich, mit dem Vorwand durch, daß wir bloß aufs Vogelſchießen ausgegangen waͤren, und bathen ſie zugleich um etwas zu trinken. Gegen das erſte fanden ſie nichts einzuwenden, achte- ten aber, dem Anſchein nach, auch auf das zweyte nicht, denn ſie ſetzten ihren Weg den Berg hinauf ganz gleichguͤltig fort. Jedoch, als wir auf demſelben Fleck ohngefaͤhr noch eine Viertelſtunde lang nach Kraͤutern geſucht hatten, und 1774. Auguſt.

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/250>, abgerufen am 25.11.2024.