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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.

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Forster's Reise um die Welt
1774.
August.
denen Ausdruck aufgezeichnet, die beyde so viel als Himmel bedeuten sollten.
Um nun zu erfahren, welches eigentlich die wahre Benennung sey, wandten sie
sich an Fanokko. Dieser war der Erklärung wegen nicht einen Augenblick verle-
gen; sondern streckte sogleich seine rechte Hand aus, und legte ihr das eine Wort
bey, darnach bewegte er, unterhalb der ersteren, die andere hin und her, nennte sie
mit dem zweyten streitigen Worte, und gab dabey zu verstehen, die oberste
Hand bedeute eigentlich den Himmel, die andre hingegen die Wolken, die
drunter wegziehen. Auf eine eben so einfache und deutliche Weise, lehrte er
uns auch die Namen unterschiedner Eilande die hier umher liegen. Dasjenige
wo Capitain Cook unglücklicherweise mit den Einwohnern Händel bekam, und
von da wir gerade hieher geseegelt waren, nannte er Irromanga. Das nie-
drige Eiland, bey dem wir auf dieser Fahrt vorüber gekommen, hieß Immer,
ein hohes Eiland, welches wir, zu eben der Zeit, ostwärts von Tanna erblickt,
Irronam, und ein drittes gen Süden liegendes, welches wir noch nicht wahr-
genommen hatten, Anattom. Die Insulaner mußten über das Aussenblei-
ben des guten Fanokko unruhig werden, denn er war noch nicht lange bey uns an
Bord, als etliche derselben in einem Canot an das Schiff kamen, und ganz
ängstlich nach ihm fragten. Sobald dieser es hörte zeigte er sich am
Cajütten-Fenster, rief ihnen ein paar Worte zu, und schickte sie auf die Art
nach dem Lande zurück. Es währete aber nicht lange so kamen sie wieder, und
brachten ihm einen Hahn, etwas Zuckerrohr und Cocosnüsse, womit er, als ein
dankbarer Gast, seinem Wirthe, dem Capitain ein Geschenk machte. Nun
setzten wir uns mit einander zu Tisch; Fanokko kostete von dem gepökelten
Schweinefleisch, hatte aber schon am ersten Bissen genug. Gebratene oder ge-
kochte Yams waren mehr nach seinem Geschmack, doch aß er überhaupt sehr
mäßig, und schloß seine Mahlzeit mit einer Art von Torte, die ihm sehr gut
schmeckte, ohnerachtet sie nur aus gebacknen und überdem wurmstichig geworde-
nen Aepfeln zubereitet war. Wir setzten ihm auch ein Glas Wein vor, dies
trank er zwar ohne Widerwillen, wollte aber doch das zweyte nicht annehmen.
Er betrug sich bey Tische überaus artig und anständig; das Einzige was uns
von seinen Manieren nicht ganz gefiel, war, daß er den Rohrstab, den er im
Haare stecken hatte, anstatt einer Gabel brauchte, und sich dann bey Gelegen-

Forſter’s Reiſe um die Welt
1774.
Auguſt.
denen Ausdruck aufgezeichnet, die beyde ſo viel als Himmel bedeuten ſollten.
Um nun zu erfahren, welches eigentlich die wahre Benennung ſey, wandten ſie
ſich an Fanokko. Dieſer war der Erklaͤrung wegen nicht einen Augenblick verle-
gen; ſondern ſtreckte ſogleich ſeine rechte Hand aus, und legte ihr das eine Wort
bey, darnach bewegte er, unterhalb der erſteren, die andere hin und her, nennte ſie
mit dem zweyten ſtreitigen Worte, und gab dabey zu verſtehen, die oberſte
Hand bedeute eigentlich den Himmel, die andre hingegen die Wolken, die
drunter wegziehen. Auf eine eben ſo einfache und deutliche Weiſe, lehrte er
uns auch die Namen unterſchiedner Eilande die hier umher liegen. Dasjenige
wo Capitain Cook ungluͤcklicherweiſe mit den Einwohnern Haͤndel bekam, und
von da wir gerade hieher geſeegelt waren, nannte er Irromanga. Das nie-
drige Eiland, bey dem wir auf dieſer Fahrt voruͤber gekommen, hieß Immèr,
ein hohes Eiland, welches wir, zu eben der Zeit, oſtwaͤrts von Tanna erblickt,
Irronam, und ein drittes gen Suͤden liegendes, welches wir noch nicht wahr-
genommen hatten, Anattom. Die Inſulaner mußten uͤber das Auſſenblei-
ben des guten Fanokko unruhig werden, denn er war noch nicht lange bey uns an
Bord, als etliche derſelben in einem Canot an das Schiff kamen, und ganz
aͤngſtlich nach ihm fragten. Sobald dieſer es hoͤrte zeigte er ſich am
Cajuͤtten-Fenſter, rief ihnen ein paar Worte zu, und ſchickte ſie auf die Art
nach dem Lande zuruͤck. Es waͤhrete aber nicht lange ſo kamen ſie wieder, und
brachten ihm einen Hahn, etwas Zuckerrohr und Cocosnuͤſſe, womit er, als ein
dankbarer Gaſt, ſeinem Wirthe, dem Capitain ein Geſchenk machte. Nun
ſetzten wir uns mit einander zu Tiſch; Fanokko koſtete von dem gepoͤkelten
Schweinefleiſch, hatte aber ſchon am erſten Biſſen genug. Gebratene oder ge-
kochte Yams waren mehr nach ſeinem Geſchmack, doch aß er uͤberhaupt ſehr
maͤßig, und ſchloß ſeine Mahlzeit mit einer Art von Torte, die ihm ſehr gut
ſchmeckte, ohnerachtet ſie nur aus gebacknen und uͤberdem wurmſtichig geworde-
nen Aepfeln zubereitet war. Wir ſetzten ihm auch ein Glas Wein vor, dies
trank er zwar ohne Widerwillen, wollte aber doch das zweyte nicht annehmen.
Er betrug ſich bey Tiſche uͤberaus artig und anſtaͤndig; das Einzige was uns
von ſeinen Manieren nicht ganz gefiel, war, daß er den Rohrſtab, den er im
Haare ſtecken hatte, anſtatt einer Gabel brauchte, und ſich dann bey Gelegen-

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[228/0242] Forſter’s Reiſe um die Welt denen Ausdruck aufgezeichnet, die beyde ſo viel als Himmel bedeuten ſollten. Um nun zu erfahren, welches eigentlich die wahre Benennung ſey, wandten ſie ſich an Fanokko. Dieſer war der Erklaͤrung wegen nicht einen Augenblick verle- gen; ſondern ſtreckte ſogleich ſeine rechte Hand aus, und legte ihr das eine Wort bey, darnach bewegte er, unterhalb der erſteren, die andere hin und her, nennte ſie mit dem zweyten ſtreitigen Worte, und gab dabey zu verſtehen, die oberſte Hand bedeute eigentlich den Himmel, die andre hingegen die Wolken, die drunter wegziehen. Auf eine eben ſo einfache und deutliche Weiſe, lehrte er uns auch die Namen unterſchiedner Eilande die hier umher liegen. Dasjenige wo Capitain Cook ungluͤcklicherweiſe mit den Einwohnern Haͤndel bekam, und von da wir gerade hieher geſeegelt waren, nannte er Irromanga. Das nie- drige Eiland, bey dem wir auf dieſer Fahrt voruͤber gekommen, hieß Immèr, ein hohes Eiland, welches wir, zu eben der Zeit, oſtwaͤrts von Tanna erblickt, Irronam, und ein drittes gen Suͤden liegendes, welches wir noch nicht wahr- genommen hatten, Anattom. Die Inſulaner mußten uͤber das Auſſenblei- ben des guten Fanokko unruhig werden, denn er war noch nicht lange bey uns an Bord, als etliche derſelben in einem Canot an das Schiff kamen, und ganz aͤngſtlich nach ihm fragten. Sobald dieſer es hoͤrte zeigte er ſich am Cajuͤtten-Fenſter, rief ihnen ein paar Worte zu, und ſchickte ſie auf die Art nach dem Lande zuruͤck. Es waͤhrete aber nicht lange ſo kamen ſie wieder, und brachten ihm einen Hahn, etwas Zuckerrohr und Cocosnuͤſſe, womit er, als ein dankbarer Gaſt, ſeinem Wirthe, dem Capitain ein Geſchenk machte. Nun ſetzten wir uns mit einander zu Tiſch; Fanokko koſtete von dem gepoͤkelten Schweinefleiſch, hatte aber ſchon am erſten Biſſen genug. Gebratene oder ge- kochte Yams waren mehr nach ſeinem Geſchmack, doch aß er uͤberhaupt ſehr maͤßig, und ſchloß ſeine Mahlzeit mit einer Art von Torte, die ihm ſehr gut ſchmeckte, ohnerachtet ſie nur aus gebacknen und uͤberdem wurmſtichig geworde- nen Aepfeln zubereitet war. Wir ſetzten ihm auch ein Glas Wein vor, dies trank er zwar ohne Widerwillen, wollte aber doch das zweyte nicht annehmen. Er betrug ſich bey Tiſche uͤberaus artig und anſtaͤndig; das Einzige was uns von ſeinen Manieren nicht ganz gefiel, war, daß er den Rohrſtab, den er im Haare ſtecken hatte, anſtatt einer Gabel brauchte, und ſich dann bey Gelegen- 1774. Auguſt.

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/242>, abgerufen am 25.11.2024.