Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.

Bild:
<< vorherige Seite

in den Jahren 1772 bis 1775.
Eylande vorbeygekommen waren. Ob es aber, so wie diemehresten solcher niedrigen1774.
August.

Inseln, aus einem Corallen-Rief bestände? konnten wir nicht unterscheiden.
Nunmehro sahe man auch, 8 bis 9 Seemeilen gegen Osten hin, eine neue, ziem-
lich bergigte Insel liegen. Das größere Eiland, dahin wir eigentlich unsern Lauf rich-
teten, streckte sich von Nordwest gegen Südosten, und hatte eine Kette hoher Berge.
Vor dieser her lag eine Reihe niedriger Hügel, davon der äußerste, am Süd-
Ost-Ende der Insel, ein Volcan war, wie wir's in der abgewichnen Nacht, dem
Feuer nach, vermuthet hatten. Er bestand aus einem ausgebrannten und daher
völlig unfruchtbaren Steinklumpen von braun-röthlicher Farbe und kegelförmi-
ger Gestalt, und hatte in der Mitte einen Crater oder Brandbecher, war aber
der niedrigste von allen. Aus seinem Schlunde sahe man von Zeit zu Zeit
eine Säule von dickem Rauch, gleich, einem großen Baum empor steigen
der seine dickbelaubte Krone allmählig ausbreitet. So oft eine neue Rauch-Säule
zum Vorschein kam, hörte man ein dumpfes Geprassel, wie von einem fernen
Donner, und die Säulen folgten ziemlich hurtig aufeinander. Die Farbe des
Rauchs blieb nicht immer einerley; gemeiniglich war sie weiß und gelbligt, zuwei-
len aber grau-röthlich; welches letztere von dem Wiederschein des inneren Feuers
herrühren mogte. Die ganze Insel, der Volcan allein ausgenommen, ist überall
mit Bäumen, vornemlich mit Cocos-Palmen bewachsen und das Laub war
selbst zu dieser Jahrszeit, die doch den Winter vorstellte, sehr hell und frisch von
Ansehen.

Nach 8 Uhr wurden die Boote ausgesetzt, und der Loots abgeschickt,
einen Haven, der ostwärts vom Volcane vor uns lag, zu sondiren. Unterdessen
daß sie mit Hülfe eines günstigen Windes hineinliefen, sahe man zwey Canots
mit Einwohnern, aus unterschiednen Gegenden von der Küste abstoßen um den un-
srigen nachzufolgen, und ein drittes Canot seegelte in der Ferne längs dem Ufer.
Unsre Leute winkten, daß wir ihnen mit dem Schiff folgen mögten. Wir steuer-
ten also in den Haven, der eine enge Einfahrt hatte, erschracken aber nicht wenig,
als das Senkbley, welches unabläßig ausgeworfen wurde, von sechs Faden
auf einmal nur viertehalb angab; indeß vertiefte sich das Wasser gleich darauf
wieder bis auf vier, fünf und mehrere Faden. Man fand nachher, daß an
der seichten Stelle eine verborgene Felsen-Klippe vorhanden war, an der wir

C c 3

in den Jahren 1772 bis 1775.
Eylande vorbeygekommen waren. Ob es aber, ſo wie diemehreſten ſolcher niedrigen1774.
Auguſt.

Inſeln, aus einem Corallen-Rief beſtaͤnde? konnten wir nicht unterſcheiden.
Nunmehro ſahe man auch, 8 bis 9 Seemeilen gegen Oſten hin, eine neue, ziem-
lich bergigte Inſel liegen. Das groͤßere Eiland, dahin wir eigentlich unſern Lauf rich-
teten, ſtreckte ſich von Nordweſt gegen Suͤdoſten, und hatte eine Kette hoher Berge.
Vor dieſer her lag eine Reihe niedriger Huͤgel, davon der aͤußerſte, am Suͤd-
Oſt-Ende der Inſel, ein Volcan war, wie wir’s in der abgewichnen Nacht, dem
Feuer nach, vermuthet hatten. Er beſtand aus einem ausgebrannten und daher
voͤllig unfruchtbaren Steinklumpen von braun-roͤthlicher Farbe und kegelfoͤrmi-
ger Geſtalt, und hatte in der Mitte einen Crater oder Brandbecher, war aber
der niedrigſte von allen. Aus ſeinem Schlunde ſahe man von Zeit zu Zeit
eine Saͤule von dickem Rauch, gleich, einem großen Baum empor ſteigen
der ſeine dickbelaubte Krone allmaͤhlig ausbreitet. So oft eine neue Rauch-Saͤule
zum Vorſchein kam, hoͤrte man ein dumpfes Gepraſſel, wie von einem fernen
Donner, und die Saͤulen folgten ziemlich hurtig aufeinander. Die Farbe des
Rauchs blieb nicht immer einerley; gemeiniglich war ſie weiß und gelbligt, zuwei-
len aber grau-roͤthlich; welches letztere von dem Wiederſchein des inneren Feuers
herruͤhren mogte. Die ganze Inſel, der Volcan allein ausgenommen, iſt uͤberall
mit Baͤumen, vornemlich mit Cocos-Palmen bewachſen und das Laub war
ſelbſt zu dieſer Jahrszeit, die doch den Winter vorſtellte, ſehr hell und friſch von
Anſehen.

Nach 8 Uhr wurden die Boote ausgeſetzt, und der Loots abgeſchickt,
einen Haven, der oſtwaͤrts vom Volcane vor uns lag, zu ſondiren. Unterdeſſen
daß ſie mit Huͤlfe eines guͤnſtigen Windes hineinliefen, ſahe man zwey Canots
mit Einwohnern, aus unterſchiednen Gegenden von der Kuͤſte abſtoßen um den un-
ſrigen nachzufolgen, und ein drittes Canot ſeegelte in der Ferne laͤngs dem Ufer.
Unſre Leute winkten, daß wir ihnen mit dem Schiff folgen moͤgten. Wir ſteuer-
ten alſo in den Haven, der eine enge Einfahrt hatte, erſchracken aber nicht wenig,
als das Senkbley, welches unablaͤßig ausgeworfen wurde, von ſechs Faden
auf einmal nur viertehalb angab; indeß vertiefte ſich das Waſſer gleich darauf
wieder bis auf vier, fuͤnf und mehrere Faden. Man fand nachher, daß an
der ſeichten Stelle eine verborgene Felſen-Klippe vorhanden war, an der wir

C c 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0219" n="205"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">in den Jahren 1772 bis 1775.</hi></fw><lb/>
Eylande vorbeygekommen waren. Ob es aber, &#x017F;o wie diemehre&#x017F;ten &#x017F;olcher niedrigen<note place="right">1774.<lb/>
Augu&#x017F;t.</note><lb/>
In&#x017F;eln, aus einem Corallen-Rief be&#x017F;ta&#x0364;nde? konnten wir nicht unter&#x017F;cheiden.<lb/>
Nunmehro &#x017F;ahe man auch, 8 bis 9 Seemeilen gegen O&#x017F;ten hin, eine neue, ziem-<lb/>
lich bergigte In&#x017F;el liegen. Das gro&#x0364;ßere Eiland, dahin wir eigentlich un&#x017F;ern Lauf rich-<lb/>
teten, &#x017F;treckte &#x017F;ich von Nordwe&#x017F;t gegen Su&#x0364;do&#x017F;ten, und hatte eine Kette hoher Berge.<lb/>
Vor die&#x017F;er her lag eine Reihe niedriger Hu&#x0364;gel, davon der a&#x0364;ußer&#x017F;te, am Su&#x0364;d-<lb/>
O&#x017F;t-Ende der In&#x017F;el, ein Volcan war, wie wir&#x2019;s in der abgewichnen Nacht, dem<lb/>
Feuer nach, vermuthet hatten. Er be&#x017F;tand aus einem ausgebrannten und daher<lb/>
vo&#x0364;llig unfruchtbaren Steinklumpen von braun-ro&#x0364;thlicher Farbe und kegelfo&#x0364;rmi-<lb/>
ger Ge&#x017F;talt, und hatte in der Mitte einen <hi rendition="#fr">Crater</hi> oder <hi rendition="#fr">Brandbecher,</hi> war aber<lb/>
der niedrig&#x017F;te von allen. Aus &#x017F;einem Schlunde &#x017F;ahe man von Zeit zu Zeit<lb/>
eine Sa&#x0364;ule von dickem Rauch, gleich, einem großen Baum empor &#x017F;teigen<lb/>
der &#x017F;eine dickbelaubte Krone allma&#x0364;hlig ausbreitet. So oft eine neue Rauch-Sa&#x0364;ule<lb/>
zum Vor&#x017F;chein kam, ho&#x0364;rte man ein dumpfes Gepra&#x017F;&#x017F;el, wie von einem fernen<lb/>
Donner, und die Sa&#x0364;ulen folgten ziemlich hurtig aufeinander. Die Farbe des<lb/>
Rauchs blieb nicht immer einerley; gemeiniglich war &#x017F;ie weiß und gelbligt, zuwei-<lb/>
len aber grau-ro&#x0364;thlich; welches letztere von dem Wieder&#x017F;chein des inneren Feuers<lb/>
herru&#x0364;hren mogte. Die ganze In&#x017F;el, der Volcan allein ausgenommen, i&#x017F;t u&#x0364;berall<lb/>
mit Ba&#x0364;umen, vornemlich mit <hi rendition="#fr">Cocos-Palmen</hi> bewach&#x017F;en und das Laub war<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t zu die&#x017F;er Jahrszeit, die doch den Winter vor&#x017F;tellte, &#x017F;ehr hell und fri&#x017F;ch von<lb/>
An&#x017F;ehen.</p><lb/>
        <p>Nach 8 Uhr wurden die Boote ausge&#x017F;etzt, und der Loots abge&#x017F;chickt,<lb/>
einen Haven, der o&#x017F;twa&#x0364;rts vom Volcane vor uns lag, zu &#x017F;ondiren. Unterde&#x017F;&#x017F;en<lb/>
daß &#x017F;ie mit Hu&#x0364;lfe eines gu&#x0364;n&#x017F;tigen Windes hineinliefen, &#x017F;ahe man zwey Canots<lb/>
mit Einwohnern, aus unter&#x017F;chiednen Gegenden von der Ku&#x0364;&#x017F;te ab&#x017F;toßen um den un-<lb/>
&#x017F;rigen nachzufolgen, und ein drittes Canot &#x017F;eegelte in der Ferne la&#x0364;ngs dem Ufer.<lb/>
Un&#x017F;re Leute winkten, daß wir ihnen mit dem Schiff folgen mo&#x0364;gten. Wir &#x017F;teuer-<lb/>
ten al&#x017F;o in den Haven, der eine enge Einfahrt hatte, er&#x017F;chracken aber nicht wenig,<lb/>
als das Senkbley, welches unabla&#x0364;ßig ausgeworfen wurde, von &#x017F;echs Faden<lb/>
auf einmal nur viertehalb angab; indeß vertiefte &#x017F;ich das Wa&#x017F;&#x017F;er gleich darauf<lb/>
wieder bis auf vier, fu&#x0364;nf und mehrere Faden. Man fand nachher, daß an<lb/>
der &#x017F;eichten Stelle eine verborgene Fel&#x017F;en-Klippe vorhanden war, an der wir<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C c 3</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[205/0219] in den Jahren 1772 bis 1775. Eylande vorbeygekommen waren. Ob es aber, ſo wie diemehreſten ſolcher niedrigen Inſeln, aus einem Corallen-Rief beſtaͤnde? konnten wir nicht unterſcheiden. Nunmehro ſahe man auch, 8 bis 9 Seemeilen gegen Oſten hin, eine neue, ziem- lich bergigte Inſel liegen. Das groͤßere Eiland, dahin wir eigentlich unſern Lauf rich- teten, ſtreckte ſich von Nordweſt gegen Suͤdoſten, und hatte eine Kette hoher Berge. Vor dieſer her lag eine Reihe niedriger Huͤgel, davon der aͤußerſte, am Suͤd- Oſt-Ende der Inſel, ein Volcan war, wie wir’s in der abgewichnen Nacht, dem Feuer nach, vermuthet hatten. Er beſtand aus einem ausgebrannten und daher voͤllig unfruchtbaren Steinklumpen von braun-roͤthlicher Farbe und kegelfoͤrmi- ger Geſtalt, und hatte in der Mitte einen Crater oder Brandbecher, war aber der niedrigſte von allen. Aus ſeinem Schlunde ſahe man von Zeit zu Zeit eine Saͤule von dickem Rauch, gleich, einem großen Baum empor ſteigen der ſeine dickbelaubte Krone allmaͤhlig ausbreitet. So oft eine neue Rauch-Saͤule zum Vorſchein kam, hoͤrte man ein dumpfes Gepraſſel, wie von einem fernen Donner, und die Saͤulen folgten ziemlich hurtig aufeinander. Die Farbe des Rauchs blieb nicht immer einerley; gemeiniglich war ſie weiß und gelbligt, zuwei- len aber grau-roͤthlich; welches letztere von dem Wiederſchein des inneren Feuers herruͤhren mogte. Die ganze Inſel, der Volcan allein ausgenommen, iſt uͤberall mit Baͤumen, vornemlich mit Cocos-Palmen bewachſen und das Laub war ſelbſt zu dieſer Jahrszeit, die doch den Winter vorſtellte, ſehr hell und friſch von Anſehen. 1774. Auguſt. Nach 8 Uhr wurden die Boote ausgeſetzt, und der Loots abgeſchickt, einen Haven, der oſtwaͤrts vom Volcane vor uns lag, zu ſondiren. Unterdeſſen daß ſie mit Huͤlfe eines guͤnſtigen Windes hineinliefen, ſahe man zwey Canots mit Einwohnern, aus unterſchiednen Gegenden von der Kuͤſte abſtoßen um den un- ſrigen nachzufolgen, und ein drittes Canot ſeegelte in der Ferne laͤngs dem Ufer. Unſre Leute winkten, daß wir ihnen mit dem Schiff folgen moͤgten. Wir ſteuer- ten alſo in den Haven, der eine enge Einfahrt hatte, erſchracken aber nicht wenig, als das Senkbley, welches unablaͤßig ausgeworfen wurde, von ſechs Faden auf einmal nur viertehalb angab; indeß vertiefte ſich das Waſſer gleich darauf wieder bis auf vier, fuͤnf und mehrere Faden. Man fand nachher, daß an der ſeichten Stelle eine verborgene Felſen-Klippe vorhanden war, an der wir C c 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/219
Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/219>, abgerufen am 24.11.2024.